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AffenpockenKita in Mönchengladbach wegen Infektionen geschlossen

Lesezeit 18 Minuten
Affenpocken AFP 230522

Eine eingefärbte Mikroskopaufnahme des Affenpocken-Virus.

Berlin/Köln – In Europa und Deutschland sind mehrere Fälle des Affenpocken-Virus bekannt geworden. Auch in Nordrhein-Westfallen haben sich bereits Menschen mit dem Pocken-Virus infiziert.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) teilte in einer Einschätzung mit, dass die Lage genau beobachtet werde, Betroffene aber meist nicht schwer erkranken würden. Das RKI erwartet weitere Infektionsfälle in Deutschland, geht aber davon aus, dass der Ausbruch begrenzt rasch werden kann.

Eine Übersicht zu den aktuellen Entwicklungen.

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  • Montag, 29. August

Kita in Mönchengladbach wegen Infektionen geschlossen

Nach der Schließung einer Kita in Mönchengladbach wegen einer Affenpocken-Infektion in der Belegschaft sind bislang keine weiteren Fälle bekannt geworden. Die Kinder seien unter Beobachtung der Eltern, aber nicht in Quarantäne, erklärte ein Stadtsprecher am Montag.

Die städtische Kita war am vorigen Donnerstag geschlossen worden und soll bis einschließlich 6. September zu bleiben. Das seien 21 Tage nach dem letzten Kontakt zu den Kindern, Eltern und anderen Beschäftigten am 16. August, so die Stadt.

In Nordrhein-Westfalen ging die Zahl der neu gemeldeten Affenpocken-Fälle zuletzt leicht zurück. In der Woche vom 15. bis 21. August wurden nach Angaben des NRW-Gesundheitsministeriums 39 Fälle registriert. In der Woche davor waren es 50 Fälle, davor 53 Fälle.

  • Sonntag, 28. August

Mehr Impfstoff gegen Affenpocken in Deutschland

9.58 Uhr: Im Kampf gegen die Affenpocken sollen in der kommenden Woche 19.500 Impfstoffdosen in Deutschland verteilt werden. Der Affenpocken-Impfstoff soll an die Länder ausgeliefert werden, wie es im Bundesgesundheitsministerium in Berlin hieß. Vor allem in Hotspots reicht der zur Verfügung stehende Impfstoff zur Deckung der Nachfrage in den Praxen laut Regierung derzeit nicht aus. Bereits im Juni hat der Bund 40.000 und im Juli noch einmal 5300 Dosen an die Länder geliefert. Weitere Lieferungen wurden im Laufe des Jahres erwartet. In Verträgen hatte der Bund insgesamt 240.000 Dosen des Impfstoffs bestellt.

Die Ausbreitung der Krankheit soll laut Minister Karl Lauterbach (SPD) mit allen Mitteln verhindert werden. „Dazu gehören eine gute Kontaktnachverfolgung durch die Gesundheitsämter, eine umfassende Aufklärung und eben auch die Impfung besonders gefährdeter Menschen.“ Mit der Beschaffung des Impfstoffs und der gezielten Information besonders gefährdeter Gruppen stehe Deutschland im europäischen Vergleich vorn.

Der Queer-Beauftragte der Regierung, Sven Lehmann, sagte: „Die Impfbereitschaft gerade bei Männern, die Sex mit Männern haben, ist hoch.“ Gerade viele Schwerpunktpraxen würden seit Wochen impfen und aufklären. „Vor allem in den Hotspots ist die Nachfrage aber deutlich höher als das Angebot“, sagte Lehmann. In manchen Städten erhielten Impfwillige nur schwer Termine. Lehmann forderte die Länder auf, die neuen Dosen schnell zu verteilen.

Nach dem internationalen Affenpocken-Ausbruch im Mai 2022 wurden bislang 3405 Infektionsfälle in Deutschland gemeldet. Ende Juni empfahl die Ständige Impfkommission den Pockenimpfstoff Imvanex unter anderem für Personen mit einem erhöhten Risiko.

