Tina Turner im Interview„Für mein Musical komme ich nach Deutschland“

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Tina und Darstellerin

Tina Turner mit Sängerin Adrienne Warren, die in der Londoner Produktion die Hauptrolle spielt.

  • Superstar Tina Turner (78) lebt seit Jahren zurückgezogen in der Schweiz und gibt nur sehr selten Interviews.
  • Jetzt spricht sie über ihr Leben und die bevorstehende Deutschland-Premiere des Musicals „Tina“.
  • Zuerst war sie von der Musical-Idee gar nicht begeistert, doch nun liebt sie die Produktion.

Was war Ihr erster Gedanke, als Sie von der Idee eines Musicals über ihr Leben hörten?

Tina Turner: Als mein Ehemann Erwin ein Musical vorschlug, dachte ich zuerst: Das brauch' ich nicht! Nach 50 Jahren auf der Bühne bin ich froh, im Ruhestand zu sein. Ich brauche keine neue Show, ich brauche kein Musical! Aber ich bekomme immer noch so viele Karten und Briefe von meinen Fans, die mir sagen, ich habe ihnen Hoffnung gegeben – dieses Musical ist für sie, als Erinnerung an meine Arbeit.

Ist es nicht schwierig, ein ganzes Leben mit all seinen Höhen und Tiefen in ein Musical zu packen?

Ja, das war es. Und es war sehr wichtig für mich und die Produzenten, dass wir die schwierigen Zeiten nicht auslassen und dass wir mein Leben ehrlich schildern, mit all seinen Höhen und Tiefen. Unser Ziel war es, dass die Zuschauer das Theater am Ende jeder Vorstellung begeistert und inspiriert verlassen, mit erhobenem Kopf, bereit, jede Herausforderung anzunehmen.

Wie waren Sie in die Londoner Produktion, die bereits seit einiger Zeit läuft, eingebunden?

Es war eine besondere Erfahrung, über vier Jahre lang so eng eingebunden gewesen zu sein – mit den Produzenten, der Autorin der Regisseurin – besonders beim Buch, beim Casting und bei der Choreografie. Ich bin bereit für noch mehr Tanzstunden mit der deutschen Besetzung!

Was waren Ihre Eindrücke nach der Premiere in London?

Es war wirklich etwas Besonderes, mein Leben auf der Bühne zu sehen. Es macht mich glücklich, dass sie jeden aus meiner Vergangenheit so gut getroffen haben – sie fanden die Liebe, die das Herz meiner Geschichte ist.

Mit 180 Millionen verkauften Tonträgern gehört Tina Turner, die 1939 als Anna Mae Bullock in Nutbush (USA) geboren wurde, zu den weltweit erfolgreichsten Sängerinnen. Zunächst feierte sie zusammen mit ihrem Ehemann Ike Turner Erfolge, bis sie ihn wegen seiner Drogenprobleme und Gewalttätigkeiten verließ.

Im Alter von 45 Jahren feierte sie mit dem Album „Private Dancer“ ein grandioses Comeback. Mit ihrem deutschen Ehemann Erwin Bach (Ex-Chef der Plattenfirma EMI) lebte sie einige Jahre in Köln. 1994 zog das Paar in die Schweiz. 2009 machte sie ihre letzte Tournee und hat sich danach aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.

Im März 2019 feiert das Musical „Tina“ Deutschland-Premiere auf der Hamburger Reeperbahn.

Werden Sie auch in die Hamburger Produktion eingebunden sein?

Ja, diese Show ist so eine persönliche Reise für mich. Genauso wie in London bin ich schon sehr gespannt, welche Sängerin meine Rolle übernehmen wird. Ich bin außerdem sehr gespannt darauf, welche meiner Songs wir ins Deutsche übersetzen werden.

Sprechen Sie ein bisschen Deutsch?

Ich habe einige Deutsch-Stunden genommen, aber es ist immer noch eine Herausforderung, so wie für die meisten Menschen!

Werden Sie auch zur Premiere im März nach Hamburg kommen?

Ja, ich freue mich schon sehr auf diesen besonderen Abend für mich und meinen Mann.

Sie sind ein Symbol für Frauen-Power, Unabhängigkeit und Mut. Es ist schwer, sich vorzustellen, dass das nicht immer so war. Wie haben Sie diese innere Stärke entwickelt?

Am Anfang war Ike Turner der Star. Und ich war Aschenputtel. Und für Tina blieb nichts übrig. Und es gab viele Mal, da hat es mich voll erwischt. Manchmal stand ich auf der Bühne und hatte unvorstellbare Schmerzen. Aber Du musst da durch. Du musst leiden, Du musst es durchstehen. Woher kommt diese Stärke? Die kommt vom Himmel.

Welchen Ratschlag würden Sie jungen Fauen auf den Weg geben, damit sie stark und unabhängig werden?

Es ist möglich, aus Gift Medizin zu machen.

Das Gespräch führte Carola Große-Wilde (dpa)

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