Kölner Motor-HerstellerDeutz-Chef wünscht politische Vorgabe für alternative Antriebe

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Deutz Produktion

Deutz-Mitarbeiter bei der Produktion eines Dieselmotors.

Köln – Der Chef des Kölner Motorenherstellers Deutz wünscht sich klare Vorgaben bei Auftragsvergaben des Staates, um den Absatz klimafreundlicherer Antriebe in Traktoren und Baumaschinen anzukurbeln. „Es würde uns natürlich helfen, wenn bei städtischen Ausschreibungen an Bauunternehmer die Anforderung gestellt wird, CO2-neutrale Geräte einzusetzen oder elektrische Antriebe“, sagt Vorstandschef Frank Hiller in „ekonomy mit K“, dem Wirtschafts-Podcast des Kölner Stadt-Anzeiger.

Die Deutz AG fertigt vor allem Diesel-Antriebe, die in Maschinen jenseits von Straßen zum Einsatz kommen – auf Ackern, Baustellen, Flughäfen oder Fabrikgeländen. Im Gespräch kündigt Hiller erste Lösungen des Konzerns für alternative Antriebe jenseits von Elektroantrieben für Boote an. Die neuen Produkte würden um den Jahreswechsel vorgestellt. Dazu könnten etwa Antriebe für Flughafen-Fahrzeuge gehören aber auch „kleinere Bagger, die man auch in der Stadt nutzt, wo Emissionen eine wichtige Rolle spielen“.

Die Hauptprodukte von Deutz sind und bleiben jedoch Verbrennungsmotoren. Im vergangenen Jahr hat der Konzern ein Krisenjahr durchlitten. In der Corona-Pandemie war die Nachfrage nach Baumaschinen und Traktoren eingebrochen. Kunden fragten die Aggregate des Unternehmens mit Sitz in Köln-Porz weniger nach.

Deutz-Chef Frank Hiller

Deutz-Chef Frank Hiller

Der Umsatz brach um fast 30 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro ein, der Verlust betrug 108 Millionen Euro. Hunderte Mitarbeiter mussten das Unternehmen verlassen, viele der verbliebenen 4500 Beschäftigten mussten Gehaltseinbußen zustimmen. Vorstandschef Frank Hiller kürzte auch die Forschungs- und Entwicklungsausgaben.

Im laufenden Jahr bessert sich die Geschäftslage. „Der Markt kommt relativ stark wieder zurück, das ist sehr erfreulich“, so der 55-jährige Hiller. So dürfte sich der Spielraum erhöhen, alternative Antriebe voranzutreiben. Das Ziel ist ein Umsatzanteil mit Elektro-Antrieben von fünf bis zehn Prozent in den Jahren 2023/24. Das Löwengeschäft werden also Diesel-Motoren bleiben, vor allem auch durch eine Expansion des China-Geschäfts.


Podcast „ekonomy mit K“

Das komplette Gespräch mit Frank Hiller können Sie auf allen gängigen Podcast-Plattformen wie Apple Podcasts, Spotify oder Deezer hören. Suchen Sie dort dazu nach „ekonomy mit K“ oder „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Unter anderem finden Sie dort auch Interviews mit Mühlenkölsch-Chefin Melanie Schwartz, KVB-Chefin Stefanie Haaks oder Flossbach von Storch Co-Gründer Kurt von Storch.

Wenn Sie dem Podcast folgen, verpassen Sie keine der künftigen Ausgaben. Alternativ können Sie das Gespräch auch hier hören.

Eine Übersicht aller Podcasts des Kölner Stadt-Anzeiger gibt es hier: https://www.ksta.de/podcast


Die Kunden müssten mit Fahrzeugen mit Deutz-Motoren wirtschaftlich arbeiten können. Dies sei bei vielen Anwendungen jenseits der Straße nur mit Diesel-Motoren zu erreichen. Für mehr Wandel im Nutzfahrzeuge-Markt „würde es uns helfen, wenn die Politik Rahmenbedingungen vorgibt, dass innovativen Antriebslösungen eingesetzt werden“, sagt der Deutz-Chef.

In den vergangenen Tagen hatte die von den Metallarbeitgebern finanzierte Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft für Schlagzeilen gesorgt, als sie der grünen Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock in einer Kampagne vorwarf, vor allem über Verbote agieren zu wollen.

Anders als Volkswagen distanziert sich Hiller nicht von der Kampagne. „Verbote, die wir umsetzen, sind kein Verkaufsschlager“, so Hiller. Stattdessen solle man „technische Lösungen finden, um die Herausforderung der Welt und der Menschheit in den Griff zu bekommen.“

deutz ag

Zentrale der Deutz AG in Porz-Eil.

Druck bekommt Hiller, dem sein Vertrag jüngst bis 2026 verlängert wurde, derzeit vom neuen Anteilseigner Ardan Livvey. Der hat sich mit fast vier Prozent an Deutz beteiligt und weist daraufhin, dass Konkurrenten wesentlich bessere Kennzahlen vorweisen würden als der Kölner Motorenhersteller.

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„Es gibt Investoren, die haben sie gerne und Investoren, die haben sie weniger gern. In diesem Fall können wir das noch nicht einschätzen“, sagt Hiller. Ardan Livvey wird eine Verbindung zur Hastor-Familie nachgesagt, die beispielsweise vor einigen Jahren vergeblich versucht hatte, den Automobilzulieferer Grammer zu übernehmen.

Das 45-minütige Gespräch mit Frank Hiller können Sie hier hören.

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