Fall schockiert WalesBehinderte Teenagerin stirbt, weil Eltern sie monatelang verwahrlosen lassen

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Die Türen eines Londoner Strafgerichts (Symbolbild). In Wales ist ein Vater wegen fahrlässiger Tötung verurteilt worden.

Die Türen eines Londoner Strafgerichts (Symbolbild). In Wales ist ein Vater wegen fahrlässiger Tötung verurteilt worden.

Die Details des Falles sind nur schwer zu ertragen. Der Vater wurde nun wegen fahrlässiger Tötung verurteilt, doch auch die Behörden stehen unter Druck.

Ein britisches Gericht hat einen 45-jährigen Mann der fahrlässigen Tötung für schuldig befunden, weil er seine behinderte Tochter im Teenageralter derart vernachlässigt hatte, dass sie unter menschenunwürdigen Bedingungen zu Hause starb.

Der Fall aus Wales hat Großbritannien erschüttert, weil der Zustand der Jugendlichen weder Sozialarbeitern noch Ärzten aufgefallen war. Die 16-jährige Kaylea Titford war im Oktober 2020 an Entzündungen und infizierten Geschwüren gestorben. Der Körper des stark übergewichtigen Mädchens, das wegen eines Geburtsdefekts an der Wirbelsäule auf einen Rollstuhl angewiesen war und sich zuletzt kaum bewegen konnte, war bereits stark verwest.

Fall Kaylea Titford schickiert Großbritannien – Vater verurteilt

Seit neun Monaten hatten ihre Eltern sie keinem Arzt mehr vorgestellt, Sozialarbeiter waren seit Jahren nicht mehr da. Der Vater, ein Abrissarbeiter namens Alun Titford, hatte argumentiert, er habe viel gearbeitet und sei davon ausgegangen, dass sich seine Partnerin um die Tochter kümmert.

Er habe „nichts“ für seine Tochter getan und sich seit der Pubertät nicht mehr um sie gekümmert. „Ich bin faul“, sagte der Vater fünf weiterer Kinder. Später gab er zu, gleichermaßen wie die Mutter für den Tod seiner Tochter verantwortlich zu sein. Kayleas Mutter Sarah Lloyd-Jones hatte sich bereits vor rund einem Jahr schuldig bekannt. Auf die Frage des Gerichts, was er getan habe, um seiner Partnerin zu helfen, sich um ihr behindertes Kind zu kümmern, antwortete der Vater: „Nichts“. 

Alun Titford gibt an, zu faul gewesen sein, um sich um Tochter zu kümmern

Er sei nach der Arbeit stets müde gewesen und hätte sich vor den Fernseher gesetzt. Titfords Verteidiger behauptete laut BBC vor Gericht, Kaylea sei vom Gesundheits- und Sozialdienst „im Stich gelassen“ worden. Das Gericht überzeugte diese Argumentation allerdings nicht.

Der Prozess war für Außenstehende nur schwer zu ertragen. Notärzte hatten den Geschworenen laut BBC erzählt, dass ihnen angesichts des Zustands von Kaylea Titford nach dem Auffinden schlecht geworden sei. So hatten sie auf ihrem Körper den Aussagen nach unter anderem Maden gefunden, das Zimmer der Teenagerin sei „von Fliegen befallen“ und unhygienisch, Kleidung und Bettwäsche verschmutzt gewesen.

Geständige Mutter bereits 2022 verurteilt

Alun Titford nahm das Urteil regungslos hin. Kaylea Titford besuchte bis zum Corona-Lockdown 2020 eine Regelschule und spielte gern Rollstuhlbasketball. Die Staatsanwaltschaft geht aber davon aus, dass ihr der Rollstuhl im Lockdown wegen ihrer Gewichtszunahme zu klein wurde und sie sich ohne nicht mehr fortbewegen konnte.

Die Waliser Polizei nannte die Bedingungen, unter denen Kaylea leben musste, „abscheulich“. Das Strafmaß für das Elternpaar wird am 1. März erwartet, der Richter stellte Mutter und Vater bereits eine Haftstrafe in Aussicht. (pst mit afp)

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