Anschläge auf SynagogenNahostkonflikt ist in NRW angelangt

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Synagoge Düsseldorf

Eine Polizistin steht vor der Neue Synagoge in Düsseldorf.

Bonn – Der Auslöser waren Bilder vom eskalierenden Nahostkonflikt. Die 20 bis 24 Jahre alten Syrer sollen sich am Dienstagabend zu einer spontanen Attacke auf die Synagoge in Bonn verabredet haben. Einer von ihnen habe einen Stein in das Glasfenster des Eingangsbereiches geworfen – es zersplitterte. Danach sollen die Angreifer die Fahne des Staates Israel abgefackelt haben. Zeugen alarmierten die Polizei, die kurz darauf die Männer fasste. Die Männer legten ein Geständnis ab.

Am Tatort fanden die Ermittler Zettel mit arabischen Tiraden. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ war auf einem Papier zu lesen: „Wer die Aksa-Moschee angreift, den greifen wir an.“ Ein Hinweis auf die Kämpfe zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern um das drittheiligste Gotteshaus des Islam auf dem Tempelberg in Jerusalem.

Konflikt in NRW angelangt

Die Al-Aksa-Moschee ist seit Tagen Mittelpunkt gewaltsamer Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften, die zu hunderten Verletzten führten. In einem Akt der Vergeltung hat die sunnitische Terror-Organisation Hamas 1000 Raketen auf Israel abgefeuert, der jüdische Staat antwortete mit militärischen Luftschlägen.

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Inzwischen ist der Konflikt auch nach Deutschland übergeschwappt. In Münster hat eine 13-köpfige Gruppe aus Syrern, Irakern, Kosovaren, Türken, einem Israeli und zwei Deutschen vor der Synagoge ebenfalls eine israelische Flagge angezündet. Zehn Beschuldigte sind laut Polizei als Kriminelle aktenkundig.

In derselben Nacht wurde in Düsseldorf der Gedenkstein des alten jüdischen Gotteshauses an der Kasernenstraße beschädigt. Derzeit werten die Ermittler die dortigen Überwachungskameras aus.

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NRW-Innenminister Herbert Reul hat daraufhin landesweit die Sicherheitsmaßnahmen verschärfen lassen: „Jüdisches Leben zu schützen ist vor dem Hintergrund unserer Geschichte ein besonderer Auftrag für uns.“ In Köln und Leverkusen hat die Polizei nach Angaben des Behördensprechers Ralf Remmert „aufgrund neuer Gefahrenanalysen im Austausch mit anderen Sicherheitsbehörden die Schutzmaßnahmen für jüdische Einrichtungen nochmals intensiviert“. In der Landeshauptstadt Düsseldorf, so ein Sprecher, „bewachen schon lange stets Doppelposten Tag und Nacht die jüdischen Objekte.“

Der Hass wächst

Das Innenministerium registrierte im vergangenen Jahr 276 antisemitische Straftaten, überwiegend begangen durch Rechtsextremisten. Allerdings wächst der Hass auch in arabischen Communitys. Sollte der Nahost-Konflikt andauern, rechnen die Staatsschützer im Innenministerium „mit verstärkten Reaktionen in NRW“. Bisher seien keine Gewaltaufrufe feststellbar, „spontane Aktionen von Einzelpersonen und Kleingruppen sind aber nicht auszuschließen“. Den Erkenntnissen zufolge haben sich in den Sozialen Medien bereits rechtsextreme Gruppierungen mit den Palästinensern solidarisiert.

„Es ist möglich, dass rechte Gruppierungen eine provokante, symbolische Aktion vor einer jüdischen beziehungsweise israelischen Einrichtung inszenieren werden, um öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen“, heißt es. In der Vergangenheit sei der Nahostkonflikt von der Neonazi-Szene häufig genutzt worden, „um Israel als Projektionsfläche für antisemitische Propaganda zu thematisieren“.

Ferner nutzen Ableger der Hamas und der schiitischen Hisbollah Deutschland als Rückzugsraum. In der Hauptsache sammeln Aktivisten Spenden für den Kampf gegen Israel oder heizen via Internet den Hass auf jüdische Mitbürger an. Der NRW-Verfassungsschutz zählt an Rhein und Ruhr etwa 140 Anhänger der Hamas, außerdem gibt es diverse Querverbindungen zur Muslimbruderschaft.

Antiisraelische Parolen

In Dortmund gingen vorgestern rund 600 Demonstranten auf die Straße. Viele schwenkten Fahnen des palästinensischen Autonomiegebietes. Die Teilnehmer skandierten antiisraelische Parolen.

Laut den Verfassungsschützern stand die Palästinensische Gemeinschaft in Deutschland (PGD) hinter der Kundgebung. Die PGD gilt als verlängerte Arm der Hamas hierzulande. In den kommenden Tagen, so das Innenministerium, „ist mit weiteren Versammlungen im Kontext des Nahost-Konflikts zu rechnen“.

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