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Zum 80. von Jo BraunerWas machen die Tagesschau-Sprecher heute?

Lesezeit 5 Minuten
Jo Brauner

Drei Jahrzehnte lang war Jo Brauner Sprecher der «Tagesschau», 17 Jahre lang Stadionsprecher beim HSV. Am 29. November feiert er seinen 80. Geburtstag.

  • Ex-Tagesschau-Sprecher Jo Brauner wird 80 Jahre alt. Auch wenn er schon lange nicht mehr im Dienst ist – er ist unvergessen. Wir haben nachgefragt, was er und andere Ehemalige machen.

Jo Brauner

Der Ex-Sprecher wird  an diesem  Mittwoch  80 Jahre alt.  1974 las er erstmals eine Ausgabe der „Tagesschau“, die letzte  2004.

Seitdem sieht man ihn nicht mehr im TV, dafür aber im  Hamburger  Volksparkstadion. Brauner lässt sich kein Heimspiel entgehen, schließlich war er 17 Jahre Stadionsprecher des HSV und ist  Vereinsmitglied.

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Die „Tagesschau“ schaut er immer noch jeden Tag. „Ein Nachrichtenjunkie bin ich geblieben“,  sagt er. Bis heute sei er angespannt, wenn die 20-Uhr-Ausgabe beginnt. „Wie wird es den Kollegen ergehen? Wer spricht heute? Hoffentlich passieren keine Pannen. Das werde ich bis zum Ende meines Lebens nicht mehr los.“

Mit den alten Kollegen Dagmar Berghoff und Wilhelm Wieben, die auch in Hamburg leben, trifft er sich noch regelmäßig privat. Traditionell wird dann Rummikub gespielt.

Zu den heutigen Sprechern hat Brauner keine Verbindung mehr, aber zum „ARD-aktuell“-Chef Kai Gniffke. Beide schrieben sich noch oft, „zum Beispiel wenn mir etwas in der Sendung auffällt“, sagt Brauner.

Und ein bisschen stolz ist er darauf, dass er auf der Straße nach wie vor erkannt wird. Denn irgendwie ist es ja so, als ob er noch gestern auf dem Bildschirm zu sehen gewesen ist.

Dagmar Berghoff

Dagmar Berghoff war 1976 die erste Frau, die die „Tagesschau“ moderierte. Bis 1999 sprach sie die Nachrichten. Sie hörte auch deshalb auf, weil sie mehr Zeit mit ihrem an Krebs erkrankten Mann verbringen wollte. Er starb 2001.

Heute ist Dagmar Berghoff 74 Jahre alt und engagiert sich vor allem sozial, zum Beispiel als    Vorsitzende des Freundeskreises Israelitisches Krankenhaus in Hamburg, an dem ihr  Mann Chefarzt war.

Sie hätte gerne Werbung gemacht nach ihrem Ausstieg, erzählte sie vor kurzem in einem Interview mit der „Zeit“.  Doch es kam nur eine „kleine  Kosmetiksache“.

Dabei hätte sie  eine Uhrenfirma passend für sich gefunden. Sie hatte sich auch schon einen Spot ausgedacht: „Ich gucke auf die Uhr und sage: Es ist zwei Minuten vor acht.“

Aus Anlass des 40. Jahrestages ihres ersten Auftretens gab es für sie eine besondere Ehrung durch den Sender: Am 16. Juni 2016 verlas sie noch einmal die Nachrichten in den „Tagesthemen“.

In diesem Herbst zog Dagmar Berghoff nach 19 Jahren in eine neue Wohnung – die hat einen Fahrstuhl und eine Tiefgarage, das macht ihr das Leben nach einem  Bandscheibenvorfall bequemer. 

Wilhelm Wieben

Er war von 1973 bis 1998 Sprecher der „Tagesschau“.  Danach ging er erst einmal auf Reisen – vor allem in den neuen Bundesländern,  aber auch in die weite Ferne bis Kap Hoorn.

