„Geld reicht nicht aus“Freie Träger sehen sich durch Kita-Pläne benachteiligt

Lesezeit 3 Minuten
Kita zu Gebühren

Symbolbild

Köln – Martina Conradi leitet den Fröbel-Kindergarten Maria Montessori in der Ursulagartenstraße in Köln. Dort werden in den Gruppen „Regenbogen“ und „Sonnenschein“ 42 Kinder betreut. Wenn es gut läuft, kümmern sich jeweils zwei Erzieher pro Gruppe um die Kleinen. „Aber wenn jemand im Urlaub ist, oder durch Krankheit ausfällt, wird es schwierig“, sagt Conradi. „Dann kommt es vor, dass eine Kraft mit 20 Kindern alleine ist. Da ist eine individuelle Zuwendung nur noch schwer möglich.“

Die 61 Jahre alte Kitachefin hatte große Erwartungen in das neue Kinderbildungsgesetz (KiBiz) der Landesregierung gesetzt. Vom Kita-Jahr 2020/21 an werden jährlich zusätzlich rund 1,3 Milliarden Euro an Landes-, kommunalen und Bundesmitteln in die Kindertagesbetreuung investiert. „Ich hatte erhofft, dass wir durch die Reform zusätzliche Kräfte einstellen können“, sagt Martina Conradi.

Kostenbelastung für freie Träger

Doch daraus wird wohl nichts. „Nach unseren Berechnungen werden die Mehreinnahmen durch eine Veränderung der Personalkostenstruktur vollständig aufgebraucht“, sagt Marek Körner, Geschäftsleiter der Fröbel-Kitas in der Region Köln-Rheinland. „Modellrechnungen zeigen, dass mit einer Kostenbelastung für freie Träger zu rechnen ist.“

Fröbel betreibt in NRW 62 Kitas und ist bundesweit der größte freie Träger. Körner hält zudem die Schaffung eines weitern beitragsfreien Kita-Jahrs für problematisch. „Das Geld wäre viel besser in die Bildungsqualität investiert. Dann würde es der Betreuung der Kinder zu Gute kommen und die Erzieher entlasten“, sagt der Finanzexperte. Die neue Berechnung der Kindspauschale werde als „auskömmlich“ bezeichnet. „Der kalkulatorische Nachweis fehlt aber“, sagt Körner. Zusätzliche Mitarbeiter wie Ergänzungskräfte und technisches Personal könnten nicht mehr abgerechnet werden.

„Spielräume wären da“

Auch die Dokumentationspflichten und Verwaltungsaufgaben in der Kita stellen eine Herausforderung dar. „Ich wünsche mir, dass die Kitaleitungen dafür freigestellt werden“, sagt Martina Conradi. Derzeit würden für kleine Einrichtungen keine Mittel für eine stellvertretende Leitung bereitgestellt. „Die pädagogischen Herausforderungen werden immer komplexer. Wenn der Staat an einem guten Kitasystem interessiert wäre, müsste er ein Vielfaches der vorgesehenen Investitionen locker machen und eine Finanzpauschale für Leitungen ins KiBiz nehmen“, sagt Conradi. Auch dem Landeselternbeirat NRW gehen die Pläne nicht weit genug. Sprecherin Katja Wegner-Hens verlangt eine völlige Beitragsfreiheit für die Kitas. Es sei ein Fehler, das Stamp am „Gebühren- Flickenteppich und der damit verbundenen Ungleichbehandlung der Eltern“ festhalte.

Die SPD macht die Kitabetreuung in dieser Woche im Landtag zum Thema. „Die Pläne von Minister Stamp sichern bestenfalls den Status Quo“, sagt der familienpolitische Sprecher Dennis Maelzer. Für eine Reform, die mehr Qualität und Beitragsfreiheit ermögliche, sei mindestens die doppelte Summe erforderlich. „Das Land hat nahezu acht Milliarden Euro an zusätzlichen Steuereinnahmen. Wann, wenn nicht jetzt, soll eine durchgreifende Reform gelingen?“ Familienminister Stamp weist die Vorwürfe zurück. Durch die Anpassung der Finanzierung an die tatsächliche Kostenentwicklung würden alle Träger finanziell bessergestellt. Es sei erwartbar, dass zum jetzigen Zeitpunkt „Maximalforderungen“ gestellt würden, so der FDP-Politiker. Er sei sich sicher, „dass auch weitere kluge Anregungen geäußert“ würden, die noch einmal „zu der einen oder anderen Veränderung im Gesetzentwurf führen“ könnten.

KStA abonnieren