Abitur NRW 2018Viele Schüler verärgert wegen überlanger Mathe-Klausur

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Ein Abiturient während der Prüfungen (Symbolfoto)

Köln – Mehrere Jahre lang war es ruhig um das Zentralabitur in Nordrhein-Westfalen. Die Klausuren waren weder übermäßig schwer noch fehlerbehaftet. Das System der zentral gestellten Aufgaben lief ohne größere Zwischenfälle. Doch in diesem Abiturjahr ist das anders. Der Grund: Die Matheklausuren sowohl für die Grundkurs- als auch für die Leistungskursschüler.

Viele Abiturienten beschweren sich darüber, dass die Klausuren in der vorgegebenen Zeit nicht zu schaffen waren. Insbesondere der Prüfungsteil B, den die Abiturienten mit Hilfsmitteln wie einem Taschenrechner absolvieren dürfen, war nach Meinung vieler Jungen und Mädchen in der vorgegebenen Zeit nicht zu schaffen. Der Umfang der Prüfungsaufgaben des Prüfungsteils B sei „definitiv zu groß gewählt“ worden, heißt es in der Petition auf change.org, die bis Montagmittag von 13.900 Unterzeichnern unterstützt wurde. Unklar ist dabei allerdings, wie viele der Unterzeichner tatsächlich Abiturienten sind.

Der Verfasser der Petition, der sich selbst als Einser-Kandidat in Mathe und Abiturient an einem Gymnasium in Dülmen, Westfalen, vorstellt, betont, es gehe ihm nicht um den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben, „sondern deren Umfang“. „Inwiefern sagt eine Abiturprüfung unter diesem enormen Zeitdruck etwas über das Können eines Schülers aus, wenn nicht ausreichend Zeit zur Entwicklung von Lösungswegen und vernünftigen Formulierung von Begründungen vorhanden ist, weil der Umfang der zu bearbeitenden Prüfungsaufgaben zu groß ist?Hier wird ganz klar die Quantität der gelösten Prüfungsaufgaben über die Qualität der Lösungswege und Begründungen gestellt", beschwert sich der Verfasser der Petition.

Im Landes-Schulministerium sieht man dagegen bisher keine Gründe für Kritik an den Mathematik-Klausuren. „Aus fachlicher Sicht gibt es bisher keinerlei Hinweise darauf, dass die Zeit für die Prüfungsaufgaben nicht ausgereicht hätte", teilte das Ministerium auf Anfrage des „Kölner  Stadt-Anzeiger“ mit.

Es gebe, so heißt es beschwichtigend, in jedem Jahr unterschiedliche Rückmeldungen zu den Abiturklausuren, „so auch dieses Jahr“. Das Ministerium betont, dass es im Vorfeld der Prüfung keine warnenden Rückmeldungen von Lehrern gegeben habe. „Das Schulministerium hat von den Mathematiklehrkräften durchweg positive Rückmeldungen auf die Klausuren im Grund- und Leistungskurs erhalten. Das ist ein wichtiger Indikator, weil die Mathelehrerinnen und -lehrer aus den zentral vorgegebenen Prüfungsaufgaben die Aufgaben für ihre Schule zusammenstellen.“

Im Ministerium will man jetzt beobachten, wie in der Korrekturphase der Klausuren die Rückmeldungen von seiten der Lehrer ausfallen. Grundsätzlich gibt  es bei Problemen mit Abiturklausuren die Möglichkeit, etwa Bewertungsmaßstäbe so zu ändern, dass der Notendurchschnitt aller Klausuren angehoben wird.

Mathematik gehört in Nordrhein-Westfalen zu den beliebtesten Abitur-Fächern. 2017 hatte knapp ein Drittel (32,3 Prozent) der 73.489 Abiturienten Mathematik als Leistungskursfach. Mathematik lag damit hinter Deutsch und Englisch an dritter Stelle. 

„Oktaeder des Grauens“

Die Mathematik-Klausuren im Zentral-Abitur sind in der Vergangenheit immer wieder einmal Anlass für teilweise heftige Proteste der Schüler gewesen. 2013 führten sie zu einer Abiturienten-Demonstration Düsseldorf. Die Klausur 2008 ging mit dem „Oktaeder des Grauens“ in die Geschichte der meistgehassten Abiklausuren ein. 

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