  • Mittwoch, 10. August

Gericht lehnt Antrag gegen Affenpocken-Quarantäne ab

16.03 Uhr: Das Düsseldorfer Verwaltungsgericht hat die Anordnung einer dreiwöchigen Quarantäne für den Mitbewohner eines an Affenpocken erkrankten Mannes für zulässig erklärt. Das Gericht stellte sich damit am Mittwoch hinter eine entsprechende Entscheidung das Düsseldorfer Gesundheitsamtes (Az.: 29 L 1677/22).

Der Betroffene hatte einen Eilantrag gegen die Quarantäne-Anordnung mit der Begründung gestellt, er habe sich zwischenzeitlich gegen Affenpocken impfen lassen. Der verwendete Impfstoff sei in der EU gegen Affenpocken noch gar nicht zugelassen und es lägen keine öffentlichen Daten seiner Wirksamkeit vor, wandte das Gericht ein. Da der Antragsteller während der infektiösen Phase in der Wohnung mit dem Infizierten gelebt habe, sei er als Kontaktperson der Kategorie 3 mit einem hohen Infektionsrisiko einzustufen. Für diese empfehle das Robert-Koch-Institut eine häusliche Quarantäne von 21 Tagen.

Das öffentliche Interesse am Schutz von Leben und Gesundheit der Bevölkerung überwiege die dreiwöchige Einschränkung der Bewegungsfreiheit. Gegen den Beschluss kann Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht in Münster eingelegt werden.

US-Behörde will durch Strecken des Affenpocken-Imfpstoffs die Anzahl der Dosen verfünffachen

9.59 Uhr: Im Kampf gegen die Affenpocken haben die US-Behörden ein neues Impfverfahren genehmigt, mit dem dieselbe Menge an Impfstoff für mehr Menschen reichen soll. Die Methode werde „die Gesamtzahl der verfügbaren Dosen um das bis zu Fünffache erhöhen“, erklärte die US-Arzneimittelbehörde FDA am Dienstag. Sie hat die Affenpocken-Impfung überdies für Unter-18-Jährige zugelassen, die als besonders infektionsgefährdet gelten. An Über-18-Jährige kann das Gesundheitspersonal die Impfung mit der neu genehmigten Methode nun anders verabreichen, nämlich durch eine sogenannte intradermale Injektion.

Dabei wird in die oberen Hautschichten gespritzt und nicht tiefer wie bei der bisher üblichen subkutanen Injektion. Die FDA stützt sich dabei auf Daten aus einer klinischen Studie aus dem Jahr 2015. Demnach zeigten die Teilnehmenden bei einer intradermalen Injektion mit einem Fünftel der Dosis eine ähnliche Immunantwort wie diejenigen, die eine ganze Dosis per subkutaner Injektion verabreicht bekamen. Bisher sind rund 620.000 Dosen vom Affenpocken-Impfstoff des deutsch-dänischen Hersteller Bavarian Nordic in den verschiedenen US-Bundesstaaten verteilt worden. Weitere 440.000 Dosen müssen noch ausgeliefert werden, so dass mit der neuen Strategie bis zu 2,2 Millionen Injektionen möglich würden. Die US-Regierung hat zudem weitere fünf Millionen Dosen Impfstoff bestellt, die ab September und im Laufe des kommenden Jahres geliefert werden sollen.

  • Dienstag, 09. August

Erstmals Affenpocken bei Kind in Deutschland festgestellt

11.27 Uhr: In Deutschland sind erstmals bei einem Kind die Affenpocken nachgewiesen worden. Es lebe in einem Haushalt mit zwei erwachsenen Infizierten, teilte das Robert-Koch-Institut (RKI) in seinem Lagebericht mit. Der RKI-Datenbank vom Dienstag zufolge handelt es sich um ein höchstens vierjähriges Mädchen aus Pforzheim in Baden-Württemberg. Mit Stand vom Montag seien insgesamt 2916 Affenpockenfälle an das RKI übermittelt worden, hieß es im Lagebericht weiter. In fast allen Fällen handle es sich um Männer, nur sieben Infizierte seien weiblich. Bisher seien zwei Fälle bei Jugendlichen bekannt.