Heute schreibt der in Hamburg-Winterhude allein lebende Wieben vor allem Bücher auf Plattdeutsch und rezitiert aus ihnen. Plattdeutsch sei seine Muttersprache,  Hochdeutsch habe er erst in der Schule gelernt.

In die Schlagzeilen war Wieben 1995 – also während seiner aktiven Zeit – geraten, als Inge Meysel  ihn in einem Interview im „Stern“ als einen ihrer schwulen Freunde nannte.

Wieben war allerdings vor der Veröffentlichung durch die Redaktion informiert worden und war einverstanden – es war also kein unfreiwilliges Outing.  Aus seiner Homosexualität hatte Wieben nicht wirklich einen Hehl gegemacht.

„Aber ich war leider auch kein Rebell.“ Das hieß für Jahrzehnte, nicht offen darüber zu sprechen. Er sei damit aufgewachsen, dass seine Veranlagung „verfemt“ war. Das habe ihn lange geprägt.

Wilhelm Wieben ist vor zwei Jahren 80 geworden. Zum Geburtstag hatte er nur drei Gäste geladen, darunter seine langjährige Freundin Dagmar Berghoff. Natürlich wurde Rummikub gespielt.

Wieben, der stets gepflegt und diszipliniert auftritt, erlaubt sich nur eine Nachlässigkeit: Er raucht seit seinem 18. Lebensjahr, 20 Stück am Tag. „Ich hatte ein Lungenbild machen lassen, mein Arzt sagt, alles ist gut“,  sagte er vor kurzem.

Susan Stahnke

1992 wurde sie mit 25 Jahren die bis dahin jüngste   Sprecherin der ARD-Nachrichten. Doch das war ihr nicht glamourös genug. Für die „Gala“ ließ sie sich in erotischen Posen ablichten, was dem Sender nicht gut gefiel – schließlich müssen die Sprecher Seriosität und Ernsthaftigkeit ausstrahlen.

1999  verließ Stahnke die ARD. Sie wollte Karriere als Schauspielerin machen, am liebsten in Hollywood.

Doch daraus wurde nichts – sie ergatterte lediglich eine winzige Rolle  in einer Folge der US-Serie „Law & Order“.  Stattdessen ließ sie sich 2002 bei einer  Darmspiegelung  filmen, zog sich für den „Playboy“ aus und ging  2004  ins RTL-Dschungelcamp.

Seit 2007 moderiert die heute 50-Jährige  bei den Regionalsendern Hamburg 1 und TV Berlin ihre eigene Talkshow „Tischgespräch“.

Da war vor kurzem Volksmusiksängerin Stefanie Hertel zu Gast, die unter anderm über ihr neues Familienmitglied plauderte – eine ausgesetzte Hündin aus Griechenland.

Eva Herman

Sie las 1989  zum ersten Mal die „Tagesschau“-Nachrichten.  2006 teilte sie dem NDR mit, sie wolle ihre Arbeit als Nachrichtensprecherin wegen ihrer Tätigkeit als Buchautorin und der erwarteten Kontroverse um ihre neue Veröffentlichung für zwei Jahre ruhen lassen.

Vor ziemlich genau zehn Jahren beendete der NDR die Zusammenarbeit dann aber endgültig – nach einem Riesen-Eklat. Im Oktober  2007 war Herman zu Gast in der ZDF-Talkshow von Johannes B. Kerner und äußerte sich über die Familienpolitik  in   der Nazi-Zeit. Ihr Fazit: Es war nicht alles schlecht. Herman flog aus der Sendung.

Heute betreibt die 59-Jährige eine Website, auf der allerlei Verschwörungstheoretisches (etwa: „Deutsche Spitzenpolitiker sind psychisch gestört“) verbreitet wird. Sie bittet  um Spenden, damit sie ihre Arbeit fortführen kann.

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