„Wirklich bizarr“Harsche Kritik von Militärexperten an Bundeswehr-Generalinspekteur

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Zorn afp 160922

Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, hat harsche Kritik von Militärexperten auf sich gezogen. (Archivbild)

Köln – Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, hat harsche Kritik von Militärexperten auf sich gezogen. Zorn hatte sich zuvor im „Focus“ zu den Erfolgsaussichten des ukrainischen Gegenangriffs geäußert. Der ehemalige Oberkommandeur der US-Streitkräfte in Europa, Ben Hodges, reagierte auf die Aussagen und bezeichnete sie auf Twitter als „atemberaubend dürftige Analyse“, die stellvertretend für das Denken der deutschen Elite stünden.

„Finnland allein würde die russischen Streitkräfte schlagen“, schrieb Hodges. Litauen oder Polen seien außerdem in der Lage Kaliningrad „in einer Woche“ einzunehmen. „Die russische Marine versteckt sich hinter der Krim, obwohl die Ukraine keine Marine hat.“

Zorn zeigte sich skeptisch bezüglich des Gegenangriffs der Ukraine

Zorn hatte sich zuvor im „Focus“ skeptisch bezüglich der Erfolgsaussichten des Gegenangriffs der Ukraine gezeigt. Er sehe allenfalls „Gegenstöße, mit denen man Orte oder einzelne Frontabschnitte zurückgewinnen, aber nicht Russland auf breiter Front zurückdrängen kann“, sagte Zorn.

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Noch vor zwei Wochen hätte er gesagt, dass der gesamte Donbass in sechs Monaten in russischer Hand sein werde. „Heute sage ich: Das werden sie nicht schaffen.“ Aber ob die Ukrainer wirklich die Kraft für eine Gegenoffensive hätten, bezweifelte Zorn, der ranghöchste Soldat der Bundeswehr.

Militärexperte über Zorn-Äußerungen: „Wirklich bizarr“

Zorn äußerte zudem die Befürchtung, dass Russland eine zweite Front aufmachen könnte: „Kaliningrad, die Ostsee, die finnische Grenze, Georgien, Moldau... es gibt viele Möglichkeiten. Die Fähigkeiten hätte Putin. Würde Putin eine Generalmobilmachung anordnen, hätte er auch keine Personalprobleme.“ Zorn sprach sich zudem gegen weitere Waffenlieferungen aus Deutschland aus.

Mit der Kritik an Zorns Aussagen blieb Hodges unterdessen nicht allein. Der britische Kriegsforscher Rob Lee nannte die Aussagen „wirklich bizarr“ – und argumentierte mit Berechnungen zur Schlagkraft der russischen Armee dagegen. Der Kreml habe so schwere Verluste erlitten, „dass Russland seither auf Freiwillige und Reservisten angewiesen ist“, schrieb Lee.

Zustimmung bekam Lee vom Militärexperten Gustav Gressel vom „European Council on Foreign Relations“. Angesichts des eh schon „nicht großen“ Vertrauens in Deutschland, verstehe er nicht, „warum die Deutschen es noch schlimmer machen“ – das sei „vorsichtig ausgedrückt“.

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