CDU in NRWErfolg in Kiel gibt Rückenwind für Landtagswahl-Endspurt

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Wüst Hand dpa

Hendrik Wüst (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen.

Düsseldorf – Ina Brandes ist bester Laune. Die NRW-Verkehrsministerin ist am Sonntagabend zum Public Viewing der NRW-CDU nach Düsseldorf gekommen. „Das Ergebnis von Daniel Günther ist hervorragend und hoch verdient“, sagt die gelernte Baumanagerin aus Dortmund dem „Kölner Stadt-Anzeiger. „Der Erfolg gibt uns Rückenwind für den Endspurt in NRW. Jetzt stoßen wir mit einem Flensburger Pils auf den Erfolg der Freunde in Kiel an.“

Nach der ersten Prognose aus Kiel um 18 Uhr bricht bei der NRW-CDU Jubel aus. Man hatte mit einem Sieg gerechnet – aber dass er so spektakulär ausfallen würde, überrascht die Christdemokraten in Düsseldorf schon. „Bei der Bundestagswahl haben wir viele ältere Menschen als Wähler verloren“, sagt ein Mitglied des Landesvorstands unserer Zeitung. Jetzt könne Kiel dabei mithelfen, die Reihen der Konservativen in NRW wieder zu schließen. „Die Leute wollen bei den Siegern sein. Deshalb ist der Erfolg in Schleswig-Holstein Gold wert“, heißt es.

Gedämpfte Stimmung bei der SPD

Bei der SPD ist die Stimmung nach der Pleite im hohen Norden gedämpft. Man habe sich „natürlich ein anderes Resultat gewünscht“, erklärt Thomas Kutschaty, Spitzenkandidat der SPD. In NRW würden die Zeichen aber weiterhin „auf Wechsel“ stehen: „Im Westen entscheidet NRW darüber, ob Schule wieder Hauptfach wird, Mieten bezahlbar bleiben, und wie wird die Arbeitsplätze beim klimafreundlichen Umstieg unserer Wirtschaft halten wollen“, so der Politiker aus Essen.

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2017 brachten die CDU-Erfolge im Saarland, in Kiel und in NRW den „Schulz-Zug“ der SPD ins Kanzleramt zum Entgleisen. Nun ist die Ausgangslage völlig anders. In Berlin regiert eine Ampel. Gut möglich, dass auch in NRW ein Bündnis aus SPD, Grünen und FDP rechnerisch möglich sein wird. Darauf ruhen die Hoffnungen der NRW-SPD, die sich für die enorme Aufholjagd in den vergangenen Monaten mit einem Sieg belohnen will.

Kiel hin oder her

Mona Neubaur ist die Spitzenkandidatin der Grünen im NRW-Wahlkampf. Die Politikerin aus Düsseldorf geht nach dem Erfolg in Kiel zuversichtlich in den Wahlkampfendspurt.

„Das Ergebnis gibt uns Grünen in NRW noch einmal Schwung für die letzte Wahlkampfwoche. Schleswig-Holstein macht deutlich, dass Grüne mit der Verantwortung, die sie durch die Wählerinnen und Wähler erhalten, gut umgehen“, sagt Neubaur. Die Front-Frau will die noch verbleibenden Tage jetzt nutzen, um für Vertrauen zu werben: „Die Botschaft bleibt klar: Wer Grün will, muss Grün wählen.“

Thomas Jäger, Politik-Professor an der Uni Köln, sagt den Grünen ein gutes Ergebnis bei der NRW voraus: „Die Grünen in NRW könnten ihr Ergebnis von 2017 nächste Woche verdreifachen. Das würde die gefühlte Position der Grünen, die mit ihren Ministern im Bund derzeit am besten dastehen, in der Ampel-Koalition aufwerten.“

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst bleibt optimistisch

Schon 2017 war dem CDU-Erfolg in Düsseldorf der Wahlsieg von Günther in Kiel vorangegangen. An Rhein und Ruhr ist das Rennen um den Sieg bei der Landtagswahl am 15. Mai völlig offen. Experten rechnen damit, dass am Ende wenige Prozentpunkte darüber entscheiden, welches Regierungsbündnis in NRW eine Mehrheit bekommt.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) stimmt der Erfolg in Schleswig-Holstein optimistisch. Das Ergebnis zeige, dass die CDU als Volkspartei „voll da“ sei, erklärt der Politiker aus dem Münsterland am Abend. Gute Regierungsarbeit werde von den Menschen honoriert. Das sei „ein gutes Signal auch für uns in NRW.“

Beim CDU-Grillen in der Düsseldorfer Wasserstraße wurde nach dem Erfolg in Kiel viel über die eigenen Bündnisoptionen gefachsimpelt. Nachdem es unwahrscheinlich erscheint, dass sich das Bündnis mit der FDP fortführen lässt, setzt man auf einen Zweierpakt mit den Grünen. Gute Kontakte zwischen Schwarzen und Grünen haben in NRW Tradition.

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Kann der Erfolg in Kiel für die NRW-CDU tatsächlich zu einem entscheidenden Booster werden? Das glaubt Volker Kronenberg, Professor für Politikwissenschaft an der Uni-Bonn: „Von der Landtagswahl in Schleswig-Holstein geht eine ganz zentrale psychologische Wirkung auf die NRW-Wahl aus. Der Sieg von Amtsinhaber Daniel Günther wird der nordrhein-westfälischen CDU und ihrem Spitzenkandidaten Rückenwind verleihen“, so Kronenberg. 

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