Derzeitigen Erkenntnissen zufolge werde das Virus in diesem Ausbruch in erster Linie bei sexuellen Aktivitäten insbesondere zwischen Männern übertragen, teilte das RKI mit. Die meisten Betroffenen erkrankten nicht schwer. Es erscheine weiter möglich, „den aktuellen Ausbruch in Deutschland zu begrenzen, wenn Infektionen rechtzeitig erkannt und Vorsichtsmaßnahmen umgesetzt werden“. Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung werde weiter als gering eingeschätzt. 

  • Freitag, 05. August

6600 Affenpocken-Fälle in den USA registriert

7.30 Uhr: Die US-Regierung hat wegen der Ausbreitung der Affenpocken den Gesundheitsnotstand ausgerufen. „Wir sind bereit, unsere Antwort auf das Virus auf die nächste Stufe zu heben“, sagte US-Gesundheitsminister Xavier Becerra am Donnerstag. „Wir rufen jeden US-Bürger auf, die Affenpocken ernst zu nehmen und seiner Verantwortung gerecht zu werden, uns zu helfen, das Virus zu bekämpfen.“

In den USA wurden bereits rund 6600 Fälle von Affenpocken registriert, etwa ein Viertel davon im Bundesstaat New York. Die tatsächliche Zahl der Infektionen dürfte aber deutlich höher liegen. Betroffen sind überwiegend Männer, die Sex mit anderen Männern haben. Zuletzt gab es aber auch verstärkt Infektionen bei Kindern und Frauen.

Die Ausrufung des Gesundheitsnotstands ermöglicht es der Regierung von Präsident Joe Biden, neue Finanzmittel bereitzustellen und mehr Gesundheitspersonal zu mobilisieren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte am 23. Juli wegen der Affenpocken einen weltweiten Gesundheitsnotstand ausgerufen.

  • Dienstag, 2. August

Zwei Jugendliche in Deutschland mit Affenpocken infiziert

Laut Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) haben sich in Deutschland zwei Minderjährige mit Affenpocken infiziert. In der Datenbank „Survstat“ des RKI sind ein Fall in der Altersgruppe 15 und ein weiterer in der Altersgruppe 17 Jahre gelistet. Beide Infizierten sind den Angaben zufolge männlich. In „Survstat“ sind Fälle meldepflichtiger Erkrankungen aufgeführt, sie lassen sich anhand verschiedener Faktoren wie Alter oder Geschlecht der Infizierten aufschlüsseln. Zuerst hatte der „Spiegel“ darüber berichtet. In Deutschland haben sich bisher 2677 Menschen mit den Affenpocken infiziert.

Zuletzt waren erstmals in Europa Todesfälle nach einer Affenpocken-Infektion bekannt geworden. Die beiden Männer starben am Freitag und Samstag in Spanien, wie Gesundheitsbehörden des Landes mitteilten. 

  • Samstag, 30. Juli

Erste Todesfälle in Europa

In Spanien sind die ersten europäischen Todesfälle nach einer Affenpocken-Infektion bekannt geworden. Die beiden Männer starben am Freitag und am Samstag in Krankenhäusern in der Region Valencia und in Córdoba, wie spanische Gesundheitsbehörden mitteilten. Ein weiterer möglicher Todesfall wurde aus Brasilien bekannt. Angesichts der sich ausbreitenden Affenpocken rief die Gouverneurin des Bundesstaates New York den Notstand aus.

Nachdem das spanische Gesundheitsministerium am Freitagabend den Tod eines mit dem Affenpockenvirus (MPXV) infizierten Patienten mitgeteilt hatte, wurde am Samstag ein zweiter Todesfall bekannt. Beide Patienten waren demnach mit einer durch die Infektion bedingten Gehirnentzündung in Krankenhäuser eingewiesen worden.

