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PartnerschaftLass uns Freunde bleiben

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Gescheiterte Ehe: Sandra Bullock und Jesse James (Bild: ap)

Gescheiterte Ehe: Sandra Bullock und Jesse James (Bild: ap)

"Lass' uns Freunde bleiben". Tatsächlich steckt hinter der Floskel oft nur der Versuch, Stress zu vermeiden oder sich den anderen warm zu halten. Für eine echte Freundschaft reicht das nicht. Oft ist er nach einer Trennung nur so dahin gesagt, manche meinen ihn tatsächlich ernst: Der Satz "Lass uns Freunde bleiben" lässt sich nicht immer in die Tat umsetzen. Manchmal drückt das Angebot auch nur ein starkes Harmoniebedürfnis aus oder ist ein Zeichen, dass man noch am Ex hängt - und langfristig auf eine Neuauflage der Beziehung hofft.

Eine echte Freundschaft zwischen ehemaligen Liebenden gelingt nur selten: "Viele wollen nicht als 'böse' gelten, deshalb machen sie dieses Angebot", erklärt der Psychotherapeut Günther Thomas. Dadurch würden die Schuldgefühle beim Schlussmachenden gemildert. Ein Stück weit bleiben dadurch auch Kontrolle und Einfluss auf den anderen bestehen. Denn man spiele ja immer noch eine Rolle im Leben des Ex-Partners, ergänzt die Kölner Paartherapeutin Carmen Rosen. Voraussetzung für eine funktionierende Freundschaft ist es, dem anderen zu verzeihen: "Es darf keine Aggression mehr in mir sein", erklärt Stefan Marmann vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen. Denn so lange die emotionalen Enttäuschungen nicht überwunden sind, gehe man in destruktiver Weise miteinander um. "Die Verletzungen müssen verarbeitet werden. Dazu gehört auch die Selbsterkenntnis der eigenen Fehler." Doch woher weiß man, wann die Zeit reif ist für eine Freundschaft? "Das Bauchgefühl entscheidet", sagt Günther Thomas.

Sinnvoll sei folgender Test: Man solle sich fragen: "Kann ich mich bei meinem Ex für bestimmte Dinge bedanken?" Wenn es einem gelingt, auch die positiven Dinge in der Beziehung zu sehen, ist das ein gutes Zeichen." Überstürzen sollte man die Annäherung jedoch nicht. "Mit einem schnellen 'Lass uns Freunde bleiben' wird oft nur der Schmerz überdeckt", sagt Rosen. Ein Jahr Trauerzeit sei deshalb nicht übertrieben. Bei langen, intensiven Partnerschaften könne es auch mal zwei Jahre dauern, bis die Trennung überwunden ist.Die Beziehung zum Ex bleibt häufig ambivalent. "Oft hat der andere noch eine große Bedeutung für einen selbst. Manchmal entsteht auch eine Traurigkeit darüber, dass er auf einmal Seiten von sich präsentiert, die er in der Beziehung nie offen gelegt hat", sagt Marmann. Schlechte Startbedingungen sind auch gegeben, wenn der Wunsch nach Freundschaft nicht von beiden geteilt wird: Der Mann hinterlässt hartnäckig Nachrichten auf dem AB, die Frau hat dagegen alle Erinnerungen an ihn in eine Schachtel verbannt. Aussitzen sei in einem solchen Fall der falsche Weg: "Da muss man Mut zeigen und den anderen in seine Grenzen weisen." Und dazu gehört auch, zu sagen: "Ich will nicht mit dir befreundet sein." (dpa)

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