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Sturm in USAHurrikan „Ian“ trifft auf South Carolina – Mindestens 23 Tote in Florida

Lesezeit 5 Minuten
Ian South Carolina 300922

Der Wirbelsturm „Ian“ erreichte die Küste von South Carolina mit Windgeschwindigkeiten von rund 140 Kilometern pro Stunde.

Tampa/Miami – Hurrikan Ian hat im US-Bundesstaat Florida für Stromausfälle und Überschwemmungen gesorgt. Der als „extrem gefährlich“ eingestufte Wirbelsturm hatte am Mittwoch mit Windgeschwindigkeiten von 240 Stundenkilometern bei Cayo Costa die Südwestküste Floridas erreicht, wie das „National Hurricane Center“ (NHC) mitteilte. Mindestens 23 Menschen sind gestorben, so die Behörden. Viele der Opfer seien ertrunken.

Hurrikan „Ian“ trifft auf Küste von South Carolina

Hurrikan „Ian“ ist nach Florida auch im US-Bundesstaat South Carolina auf Land getroffen. Der Wirbelsturm erreichte die Küste mit Windgeschwindigkeiten von rund 140 Kilometern pro Stunde, wie das US-Hurrikanzentrum am Freitag bei Twitter mitteilte. Meteorologen warnten vor Überschwemmungen und Sturmfluten, die gut zwei Meter hoch ausfallen könnten.

Mit den aktuellen Winden entspricht „Ian“ der Hurrikan-Kategorie eins von fünf. Zuvor war der Wirbelsturm am Mittwoch als Hurrikan der Stufe vier und mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 Kilometern pro Stunde in Florida auf Land getroffen. Bei seinem Zug quer über den südlichen Bundesstaat hinterließ er Zerstörungen und Überschwemmungen.

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Florida kämpft mit Schäden durch Hurrikan „Ian“

Nach den schweren Verwüstungen durch „Ian“ in Florida hat der Bundesstaat mit den gewaltigen Sturmschäden zu kämpfen. Fast zwei Millionen Haushalte seien weiter ohne Strom, sagte Floridas Gouverneur Ron DeSantis am Freitag in Tallahassee. Mehrere Bezirke seien zum Großteil vom Stromnetz abgeschnitten, ein Bezirk nahezu komplett. Tausende Menschen seien in Notunterkünften untergebracht.

Die Behörden in Florida rechnen derzeit damit, dass mindestens 21 Menschen durch den Sturm ums Leben gekommen sind. Klarheit gebe es über diese Zahlen aber noch nicht, betonte Kevin Guthrie, Direktor der Behörde für Notfallmanagement in Florida.

Krokodile schwammen im Wasser

Vielerorts standen in Florida Straßen unter Wasser, waren Häuser wie wegrasiert, Brücken zerstört oder Boote wie in Fort Myers an Land gespült. Auf Hubschrauber-Aufnahmen waren brennende Häuser zwischen überfluteten Straßen zu sehen oder Grundstücke, von denen die Gebäude komplett weggeschwemmt wurden.

Auf Key Largo, einer der Inseln der Inselkette Florida Keys ganz im Süden des Bundesstaates, stehe das Wasser in den Straßen so tief, dass Krokodile darin schwämmen, schrieb die Zeitung „Miami Herald“. An der Insel Sanibel Island wurde die Brücke zerstört, die sie mit dem Festland verbindet. DeSantis sagte, die Bilder der Verwüstungen seien zum Teil bedrückend.

Behörden warnten Bewohner überfluteter Gebiete vor Gefahren im Wasser wie Schadstoffe aus der Kanalisation, Chemikalien - oder auch Alligatoren. Auch unterbrochene Strom- und Gas-Leitungen könnten Menschenleben kosten.

Joe Biden: „Ian“ könnte tödlichster Hurrikan in Floridas Geschichte sein

US-Präsident Joe Biden befürchtet, dass Hurrikan „Ian“ im Bundesstaat Florida zahlreiche Menschenleben gefordert hat. „Dies könnte der tödlichste Hurrikan in der Geschichte Floridas sein“, sagte Biden am Donnerstag in Washington bei einem Besuch in der Zentrale der US-Katastrophenschutzbehörde Fema. „Die Zahl der Opfer ist noch unklar, aber wir hören erste Berichte über möglicherweise erhebliche Verluste an Menschenleben.“ Offizielle Angaben zur Zahl möglicher Todesopfer gab es zunächst nicht.