  • Dienstag, 14. Juni

WHO ruft wegen Affenpocken Notfallausschuss ein

15.53 Uhr: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beruft wegen der Affenpocken-Fälle in zahlreichen Ländern den Notfallausschuss ein. Der Expertenrat entscheidet, ob es sich - wie beim Coronavirus - um eine „gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite“ (PHEIC) handelt.

  • Samstag, 11. Juni

Pockenimpfung hat hohe Wirksamkeit gegen Affenpocken

16.27 Uhr: Die früher übliche Pockenschutzimpfung ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu 85 Prozent wirksam gegen eine Infektion mit Affenpocken. Das berichtete sie am Samstag in Genf unter Berufung auf Studien. Die routinemäßige Pockenimpfung wurde gestoppt, nachdem die Pocken 1980 als ausgerottet erklärt wurden.

  • Donnerstag, 9. Juni

Stiko empfiehlt Impfung gegen Affenpocken für Risikogruppen

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat eine Impfung gegen Affenpocken für Risikogruppen empfohlen. Dies betreffe Menschen nach einem engen körperlichen Kontakt zu Infizierten, Personal in Laboren mit ungeschütztem Kontakt zu Proben und homosexuelle Männer mit wechselnden Partnern, teilte die Stiko am Donnerstag in Berlin mit. Für die Impfung stehe der in der EU zugelassene Pockenimpfstoff Imvanex zur Verfügung.

  • Mittwoch, 8. Juni

Mehr als 1000 Affenpockenfälle in früher nicht betroffenen Ländern

Die Zahl der gemeldeten Affenpocken-Fälle in bislang nicht betroffenen Ländern ist seit Mai auf mehr als 1000 gestiegen. Das sagte der Direktor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, am Mittwoch in Genf. Für Deutschland meldete das Robert Koch-Institut (RKI) Mittwoch 113 Ansteckungen.

  • Dienstag, 7. Juni

Bisher 15 Affenpocken-Fälle in Nordrhein-Westfalen

Rund zwei Wochen nach den ersten bestätigten Infektionen mit Affenpocken in Nordrhein-Westfalen sind landesweit 15 Fälle bestätigt. Diese Zahl nannte ein Sprecher des NRW-Gesundheitsministeriums am Dienstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Drei der Betroffenen mussten oder müssen im Krankenhaus behandelt werden.

Todesfälle habe es nicht gegeben. Wie viele der 15 nachweislich Infizierten in NRW aktuell noch krank sind, darüber liegen dem Landesministerium keine Informationen vor. Die ersten drei bestätigten NRW-Fälle waren in Köln bekannt geworden.

Affenpocken sind nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) mittlerweile bei 80 Menschen in Deutschland bestätigt und gemeldet worden. Das Institut sprach am Dienstag auf seiner Internetseite von Nachweisen aus neun Bundesländern. Seit dem Freitag vor Pfingsten hat sich die Zahl der beim RKI erfassten Erkrankungen um 15 erhöht. Weiterhin heißt es: „Soweit bekannt, erkranken die meisten Betroffenen nicht schwer.“ Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom Sonntag ist die Krankheit nun in rund 30 Ländern nachgewiesen, in denen das Virus sonst nicht kursiert. Es geht um mehrere Hundert Fälle.

  • Montag, 6. Juni

Erster Affenpockenfall in Bonn

In Bonn gibt es den ersten Fall mit Affenpocken, das teilte die Stadt am Montag mit. Das endgültige Ergebnis der virologischen Untersuchung sei dem Gesundheitsamt der Stadt Bonn am Samstagabend, 4. Juni 2022, übermittelt worden. Die betroffene Person sei von einer Auslandsreise zurückgekehrt und habe sich aufgrund von Symptomen am Donnerstag, 2. Juni, ambulant in einem Bonner Krankenhaus vorgestellt, wo die Diagnostik eingeleitet worden sei.

