AusbildungBei der NRW-Polizei bewerben sich so viele junge Leute wie noch nie

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Polizeianwärterin mit Herbert Reul dpa

NRW-Innenminister Herbert Reul mit einer Kommissar-Anwärterin. Die Polizei NRW verzeichnet einen Bewerberrekord. (Archivbild)

NRW – Während andere Bundesländer händeringend nach jungen Polizisten suchen, entscheiden sich in Nordrhein-Westfalen so viele Menschen wie nie zuvor für eine Ausbildung bei der Polizei. „Für die Einstellung in diesem Jahr haben sich rund 11 200 junge Leute online beworben, das ist ein Bewerberrekord“, sagt Victor Ocansey vom Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der NRW-Polizei (LAFP) in Selm.

Derzeit gebe es keine Anzeichen dafür, dass das Interesse an einer Ausbildung in Uniform abnehme. Seit dem Jahr 2014 sei die Zahl der Bewerbungen für die Polizei gestiegen, sagt Ocansey. Im vergangenen Jahr hätten sich 9373 Männer und Frauen beworben. Für das Land kommt der Boom rechtzeitig. Denn obwohl die starken Jahrgänge ihre Uniformen bald ablegen und in Pension gehen, will die schwarz-gelbe Landesregierung die Mannschaftsstärke der Polizisten in den kommenden Jahren schrittweise erhöhen.

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Jahr für Jahr will die CDU/FDP-Landesregierung bis 2022 rund 2300 Polizisten einstellen. Außerdem soll die Polizeipräsenz auch dadurch erhöht werden, dass die Schutz- und Kriminalpolizei von Verwaltungsaufgaben und Bürokratie entlastet wird. Bis 2022 sollen jedes Jahr 500 Tarifbeschäftigte als Polizeiverwaltungsassistenten eingesetzt werden.

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Der Bewerberansturm erklärt sich für die Gewerkschaft der Polizei (GdP) aus einem Mix aus länderübergreifender Werbung, weitgehender Jobgarantie und guter Bezahlung. „Wegen des finanziellen Anreizes bewerben sich auch etliche Kandidaten aus anderen Bundesländern“, sagt Arnold Plickert, der GdP-Landesvorsitzende in Nordrhein-Westfalen.

Nachwuchs wird andernorts knapp

Dagegen werden zum Beispiel in Brandenburg auch schon ehemalige Feldjäger eingestellt, weil der Nachwuchs knapp ist. Zwar gibt es nach Angaben des brandenburgischen Innenministeriums ausreichend Bewerbungen, allerdings erfüllten nicht alle die Hürden, eine Reihe Kandidaten springe auch ab.

In NRW wirbt die Polizei außerdem per Mausklick für sich, sagt Ocansey: „Bei der Personalwerbung der NRW-Polizei setzen wir stark darauf, sehr nahe am Bewerber oder an der Bewerberin dran zu sein. Wir wollen potentielle Bewerber und Bewerberinnen dort abholen, wo sie sich befinden.“ Daher werbe die Polizei auch im Internet und in sozialen Medien wie Facebook und YouTube - und somit bundesweit. Geworben wird aber auch im Radio und im Fernsehen, auf Berufsmessen, mit Plakaten und persönlichen Kontakten und „sehr häufig auch per Telefon“.

„Wir haben gegenwärtig mit Blick auf den Nachwuchs keinen Grund zur Sorge bei der Polizei NRW“, zeigt sich Ocansey überzeugt. „Wir hoffen, dass sich der positive Trend auch in den nächsten Jahren fortsetzt.“

Die GdP warnt allerdings davor, dass die angestrebte Zahl neuer Einstellungen angesichts der hohen Durchfallerquote in der Ausbildung scheitern könnte. „Insgesamt fällt mehr als jeder Zehnte in der Ausbildung durch, etliche davon im ersten Jahr“, sagt Plickert. Deshalb sei es wichtig, stets die Zahl der durchgefallenen Kandidaten aus dem ersten Ausbildungsjahr im Folgejahrgang zu ergänzen, fordert er. „Wir wollen, dass am Ende auch die 2300 neuen Polizisten rauskommen. Das sind dann auch keine Mehrkosten, denn die Ausgaben für die ergänzten Kandidaten sind im Haushalt ja bereits eingeplant.“

(Fach-) Abitur ist Voraussetzung

Der NRW-Polizei gehören insgesamt etwa 50 000 Menschen an, darunter rund 40 000 Polizistinnen und Polizisten des gehobenen Dienstes. Voraussetzung für eine Ausbildung sind Abitur, Fachabitur oder ein vergleichbarer Abschluss. In NRW werden junge Polizisten ausschließlich im gehobenen Dienst eingestellt, ausgebildet wird zuvor im Rahmen eines dreijährigen Bachelorstudiengangs.

Laut LAFP bereiten sich zur Zeit rund 6100 Kommissaranwärterinnen und –anwärter in drei Einstellungsjahrgängen auf den Berufsalltag in Uniform vor. Mehr als ein Drittel (37 Prozent) sind Frauen, etwa jeder Zehnte (11 Prozent) hat einen Migrationshintergrund. „Menschen mit Zuwanderungsgeschichte haben oftmals wertvolle Sprachkenntnisse und ein umfassendes Wissen über kulturelle Hintergründe“, erklärt Ocansey. „Das wird im Polizeidienst immer wichtiger und unterstützt die Polizeiarbeit vor Ort.“ (dpa) 

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