Pendler hoffen auf Ende der Leidenszeit

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Moderne Triebwagen sollen das Fahren bald angenehmer machen.

Moderne Triebwagen sollen das Fahren bald angenehmer machen.

1,3 Milliarden Mark kostet der Ausbau der Bahnstrecke Köln - Düren. In einem Jahr wird die S-Bahn dort den Betrieb aufnehmen.

Köln - Die 32 000 Berufspendler, die täglich mit den Regionalzügen zwischen Düren und Köln unterwegs sind, wissen genau, was eine Durststrecke ist. Sie ist 42 Kilometer lang und wird in exakt 380 Tagen überwunden sein. Schenkt man dem Sprecher der Regionalbahn Rheinland Glauben, ist der Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2002 für sie ein Meilenstein der Bahngeschichte: Die S-Bahn kommt - endlich. Und mit ihr der Abschied von Uralt-Zügen, von denen selbst Bahnsprecher Frank Gassen-Wendler sagt, dass sie den Kunden nicht länger zuzumuten seien: „Sie sind immer zu spät und wenn sie kommen, dürfen die Fahrgäste zum Dank im Gepäcknetz sitzen. Und müssen dann noch froh sein, dass sie überhaupt einen Platz gefunden haben.“

In modernen klimatisierten Elektro-Triebwagen binnen 37 Minuten lautlos von Düren nach Köln gleiten - ohne Verspätung und mindestens alle 20 Minuten: Man mag es nicht glauben, doch die Bahn verspricht das Ende der leeren Versprechungen. Die S 12 werde die erste Linie sein, die den Namen S-Bahn überhaupt verdiene, so Gassen-Wendler. Denn es gehöre zu den Produktmerkmalen einer S-Bahn, dass sie auf eigenen Gleisen fährt. Das sei im Rheinland bisher nirgends der Fall.

So eben auch zwischen Köln und Düren: Auf einer der meistbefahrenen Strecken Deutschlands zuckeln derzeit alle Züge ab Köln-Ehrenfeld pro Richtung über ein Gleis: der schnelle Thalys, der Regionalexpress, die Regionalbahn und jede Menge Güterzüge. Das pünktlich abzuwickeln, war schon immer ein schwieriges Unterfangen, doch seit der Ausbau im September 1996 begann, ist der Fahrplan endgültig Makulatur. Rund 1,3 Milliarden Mark lassen sich Bund und Bahn die Beseitigung dieses Nadelöhrs kosten. Ein Jahr nach der Aufnahme des S-Bahnbetriebs im Dezember 2002 werden auch der Thalys und der ICE Richtung Paris und Brüssel auf der Hochgeschwindigkeitstrasse, die parallel zur S-Bahn verläuft, mit bis zu Tempo 250 fahren. Und Köln darf sich dann zu Recht als Drehscheibe des internationalen Hochgeschwindigkeitsnetzes bezeichnen, das Amsterdam, Paris, Brüssel, London und Frankfurt / Main untereinander verbindet.

Die leidgeprüften Pendler zwischen Köln und Düren dürfte aber eines viel mehr interessieren: Dass sie bald eine S-Bahn vor der Türe haben, die ihnen auf dem Weg zum Arbeitsplatz einige Umwege erspart. Denn die neue S 12 und die S 6, die im Berufsverkehr von Essen auf der neuen Trasse bis Horrem verlängert wird, fahren künftig über den Hansaring und halten auch an den neuen Stationen Köln-Müngersdorf / Technologiepark und Merzenich. Dazu kommen die Regionalexpress-Züge der Linien 1 (Bielefeld - Ruhrgebiet - Aachen) und 7 (Münster-Wuppertal-Aachen), die Düren und Köln in 30 Minuten überbrücken. „Zu den Spitzenzeiten fahren wir zwischen Düren und Köln im Zehnminutentakt“, sagt Gassen-Wendler. „Das wird für uns wie ein Befreiungsschlag.“ Einziger Wermutstropfen: Die Dürener werden dafür auf ihren geliebten D-Zug Köln-Oostende verzichten müssen. Er wird eingestellt. Mit Fertigstellung des Flughafen-Bahnhofs Köln / Bonn im Jahre 2004 wird dann die S 13 von Troisdorf über Köln nach Düren fahren und die S 6 ersetzen. Doch ganz ohne Verspätungen wird es auch in Zukunft wohl nicht gehen: Denn eine Engstelle bleibt der Hauptbahnhof. Dort werden am S-Bahnsteig ab Dezember 2002 im Berufsverkehr die Züge im 180-Sekunden-Takt einfahren. Das sei, so die Bahn, schon ziemlich eng. Für zwei weitere S-Bahngleise ist zwar Platz, aber kein Geld vorhanden. Zumal die Hohenzollernbrücke nach 1991 dann nochmal um zwei Gleise verbreitert werden müsste. Und das kann derzeit kein Mensch bezahlen.

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