Die virologische Untersuchung auf Orthopox-Viren war positiv. Die Person habe sich jedoch bereits seit Beginn der Symptome selbst im häuslichen Umfeld isoliert, es seien daher keine engen Kontaktpersonen bekannt. Das Gesundheitsamt stehe zudem in täglichem Kontakt mit der betroffenen Person und habe alle erforderlichen Maßnahmen eingeleitet. Der Person gehe es so weit gut, teilte die Stadt Bonn mit.  

780 Fälle von Affenpocken – Deutschland hat fünftmeiste Meldungen

Seit dem jüngsten Auftreten von Affenpocken außerhalb ihres üblichen Verbreitungsgebietes sind 780 Fälle der Virus-Erkrankung gemeldet worden. Diese traten in 27 sogenannten nicht-endemischen Ländern auf, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Sonntag mit. Aus Deutschland seien 57 Fälle gemeldet worden. Nach Einschätzung der WHO ist das Risiko für die menschliche Gesundheit derzeit „moderat“. In mehreren Staaten in West- und Zentralafrika sind die Affenpocken endemisch, sie treten dort also dauerhaft und gehäuft auf.

Außerhalb dieses üblichen Verbreitungsgebietes wurden seit der Meldung der ersten Affenpocken-Ansteckung aus Großbritannien am 7. Mai die meisten Fälle bisher aus dem Königreich mit 207 sowie Spanien mit 156 Fällen gemeldet. Es folgen Portugal mit 138 und Kanada mit 58. In Deutschland wurden laut WHO bis Donnerstag 57 Infektionen festgestellt. Nach Einschätzung der WHO ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer weltweit deutlich höher liegt.

  • Mittwoch, 1. Juni

WHO warnt vor Infektionen bei Feiern und Festivals

Das Regionalbüro Europa der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht die Gefahr einer weiteren Verbreitung der Affenpocken bei bevorstehenden Festivals und großen Partys. „Das Potenzial für eine weitere Übertragung in Europa und anderswo im Sommer ist hoch“, heißt es in einer Erklärung des WHO-Regionaldirektors für Europa, Hans Henri Kluge. Festivals und Feiern in den kommenden Monaten böten aber auch die Möglichkeit, um bei jungen, sexuell aktiven und mobilen Menschen das Bewusstsein für die Krankheit zu steigern und das Schutzverhalten zu stärken.

Untersuchungen zu den bisherigen Fällen lassen Kluge zufolge darauf schließen, dass der Ausbruch in der Region bereits Mitte April im Gang gewesen sei. Es handle sich um den größten und geografisch am weitesten verbreiteten Affenpocken-Ausbruch, über den jemals außerhalb der Endemiegebiete in West- und Zentralafrika berichtet worden sei.

Im Zusammenhang mit der Aufhebung von Corona-Maßnahmen, die Reisen und Großveranstaltungen eingeschränkt hatten, sei es zu einer schnellen, verstärkten Übertragung gekommen. Auch wenn viele bisherige Fälle mit sexuellen Aktivitäten in Verbindungen stünden, dürfe man nicht vergessen, dass das Virus jeden treffen könne.

Da das Virus sich nicht auf den gleichen Wegen wie Sars-CoV-2 verbreite, seien nach derzeitigen Erkenntnissen keine so umfassenden Maßnahmen auf Bevölkerungsebene wie bei Corona nötig, so Kluge. „Aber - und das ist wichtig - wir wissen noch nicht, ob wir seine Ausbreitung vollständig eindämmen können“, hieß es.

  • Dienstag, 31. Mai

Zwei weitere Affenpockenfälle in Düsseldorf bestätigt

In Düsseldorf sind bei zwei weiteren Menschen Affenpocken diagnostiziert worden. „Laut eigenen Angaben hatten die betroffenen Personen zuvor ungeschützten anonymen Geschlechtsverkehr, bei dem es vermutlich auch zum Kontakt mit Affenpocken gekommen ist“, teilte die Stadt am Dienstag mit. Insgesamt gebe es damit nun vier bekannte Fälle in Düsseldorf.

