Benedikts neues ZuhauseSo wohnt der emeritierte Papst

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Zukünftiges Zuhause von Benedikt: Das Kloster Mater Ecclesiae wird derzeit für den ehemaligen Papst umgebaut.

Zukünftiges Zuhause von Benedikt: Das Kloster Mater Ecclesiae wird derzeit für den ehemaligen Papst umgebaut.

Rom – tmWährend die Kardinäle im Vatikan das Konklave vorbereiten, schaut die Welt auf den herrlichen Alterssitz des zurückgetretenen Papstes. Schöner kann dieser kaum sein: Mitten in Rom, im Vatikanstaat auf einem Hügel gelegen, mit grandiosem Ausblick über die Ewige Stadt, im Vordergrund die Kuppel des Petersdoms und das Dach der Sixtinischen Kapelle, im Hintergrund die Anfang März noch schneebedeckten Berge des Apennin. Und direkt vorm Haus ein sorgfältig gepflegter Garten mit Palmen, Orangenbäumen, Rasen, hellen Kieswegen und Vogelgezwitscher.

Der Umbau läuft

Das kleine Kloster Mater Ecclesiae, in dem Benedikt XVI. sich nach seinem Rücktritt vom Papstamt vor der Welt zurückziehen will, ist ein Paradies der Ruhe. Selbst innerhalb des ansonsten ruhigen Vatikans erscheint das kleine Kloster wie eine Oase. "Hier wird Benedikt mit seinen vier Haushälterinnen und seinem Privatsekretär Georg Gänswein einziehen", erklärt Benedikt Steinschulte vom Päpstlichen Rat für soziale Kommunikationsmittel mit Blick auf das Klostergebäude. Früher lebten hier Nonnen. Und nun wird daraus das Domizil der "kleinen päpstlichen Wohngemeinschaft", wie Steinschulte sie nennt. Angesichts des riesigen internationalen Interesses hat das Pressebüro des Vatikans Besichtigungstouren für Medienvertreter organisiert. Und der Deutsche Benedikt Steinschulte, seit 28 Jahren im Vatikan, spielt sozusagen den Fremdenführer.

Ein Blick ins Innere des Klosters ist aber leider nicht gestattet. Es wird auch noch gebaut hier. Ein schuttbeladener Lkw steht vor dem Haus, Bauarbeiter laufen geschäftig hin und her, aus zwei Fenstern hängen Plastikschütten. Im Garten stutzen Männer die üppigen Agavenpflanzen. Seit Dezember schon wird hier gearbeitet, sagen Leute, die öfter im Vatikan unterwegs sind. Man könnte vermuten, dass Benedikt damals schon an Abschied gedacht hat.

Weil der Umbau noch läuft, vor allem aber, damit der abgetretene Papst während des Konklave außer Sichtweite ist, verließ Ratzinger am 28. Februar um 17 Uhr per Hubschrauber den Vatikan. Seine alte Wohnung, die päpstlichen Gemächer im Apostolischen Palast, wo er ein privates Arbeits- und sein Schlafzimmer hatte, musste er räumen, sie wurden versiegelt. Und so wohnt Joseph Ratzinger zwei Monate, voraussichtlich bis Anfang Mai, mit seinem engsten Vertrauten Gänswein und den vier italienischen Schwestern der Laienvereinigung „Memores Domini“, die sich um den Haushalt kümmern, in der päpstlichen Sommerresidenz in Castel Gandolfo südlich von Rom. Auf den Kammerdiener muss der 85-Jährige künftig verzichten. Und sein Privatsekretär wird wohl von Castel Gandolfo aus in den Kirchenstaat pendeln müssen. Denn Gänswein bleibt auch unter einem neuen Papst Präfekt des Päpstlichen Hauses, also der Protokollchef des Vatikans, der für die Vorbereitung von Staatsbesuchen und die Kontakte zu den Botschaftern zuständig ist. "Man muss sehen, ob sich das auf Dauer vereinbaren lässt", sagt Benedikt Steinschulte. Es klingt ein bisschen skeptisch.

Eine neue Situation

Joseph Ratzinger hat angekündigt, er werde in Zukunft "vor der Welt versteckt" leben, um sich dem Gebet und seinen Studien zu widmen. Von seinen Gemächern im Mater Ecclesiae aus kann er auf jeden Fall seinen Nachfolger im Blick behalten. Denn direkt vor dem Kloster liegt der "Päpstliche Garten", in dem dann vielleicht auch der neue Papst ab und an spazieren gehen wird.

Ob es wirklich möglich ist, dass ein Ex-Papst im winzigen Kirchenstaat nur wenige Hundert Meter von seinem Nachfolger entfernt lebt, ohne irgendeinen Einfluss auf dessen Amtsführung zu nehmen, weiß keiner. Es ist ja auch eine Situation, wie sie die Kirche seit mehr als 700 Jahren nicht erlebt hat. Und der damals zurückgetretene Papst Coelestin V. wurde von seinem Nachfolger interniert, um eine Kirchenspaltung zu verhindern, und lebte bis zu seinem Tod unter erbärmlichen Bedingungen. Joseph Ratzinger hingegen kann zum Beispiel auch weiterhin theologische Schriften veröffentlichen.

Zurück in seine Heimat Bayern, wo sein Bruder Georg lebt, will er offenbar nicht. Und dort wäre es auch kaum möglich, für seine Sicherheit zu sorgen. Die ist innerhalb der vatikanischen Mauern jedenfalls garantiert. Doch zunächst einmal muss ja noch das Konklave stattfinden.

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