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Böden versiegelt, Regen versickert nichtWas taugt der Klimaschutz in NRW?

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Nach dem Starkregen kam es in Altena (NRW) zu Erdrutschen.

Düsseldorf – Die tragischen Folgen des Hochwassers an zahlreichen Flüssen haben eine Diskussion über die Umweltpolitik in NRW und die Leistungsfähigkeit des Katastrophenschutzes ausgelöst. Sven Wolf, Innenexperte der SPD im Düsseldorfer Landtag, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, die Präventionsmaßnahmen zum Hochwasserschutz müssten „jetzt dringend überprüft und wenn nötig angepasst werden“.

In Wuppertal war es zu massiven Überflutungen gekommen, weil die Wuppertalsperre, die für den Hochwasserschutz errichtet worden war, zu wenig Stauraum in Reserve hatte, um den Starkregen aufnehmen zu können. Die Anwohner waren in der Nacht zu Donnerstag vor einer „Flutwelle“ aus der Talsperre gewarnt worden.

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Nach Ansicht von NRW-Umweltministerin Ursula Heinen Esser (CDU) waren die schweren Folgen der Unwetter-Katastrophe nicht zu verhindern. „In ihrer Intensität und örtlichen Ausprägung sind derartige Extremwetter schwer vorherzusagen. In einigen Regionen sind Wassermassen niedergegangen, die in vielen Fällen alles bisher Gemessene überschritten haben. Darauf kurzfristig schadensvermeidend zu reagieren, war in der akuten Situation praktisch unmöglich“, sagte die Ministerin dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Der Boden habe „wegen der Trockenheit der Vorjahre und der Niederschläge in den vergangenen Wochen kaum mehr Wasser aufnehmen“ können. Der Starkregen sei deshalb vielerorts direkt in die Gewässer abgeflossen. „Wir müssen diesen Katastrophenfall jetzt grundlegend aufarbeiten, wie wir uns gemeinschaftlich besser schützen und vorbereiten können“, erklärte Heinen-Esser.  

Alles zum Thema Herbert Reul

Extremes Wetter droht immer häufiger

Mit fortschreitendem Klimawandel würden „extreme Wetterereignisse“ immer wahrscheinlicher. „Die Herausforderung ist es, dass wir es mal mit extremer Dürre und mal mit extremem Starkregen zu tun haben.“  Die CDU-Politikerin verwies darauf, dass noch vor wenigen Wochen diskutiert worden sei, ob der Ablauf aus den Talsperren gedrosselt werden sollte, weil zu niedrige Pegelstände drohten. Die Klimaanpassung müsse zu einem „zentralen Element der Daseinsvorsorge“ muss.  „Extreme Wetterlagen werden erheblich zunehmen - und davor müssen wir uns schützen“, so Heinen-Esser.

Laschet informierte sich in Hagen

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet sagte bei einem Besuch in Hagen, mit Extremwetter-Ereignissen sei auch in Zukunft immer wieder zu rechnen. Deshalb sei nun mehr Dynamik beim Klimaschutz und der nötigen Anpassung an den Wandel erforderlich. NRW sei auf diesem Weg vorangegangen und habe kürzlich im Düsseldorfer Landtag das bundesweit erste Klimaanpassungsgesetz verabschiedet.

Klimaschutz nur auf dem Papier?

Die Grünen verlangten, der Klimaschutz dürfe nicht nur „auf dem Papier“ stehen. „Bei der Anpassung an zunehmende Starkregenereignisse braucht es ein Bündel an Maßnahmen, denn die Kanalisation allein kann die häufig in kurzer Zeit niedergehenden Wassermengen nicht aufnehmen“, sagte die Fraktionsvorsitzende Josefine Paul. Zum Hochwasserschutz gehöre auch, die zunehmende Bebauung von Äckern und Wiesen zu stoppen. „Wir müssen die Versiegelung von Flächen insgesamt reduzieren und Überschwemmungsflächen zur Versickerung zu schaffen“, ergänzte die Co-Vorsitzende Verena Schäffer.

„NRW heizt Flächenbrauch an"

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warf der Landesregierung vor, die Bodenversiegelung und Flächenverbrauch anzuheizen. „CDU und FDP haben die Flächensparziele aus dem Landesentwicklungsplan gestrichen und die Errichtung von Siedlungen, Gewerbe- und Industrieflächen im Freiraum erleichtert“, sagte BUND-Landeschef Holger Sticht. Solche Flächen fielen dann als Wasserspeicher aus.

Reul lobt Arbeit der Einsatzkräfte 

NRW-Innenminister Herbert Reul lobte die Arbeit der professionellen und ehrenamtlichen Helfer in den Hochwassergebieten. Am Mittwoch seien mehr als 15.000 Kräfte der Feuerwehr und des Katastrophenschutzes im Einsatz gewesen, sagte der CDU-Politiker: „Jeder einzelne leistet momentan Übermenschliches. Dafür bin ich außerordentlich dankbar“, so Reul. Ein Sprecher des NRW-Innenministeriums erklärte, das Katastrophenschutzkonzept des Landes habe in einer Vielzahl von Einsatzlagen  bewährt. „Inwieweit dieses System sich in der aktuellen Schadenslage als geeignet und ausreichend erweisen wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verlässlich bewertet werden. Dies bleibt einer umfassenden und detaillierten Nachbereitung vorbehalten“, so der Sprecher. Das NRW-Kabinett trifft sich am Freitag, um über konkrete Hilfen für die Betroffenen zu beraten.

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