Das Gesundheitsamt der Landeshauptstadt wies erneut darauf hin, dass eine Übertragung von Mensch zu Mensch vorwiegend durch engen Körperkontakt erfolge: „Im aktuellen, weltweiten Ausbruch sind vor allem Männer betroffen, die Sex mit Männern haben; die Infektion kann aber bei jeglichem engen Körperkontakt übertragen werden.“

  • Montag, 30. Mai

21 Affenpocken-Fälle in sechs Bundesländern – Lauterbach erwartet Impfstoff ab Juni

Das Robert-Koch-Institut (RKI) teilt mit, dass es mit Stand 30. Mai 21 Affenpockenfälle in sechs deutschen Bundesländern gibt. Dies seien Fälle, die ans RKI übermittelt wurden. Konkret wurden die Infektionen in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg, Berlin,  Hessen und Sachsen-Anhalt registriert.

In Nordrhein-Westfalen gibt es einen weiteren bestätigten Affenpocken-Fall. Bei einem 28 Jahre alten Mann aus Aachen sei die Krankheit nun diagnostiziert worden, teilte ein Sprecher der Städteregion am Montag mit. Zuvor hatte der 28-Jährige bereits als Verdachtsfall gegolten. Das Gesundheitsamt hatte daher bereits seit Mittwoch häusliche Isolierung angeordnet. Die Infektion sei nach bisherigen Erkenntnissen im Ausland erfolgt, teilte die Behörde mit. Enge Kontaktpersonen in der Städteregion gebe es nicht.

Affenpocken-Fälle hatte es in NRW auch schon in Köln, Düsseldorf und Münster gegeben. Das Virus ruft meist recht milde Symptome wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen oder Hautausschlag hervor, kann aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen.

Lauterbach kündigt Impfstoff gegen Affenpocken an

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach rechnet mit den ersten Impfdosen gegen Affenpocken noch in den ersten beiden Juniwochen. „40.000, also, Einheiten sollen in den ersten beiden Juni-Wochen kommen, dann 200.000 Einheiten danach“, sagte der SPD-Politiker in der ARD-Sendung Bericht aus Berlin. Ein entsprechender Vertrag sei unterzeichnet, man warte nun noch auf die Antwort des Unternehmens. Der Minister sagte erneut, dass er keine neue Pandemie durch diesen Virus erwarte. 

  • Freitag, 27. Mai

Affenpocken-Fälle in Münster und Düsseldorf bestätigt

In Nordrhein-Westfalen ist am Freitag eine weitere Affenpocken-Infektion bestätigt worden. Das Universitäts-Klinikum Münster (UKM) habe dem Gesundheitsamt der Stadt einen durch PCR-Test bestätigten Affenpocken-Fall gemeldet, teilte die Stadt Münster am Freitagabend mit. Ein 34-jähriger Münsteraner habe sich demnach am Freitag mit Symptomen beim Hausarzt vorgestellt, der diesen an das UKM überwies.

Auch in Düsseldorf wurden zwei weitere Fälle bestätigt. In der Nacht zum Himmelfahrtstag hätten sich beide zur Abklärung entsprechender Symptome in der Notaufnahme der Universitätsklinik vorgestellt. Damit gibt es in NRW nun insgesamt sechs bestätigte Fälle von Affenpocken.

  • Dienstag, 23. Mai

RKI gibt Einschätzung zu Affenpocken – Lauterbach ordnet lange Isolation an

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), haben am Dienstag über die aktuelle Ausbreitung der Affenpocken in Deutschland informiert. Unter anderem sagte der SPD-Politiker eine Isolationspflicht für Infizierte an. Auch eine Impfung für Kontaktpersonen stehe im Raum.

