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Affäre oder haltlose Vorwürfe?Experten widersprechen NRW-SPD bei Van-Laack-Deal

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Van Laack

Eine Maske der Marke Van Laack (Symbolbild)

Köln/Düsseldorf – Seit Wochen spricht Thomas Kutschaty, Chef der SPD-Fraktion im Landtag, über die Auftragsvergabe von Schutzkitteln durch die Landesregierung an den Textilproduzenten van Laack als einer Affäre. Bevorzugtes Ziel der Angriffe ist vor allem Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Zu Beginn der Corona-Krise, als kaum Schutzmaterialvorhanden war, hatte der Regierungschef über seinen Sohn Johannes Laschet Kontakt zur Luxusmode-Firma van Laack aufgenommen.

Laschets Sohn arbeitet als Mode-Blogger und Werbepartner unter anderem auch für das Mönchengladbacher Unternehmen. Das Gesundheitsministerium schloss letztlich einen Vertrag über 45 Millionen Euro zur Lieferung von zehn Millionen Schutzkitteln ab. Ferner orderte das Innenministerium 2,5 Millionen Alltagsmasken.

Die SPD-Opposition vermutet Vetternwirtschaft. Der Deal, so Kutschaty, sei „ohne Ausschreibung und ohne Angebote lästiger Konkurrenz“ besiegelt worden. Er bezeichnete die Ware gar als „minderwertig“ – 45 Millionen Euro seien in den Sand gesetzt worden. Und womöglich entspreche das van-Laack-Material nicht einmal den erforderlichen Normen. Als Beleg für diese Behauptung verwies Kutschaty auf die Uniklinik Münster – ihm liege eine Stellungnahme vor, wonach die gelieferten Kittel dort nutzlos herumliegen würden, weil nicht klar sei, ob das Material nach DIN-Norm zertifiziert sei.

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Eine Sprecherin der Uniklinik weiß jedoch nichts von einer Stellungnahme an die SPD. Die Kittel, die bisher nicht gebraucht wurden, wurden inzwischen kontrolliert. Ergebnis: Alles in Ordnung, die DIN-Norm wurde eingehalten. Auch das Institut für Arbeitsschutz der deutschen gesetzlichen Krankenversicherung betont, dass man van-Laack-Produkte getestet und entsprechend zertifiziert habe, darunter auch die Schutzkittel.

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Kutschaty wehrte sich auf Anfrage gegen den Vorwurf falscher Tatsachenbehauptungen: „Eine solche Behauptung wäre falsch“, sagte ein Sprecher. Aus Sicht der SPD verfügten die Schutzkittel zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses nicht über ein reguläres Zertifikat nach DIN EN 14126.

Ein reguläres Testat sei nach Wissen der SPD nicht ausgestellt worden. Nachdem van Laack die ersten Kittel produzierte, habe das Land aufgrund seiner besonderen Befugnisse durch die vom Landtag festgestellte pandemische Lage die Schutzkittel als Ausnahmefall ohne reguläres Zertifikat zugelassen.

Kutschaty griff auch den Maskendeal des Innenministeriums mit van Laack an. Angeblich seien andere Anbieter nicht zum Zuge gekommen. Inzwischen versorgt van Laack unter anderem 60 Behörden in vier Bundesländern mit Masken. Nach Angaben der Firma „machen die Behördenaufträge bei einem Absatz von über 100 Millionen Stück seit März nur zirka fünf Prozent aus.

Ein Kritikpunkt Kutschatys ist unbestritten: Die Uniklinik Essen hat 40.000 van-Laack-Schutzkittel aussortiert, weil sie zu schnell reißen. Der Textilhersteller hatte auf Wunsch des Gesundheitsministeriums einen leichten, atmungsaktiven Kittel gefertigt. Manche Krankenhäuser bevorzugen jedoch einen schwereren Stoff. Bei einem Treffen am Dienstag will van Laack mit der Uniklinik einen Warenaustausch durchführen.

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