„Teamplayer“-AussageKarl Lauterbach empört über Kölner Büttenredner

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Lauterbach Konfrontation WDR 290322

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im Gespräch mit Markus Feldenkirchen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat in der ARD-Sendung „Konfrontation“ harte Worte für Altkanzler Gerhard Schröder gefunden. Der SPD-Politiker stellte sich am Montagabend einer Dokumentation des Journalisten Markus Feldenkirchen, die dieser seit Lauterbachs Amtsantritt im Gesundheitsministerium gedreht hatte.

Lauterbach wurde beim Schauen der Dokumentation gemeinsam mit Feldenkirchen gefilmt und konnte mit dem Drücken eines Buzzers Stellung beziehen, wenn Dinge aus seiner Sicht nicht ausreichend dargestellt wurden.

Direkt zu Beginn der Sendung ging es um Altkanzler Schröder: „Wenn jemand wie Putin einen Krieg macht, dann wird er nicht sagen: 'Gerd, jetzt wo du das sagst, denke ich nochmal drüber nach'“, kommentiere Lauterbach Schröders Reise nach Moskau.

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Karl Lauterbach: „Gerhard Schröder ist wirklich traurig“

„Mir hat Gerhard Schröder ehrlich gesagt leid getan. Der ganze Auftritt grenzte ans Peinliche; Fremdschämen ist ein Begriff, der einem da in den Kopf kommt“, sagte der Gesundheitsminister weiter. Er habe Gerhard Schröder mal sehr geschätzt, das sei aber schon lange her.

„Er war ein Altkanzler, der vieles aus sich hätte machen könnten. Aber er hat quasi alles verloren. Ihm ist es gelungen, als Atlkanzler an der Grenze zu einer Witzfigur unterwegs zu sein.“ Von seinem früheren Prestige sei nahezu nichts mehr übrig geblieben, Schröder mache mit seinem jetzigen Handeln alles nur noch Schlimmer. „Es ist wirklich traurig. Man wird ihn nicht als Kanzler in Erinnerung behalten, sondern als jemanden, der an der Grenze zum Lächerlichen unterwegs war.“

Karl Lauterbach empört über Aussagen von Kölner Büttenredner Singer

In der Reportage von Markus Feldenkirchen kommt auch der Büttenredner und Jurist Jens Singer zu Wort, der 2005 das Duell um die SPD-Kandidatur in Lauterbachs jetzigem Wahlkreis Leverkusen-Köln IV, verlor. „Ein Wissenschaftlicher hat manchmal auch das Problem, dass eine Partei anders funktioniert wie eine Hochschule“, sagt Singer.

Eine Partei sei in vielerlei Hinsicht auch oft ein Verein, bei dem es gesellig und umgänglich zuging. „Ich glaube, damit hat Karl auch immer ein wenig gefremdelt. Er ist halt kein Kumpel-Typ. Das Wichtigste an einer Ortsvereins-Versammlung ist eigentlich das Bier danach. Und da ist Karl nicht dabei“, so Singer. Lauterbach sei kein Teamplayer.

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Danach betätigte der SPD-Gesundheitsminister erstmals den Buzzer, um sich zu verteidigen: „Wenn man den Kollegen so reden hört, kann man sich fragen, warum hat er dann gegen mich verloren?“, fragte Lauterbach. Singer habe die Niederlage offensichtlich nicht verarbeitet.

Dieser legte noch einmal nach: „Ich vermute, dass die meisten Politiker ein Stück weit eine Ich-AG sind, aber bei Karl Lauterbach ist es sicherlich extrem ausgeprägt.“ Lauterbach verzog das Gesicht, drückte erneut den Buzzer und wollte zur Gegenrede ansetzen, behielt dann aber die Ruhe: „Unglaublich. Das ist es nicht wert, darüber zu reden. Machen wir einfach weiter.“

Karl Lauterbach zu Klaus Stöhr: „Niemand würde ihn als Top-Virologen bezeichnen“

Lauterbach sprach auch über die Arbeit im Gesundheitsministerium: „Ich bin jemand, der sich in die Details einarbeitet. Der übliche Minister würde nach einer Pressekonferenz seinen Abteilungsleiter fragen, was dem Ministerium am meisten bringt.“ Er sei da anders, so Lauterbach. „Ich bin ein Daten- und Informations- und Versteh-Freak.“

Über Virologen wie etwa Klaus Stöhr fand der SPD-Politiker keine guten Worte. „In der Bild-Zeitung steht dann beispielsweise Top-Virologe Stöhr und Top-Virologe Christian Drosten. In der Wissenschaft selbst käme niemand auf die Idee Herrn Stöhr als Top-Virologen zu bezeichnen“, erklärte Lauterbach.

Karl Lauterbach über Talkshow-Buffets und den Beeren-Teller bei Markus Lanz

Im Laufe des Interviews mit Markus Feldenkirchen sprach Lauterbach auch über seine Kindheit und Jugend, der Journalist besorgte für den Beitrag auch Lauterbachs Studienzeit, den Duft „Aramis Tuscany Uomo“. „So gut wie damals, ich wusste noch nicht, dass es noch im Handel ist“, erklärte Lauterbach, nachdem er es aufgetragen hatte. Er habe es in Aachen im Studium verwendet, in Arizona sei es beim Wechsel des Studienortes verloren gegangen.

Zum Abschluss sprachen Feldenkirchen und Lauterbach auch über dessen Auftritte in zahlreichen Talkshows, unter anderem wird er backstage bei einem Auftritt in der ARD-Talkshow „maischberger. die woche“ gefilmt. Auf die Frage, welche Talkshow in Deutschland das beste Buffet habe, antwortete Lauterbach: „Das Buffet hat coronabedingt massiv nachgelassen in den vergangenen zwei Jahren, wie auch die Geselligkeit nach der Talkshow.“ Bei Markus Lanz gebe es nach der Show aber einen riesigen Teller mit Himbeeren, Heidelbeeren und Brombeeren. „Der Beerenteller, der hat was“, so Lauterbach. (shh)

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