„Aus der aktuellen Pandemie haben wir gelernt, dass Transparenz hilft, Missverständnisse zu vermeiden“, sagte Gesundheitsminister Lauterbach auf der Pressekonferenz in Bremen. „Was wir mit den Affenpocken erleben, ist nicht der Beginn einer neuen Pandemie“, betonte der SPD-Gesundheitsexperte.

In Deutschland sind bereits mehrere Infektionen etwa in Berlin oder München bekanntgeworden. Auch in Köln gab es drei bestätigte Fälle. 

Karl Lauterbach verwundert über Veränderung des Affenpocken-Virus

Lauterbache betonte am Dienstag, man sei nicht am Vorabend einer neuen Pandemie, durch gute Kontaktverfolgung sei der derzeitige Affenpocken-Ausbruch in den Griff zu bekommen. „Wir sollten die Affenpocken aber ernst nehmen, denn wir wissen nicht, warum die Ausbrüche derzeit so anders verlaufen, als bei vorigen Fällen“, erklärte Lauterbach. Möglich sei, dass sich der Erreger oder die Anfälligkeit des Menschen ihm gegenüber verändert habe. 

„Wichtig ist es, dass wir die Verbreitung nun schnell eindämmen, damit sich das Virus nicht im Menschen einnistet und endemisch wird“, sagte Lauterbach weiter. Außerdem sei es ein Irrtum, dass Männer, die ungeschützten Sex mit anderen Männern hätten, besonders betroffen seien. „Derzeit ist vor allem diese Gruppe betroffen. Das ist aber keine Stigmatisierung. Ich muss die Gruppe nur direkt ansprechen, um sie vor den Gefahren der Affenpocken zu warnen“, sagte Lauterbach weiter.

Außerdem habe er mit den Gesundheitsministern der Ländern vereinbart, dass es für Infizierte eine Isolationsanordnung geben solle. Infizierte sollen sich mindestens 21 Tage isolieren oder solange, bis sie infektionsfrei sind und die infektiösen Krusten der Pocken verschwunden sind. Eine ähnliche Regelung sei für Kontaktpersonen vorgesehen. Grund für die lange Isolation sei die Inkubationszeit von bis zu 21 Tagen.

Impfungen für Kontaktpersonen werden diskutiert

Außerdem habe man beschlossen, eine Ringimpfung um infizierte Personen herum durchzuführen. Kontaktpersonen sollen mit einem Impfstoff geimpft werden, der derzeit in den Vereinigten Staaten gegen Affenpocken genutzt werde. Das Gesundheitsministerium habe dafür 40.000 Impfdosen bestellt.

Dabei handelt es sich um den Impfstoff Imvanex des dänischen Herstellers Bavarian Nordic A/S, der in der Europäischen Union ab 18 Jahren zur Impfung gegen Pocken zugelassen ist. In den USA und Kanada wird er auch gegen Affenpocken eingesetzt.

„Ob wir Kinder mit dem Impfstoff impfen können, müssen wir in enger Zusammenarbeit mit dem RKI und dem Paul-Ehrlich-Institut noch klären.“ Man müsse den Erreger schnell und hart eindämmen. „Wir reagieren hart und schnell, damit sich das Virus nicht weiter ausbreiten kann“, sagte Lauterbach zum Abschluss.

RKI-Präsident Lothar Wieler erklärte, dass es derzeit 177 bekannte Fälle in 16 Ländern gebe. Besonders sei, dass die betroffenen Personen in den vergangenen Wochen nicht gereist seien. „Das ist diesmal das Besondere: Das wir Fälle haben, ohne dass die Menschen in epidemischen Gebieten waren“, so Wieler. Viele der Menschen hätten sich bei großen Veranstaltungen mit anschließenden sexuellen Kontakten angesteckt.