Die Lage sei weiter gefährlich, mahnte Biden. „Wir erleben weiterhin tödliche Regenfälle, katastrophale Sturmfluten, überflutete Straßen und Häuser“, sagte er. „Wir sehen Millionen von Menschen ohne Strom - und Tausende, die in Schulen und Gemeindezentren Schutz suchen.“ Diese Menschen fragten sich, was übrig bleibe von ihrem Zuhause oder ob sie überhaupt noch ein Zuhause haben würden.

„Werden noch jahrzehntelang über Ian sprechen“

Die Leiterin der Katastrophenschutzbehörde Fema, Deanne Criswell, sagte: „Hurrikan „Ian“ wird ein Sturm sein, über den wir noch jahrzehntelang sprechen werden.“ Die nächsten Tage würden schwierig, es gebe viele komplexe Probleme zu lösen bei den Einsätzen im Sturmgebiet.

In der Stadt Fort Myers standen ganze Stadtviertel unter Wasser, in mehr als zwei Millionen Haushalten fiel der Strom aus. Bilder des Fernsehsenders MSNBC zeigten auch in der Stadt Naples komplett überschwemmte Straßen, in denen Autos trieben. In den sozialen Netzwerken kursierten einige Videos und Fotos der Überschwemmungen. 

Die weiter nördlich gelegene Stadt Punta Gorda wurde von heftigen Regenfällen getroffen, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP vor Ort berichteten. Im Stadtzentrum wurden Palmenzweige vom Wind weggerissen. Nach Angaben der Webseite poweroutage.us saßen am Abend mehr als zwei Millionen von Floridas insgesamt gut elf Millionen Stromkunden im Dunkeln.

Hurrikan Ian: NHC warnt weiter vor Sturmfluten, starkem Wind, Regen und Überschwemmungen

Der Südwesten des Bundesstaates war am stärksten betroffen. „Ian“ hatte Florida am Mittwochnachmittag kurz nach 15.00 Uhr (Ortszeit) als Wirbelsturm der zweithöchsten Hurrikan-Warnstufe 4 erreicht. Über Land schwächte er sich schnell ab und galt am späten Abend nur noch als Hurrikan der niedrigsten Warnstufe 1. Das NHC warnte aber weiter vor Sturmfluten, starkem Wind, Regen und Überschwemmungen.

Hurrikan „Ian“ hatte am Dienstag bereits auf Kuba schwere Verwüstungen angerichtet und war dann Richtung Florida weitergezogen. Floridas Gouverneur Ron DeSantis hatte vorsorglich den Notstand für alle 67 Landkreise ausgerufen und die Bevölkerung aufgefordert, Notfall-Vorräte anzulegen. Gefährdete Gegenden wurden evakuiert.

Hurrikan Ian: Boot mit Migranten gesunken – Drei Menschen gerettet

„Das wird sehr, sehr schlimm“, warnte DeSantis. US-Präsident Joe Biden rief die Menschen auf, allen Anweisungen der Behörden Folge zu leisten. „Die Gefahr ist real.“ Der Leiter des Nationalen Wetterdienstes, Ken Graham, bezeichnete „Ian“ als Sturm, „über den noch jahrelang gesprochen werden wird“. In Teilen des sogenannten Sunshine State wurden bis zu 76 Zentimeter Regen erwartet.„Dies ist eine lebensbedrohliche Situation“, warnte das NHC.

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Vor der Küste Floridas sank inmitten des Unwetters ein Boot mit dutzenden Migranten an Bord. Die Rettungskräfte konnten drei Menschen retten und suchten nach 20 Vermissten. Der Rettungseinsatz war ausgelöst worden, nachdem vier Kubaner schwimmend auf der zu den Florida Keys gehörenden Insel Stock Island angekommen waren. Ihr Boot sei wegen schlechten Wetters gesunken, erklärte der US-Grenzschutzbeamte Walter Slosar im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Nach Florida bereiteten sich Südstaaten wie Georgie und South Carolina auf „Ian“ vor. Durch den Hurrikan waren in Kuba mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Vorübergehend war auf der ganzen Karibikinsel der Strom ausgefallen. (shh/mab/cme/afp/dpa)

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