Angeblich Einbau in DrohnenLässt Russland schwedische Blitzer-Kameras stehlen?

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Radarfalle Schweden IMAGO

Radarfalle an einer schwedischen Straße 

Köln – In Schweden verschwinden seit einigen Monaten immer wieder Verkehrskameras aus Radarfallen von den Straßen. Die High-Tech-Geräte werden gestohlen, oft mit roher Gewalt. Die Kästen, in denen sie sich befinden, werden teilweise aufgesägt oder mit dem Auto angefahren. Das Phänomen ist nicht neu. So gab es eine Diebstahls-Welle im August und nun wieder im Oktober.

Wie das „Aftonbladet“ berichtet, wurden nach Angaben des schwedischen Zentralamts für Infrastruktur in wenigen Monaten mehr als 100 Kameras im ganzen Land entwendet, teilweise elf Blitzer an einer Strecke. Dies sei teuer, so koste eine Radarkamera demnach 250.000 Schwedische Kronen (knapp 23.000 Euro). Die „New York Times“ berichtet sogar von 160 Fällen, in denen die Polizei ermittelt.

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In Schweden wird nun über eine Verbindung zwischen den schwedischen Kameras und dem russischen Krieg gegen die Ukraine spekuliert. Das „Aftonbladet“ stellt die These auf, die Kameras würden in Russland zum Bau von Drohnen benötigt, die gegen die Ukraine eingesetzt werden. Ein vom ukrainischen Verteidigungsministerium veröffentlichtes Video zeige, wie eine russische Drohne auseinandergebaut werde. Zu sehen sei darin eine digitale Spiegelreflex-Kamera (DSLR) von Canon. Das vermutlich gemeinte Video stammt vom April.

Russland lässt angeblich Verkehrskameras in Schweden stehlen 

Die These: Die Materialknappheit sei durch die Sanktionen in Russland mittlerweile so groß, dass bei wichtigen Gütern auf Diebstahl im Ausland gesetzt werde. Das „Aftonbladet“ beruft sich im Text auf die schwedische Sicherheitspolizei Säpo. Diese gibt demnach an, Kenntnis von Informationen über diese Verbindung zu haben. Allerdings bestätigt ein Säpo-Sprecher diese inhaltlich nicht, sondern beruft sich auf Geheimhaltung. 

Auch der schwedische Militärblogger Lars Wilderäng unterstützt die Russland-These. Systematische Diebstähle dieser Art könne es nur mit einem Auftraggeber im Hintergrund geben, sagt er der „New York Times“. Auch ein Polizeisprecher erklärt der Zeitung, zuvor habe es zwar Vandalismus von erbosten Autofahrern gegeben, aber keine systematische Plünderung.

Wilderäng schreibt, dass die Canon-Kameras in den russischen Aufklärungsdrohnen vom Typ Orlan 10 verbaut würden. Der Kamera-Klau sei Teil der russischen Strategie, auch andere High-Tech-Industriegüter in Schweden zu stehlen. So seien auch bereits Nachtsichtgeräte und Ferngläser aus Lagern verschwunden. Die Ware würde dann auf dem Land- oder Seeweg außer Landes gebracht.

Schwedische Verkehrskameras: These vom Diebstahl für Russland ist umstritten

Die Thesen von Lars Wilderäng sind allerdings auch in Schweden nicht unumstritten. So weisen Twitter-User darauf hin, dass nicht nur Kameras von Canon aus den Blitzern gestohlen werden, sondern auch die Produkte anderer Hersteller wie Sony oder Nikon.

Auch David Bergman, Autor und Mitglied der Königlichen Akademie der Militärwissenschaften, weist darauf hin, dass die Hinweise auf Verbindungen nach Russland bislang nicht belegt werden können. Dass nichts gegen eine These spreche, bedeute noch lange nicht, dass sie wahr sei, so Bergman und kritisiert das „Aftonbladet“.

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