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Just-Fit-Chef Böhme„Wir werden leider bis heute in die Schublade Freizeit gesteckt"

Lesezeit 4 Minuten
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Just-Fit-Mitgründer und -Chef Frank Böhme

Köln – In diesem September feiert die Fitnessstudio-Kette „Just Fit“ ihr zwanzigjähriges Bestehen. Für Frank Böhme (60), der das Unternehmen gemeinsam mit dem besten Freund Hans Schwarzenberg, seinem Bruder Jörg und dem Cousin Michael gründete, begann die Fitnessstudio-Karriere aber schon deutlich früher.

„Ich habe 1983 in einem Fitnessstudio in Frechen angefangen zu trainieren“, sagt er im Podcast „ekonomy mit K“. Dort hätten die anderen Mitglieder immer öfter ihn und nicht die Trainer wegen Tipps und Tricks konsultiert – bis der damalige Betreiber ihm ein Angebot machte: ‚Wir tauschen dein Auto und ein paar Mark Aufpreis gegen das Fitnessstudio‘, soll er gesagt haben. Kurze Zeit später war Böhme seinen hart erarbeiteten Porsche 911er los.

Offensichtlich hat sich das Geschäft gelohnt, mittlerweile betreibt er unter dem Namen Just Fit über 20 Fitnessstudios im Großraum Köln. Mit unterschiedlichen Konzepten will er sowohl den niedrigpreisigen Discounter-Studios als auch den exklusiven Fitnesstempeln mit Sauna und Pool Konkurrenz machen.

Und er probiert es weiter: „Wir sind gerade dabei, für Köln ein viertes Just-Fit-Konzept zu implementieren, was ich hoffe, noch im Laufe des Jahres 2022 zu eröffnen – es handelt sich nämlich um mehrere Clubs gleichzeitig“, erklärt er. Das Konzept habe etwas mit den einzelnen Kölner Veedeln zu tun, mehr will er aber noch nicht verraten.

Ein anderer Erfolgsfaktor seien seine Mitarbeiter, wie Böhme immer wieder im Podcast betont. „Wir haben so viele Mitarbeiter – und da bin ich unglaublich stolz drauf – die seit 15 oder sogar 20 Jahren schon bei uns arbeiten.“ Ihm sei es wichtig, sich sich die Kundschaft wohlfühle und die familiäre Atmosphäre spüre.

Auch privat legt der bekennende Fan des 1. FC Köln viel Wert auf Wohlfühlen, wie zum Beispiel im Urlaub in Spanien oder beim Hochseeangeln in Norwegen oder Dänemark. Erreichbar sei er als Unternehmer aber immer, egal ob bei der Autofahrt – „Ich habe ja leider einen schlechten Ruf, weil ich immer irgendwelche Prollkisten fahre“ – oder beim Dinner: „Ein schönes Glas Wein mit meiner Frau zusammen zu trinken, bei einem schönen Stück Fleisch, ist einfach Endstufe.“


Podcast „ekonomy mit K“

Das komplette Gespräch mit Frank Böhme können Sie auf allen gängigen Podcast-Plattformen wie Apple Podcasts, Spotify oder Deezer hören. Suchen Sie dort dazu nach „ekonomy mit K“ oder „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Unter anderem finden Sie dort auch Interviews mit Art-Invest-Chef Markus Wiedenmann, Biontech-Chef Uğur Şahin oder Mühlenkölsch-Chefin Melanie Schwartz.

Wenn Sie dem Podcast folgen, verpassen Sie keine der künftigen Ausgaben. Alternativ können Sie das Gespräch auch hier hören.

Eine Übersicht aller Podcasts des Kölner Stadt-Anzeiger gibt es hier: https://www.ksta.de/podcast


Obwohl das Geschäft mit der Fitness in den letzten Jahren stark gewachsen ist, wurde es umso härter von der Coronakrise erwischt – sämtliche Fitnessstudios mussten lange Zeit schließen. Zunächst hatte Böhme deutliche Worte wegen der Maßnahmen gefunden, doch die Regierung in einer solchen Situation zu kritisieren, sei einfach, sagt er mittlerweile. „Ich hätte als Unternehmer aber das ein oder andere sicher anders gemacht als die Regierung“, sagt er.

„Ich hätte mir gewünscht, dass die Gesundheitsbranche Fitness mehr gesehen wird“, sagt der politisch aktive Böhme mit Blick auf ältere oder erkrankte Menschen, die Fitnessstudios bräuchten, um gesund und aktiv zu bleiben. „Wir werden leider bis heute in die Schublade Freizeit gesteckt.“

Ausgebliebene Nachholeffekte

Während der Lockdowns fielen dem Unternehmen Einnahmen durch Clubmitgliedschaften weg, es hagelte Kündigungen, übliches Mitgliederwachstum wie besonders zu Jahresbeginn blieben aus. Es habe keinen Nachholeffekt gegeben, viele Leute seien durch die undurchsichtige pandemische Situation verunsichert gewesen, „sodass sie sich eben nicht angemeldet haben und deshalb kränkelt die Branche", sagt Böhme.

Entlassen habe er keine Mitarbeiter, einige hätten selbst gekündigt. Wo es möglich war, habe er Kurzarbeit eingesetzt – ein politisches Instrument, für das er sehr dankbar ist. Ansonsten habe man alle Vermieter und Dienstleister bezahlt, auch die Zentrale sei voll weitergelaufen, erklärt Böhme. „Wir haben alles bezahlt, aber dafür haben wir uns für die nächsten Jahre leider extrem verschuldet.“ Da die Regierung die Branche offenbar finanziell nicht unterstützen wolle, schlägt er zumindest einen reduzierten Mehrwertsteuersatz vor.

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Neben den üblichen Sicherheitsvorkehrungen wie Maskenpflicht, Desinfektionsmittel und Abstandsregelungen, hat Böhme in Lüftungsanlagen investiert, die ein Training dort ungefährlich machen sollen: „Unsere Fitnessclubs haben einen sechs- bis achtfachen Luftwechsel pro Stunde“, hinzu käme die Lüftung durch Fenster und Türen. Das sei deutlich mehr als die Gastronomie gewährleisten könne „Man kennt das aus der Vergangenheit, man ist in eine Muckibude gerannt und hat gedacht, dass es dort sehr nach Schweiß riecht“ – die Zeiten seien dank der Lüftungsanlagen vorbei. 

Nicht nur mit den Sicherheitsaspekten, auch mit neuen Konditionen will Böhme dem Mitgliederschwund entgegentreten: Neben branchenüblichen 24-Monats-Verträgen gebe es nun auch wöchentliche oder monatliche Verträge.

Wie Just Fit sein Jubiläumsjahr feiern wird, sei aufgrund der Pandemie noch nicht klar, sagt Böhme. Pläne für die Zukunft des Unternehmens hat er allerdings einige.

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