Der erste Fall sei demnach am 22. Mai aufgetreten, derzeit habe das RKI Kenntnis von fünf Fällen, drei Menschen sollen sich im Ausland angesteckt haben. „Affenpocken werden überwiegend von Nagetieren auf den Menschen übertragen, es handelt sich um eine Zoonose“. Wieler betonte, dass das RKI die Gefahr für die allgemeine Bevölkerung weiterhin als gering einstufe.

USA bereiten Impfungen für Kontaktpersonen vor

Die USA bereiten sich darauf vor, enge Kontaktpersonen von Infizierten gegen Affenpocken zu impfen. „Im Moment hoffen wir, den Impfstoff so weit wie möglich an diejenigen zu verteilen, von denen wir wissen, dass sie davon profitieren würden“, erklärte Jennifer McQuiston von der Gesundheitsbehörde CDC am Montag. Das seien neben Kontaktpersonen auch Mitarbeiter des Gesundheitswesens, sowie „diejenigen, die ein hohes Risiko für eine schwere Erkrankung haben“.

Laut dem CDC-Epidemiologen John Brooks sind vor allem Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist oder die an bestimmten Hautkrankheiten wie Ekzemen leiden, einem größeren Risiko ausgesetzt.

Nach bisherigen Erkenntnissen stecken sich offensichtlich vor allem Männer an, die Sex mit Männern haben. Das CDC betonte jedoch, dass sich das Risiko einer Infektion nicht nur auf Schwule erstreckt. Die USA verfügen laut CDC derzeit über rund tausend Impfstoffdosen gegen Pocken und Affenpocken. McQuiston kündigte jedoch „sehr schnelle“ weitere Lieferungen an. In den USA gibt es bisher eine bestätigte Infektion sowie mehrere Verdachtsfälle.

Kinderärzte sehen keine Gefahr

Kinderärzte beklagen unterdessen eine „Panikmache“ bei den Affenpocken. Das Virus sei „weit weniger ansteckend als Corona“ und werde fast ausschließlich durch „engen Körperkontakt und Körperflüssigkeiten“ übertragen, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Dienstagsausgabe). Die registrierten Fälle seien „vorwiegend auf sexuelle Kontakte unter Männern“ zurückzuführen. „Kinder gehören daher definitiv nicht zu denjenigen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko.“

„Es ist extrem unwahrscheinlich, dass sich in der momentanen Lage in Europa Kinder mit Affenpocken anstecken“, sagte auch der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, Tobias Tenenbaum, der Zeitung. 

US-Behörde warnt vor Übertragung der Affenpocken durch Aerosole

Die US-Gesundheitsbehörde CDC warnte vor einer Übertragung des Virus über Aerosole, ähnliche wie beim immer noch grassierenden Coronavirus. „Bei Kontakt mit einer möglichen Affenpocken-Infektion sollten sofort umgehende Schutzmaßnahmen eingeleitet werden“, schreibt die Behörde auf ihrer Internetseite.

Außerdem werden „aufgrund der möglichen Gefahr einer Übertragung durch Aerosole in der Luft“ entsprechende Schutzmaßnahmen empfohlen. Dazu zählen beispielsweise Schutzmasken, die auch während der Corona-Pandemie effektiv gegen die Ausbreitung des Virus geholfen haben.

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Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Studie der Iowa State University, die eine Luftübertragung durch Aerosole ebenfalls nicht ausschließlich. Wahrscheinlicher sei allerdings die Übertragung durch Tierbisse oder eine Tröpfcheninfektion. Die sei in den derzeit aufgetretenen Fällen auch die wahrscheinlichste Ursache für die Infektionen, neben Kontakten mit infizierten Stellen.

Eine weitere Studie des „Journal of Virological Methods“, einer viel beachteten Wissenschaftszeitung, kommt zu einem ähnlichen Ergebnis bei der möglichen Übertragung durch Aerosole. Viren könnten mehr als 90 Stunden in der Atmosphäre verweilen und weitere Menschen anstecken, so eine weitere dort veröffentlichte Studie. (dpa/afp/red)

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