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Chatprotokoll geleaktAfD-Politiker Arppe tritt wegen Gewaltfantasien zurück

Lesezeit 2 Minuten
Holger Arppe

Holger Arppe will trotz rassistischen und gewaltverherrlichenden Aussagen partei- und fraktionsloser Abgeordneter bleiben.

Schwerin – Was tun mit einem solchen Mann? Rätselraten in Schweriner Landtag, wo man bis 2016 mit der pöbelnden  NPD einiges erdulden musste. Aber das jetzt? Wie reagieren auf solch einen menschlichen Abgrund?

„Ein potenzieller Massenmörder“

„Widerwärtig“, meinte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) nur, als sie von den bösartigen Tiraden des AfD-Abgeordneten Holger Arppe hörte. „Ein potenzieller Massenmörder“, kommentierte SPD-Fraktionschef Thomas Krüger den Fall.  „Haarsträubend bis ekelerregend“, meinte sogar Leif-Erik Holm, der AfD-Fraktionsvorsitzende über seinen Rostocker Kollegen, der am Donnerstag holterdipolter die Partei und Fraktion verließ, nachdem der NDR 12 000 Seiten Chat-Protokolle Arppes öffentlich gemacht hatte.

Ein Datenberg, der sich als echtes Ekelpaket entpuppt hat: Randvoll mit Arppes Menschenhass, Rassismus, übelsten Sexual- und Gewaltfantasien gegen Andersdenkende und Ausländer, aber auch voller Spott und Verachtung gegen Parteifreunde. Ginge es nach der Mehrheit im Schweriner Parlament, Arppe müsste sein Mandat auf der Stelle zurückgeben und aus dem Landtag verschwinden. SPD und CDU haben den 44-jährigen Galeristen  aufgefordert, genau das zu tun. Aber er denkt offenbar nicht daran und will partei- und fraktionsloser Abgeordneter bleiben. 

„Das Fallbeil hoch und runter“

Die Chat-Protokolle, die dem NDR  anonym zugespielt wurden,  geben einen erschütternden Einblick in die wahnwitzige Gedankenwelt des Politikers.  Über Linke und Grüne schrieb er im August 2015: „Das ganze rot-grüne Geschmeiß aufs Schafott schicken. Und dann das Fallbeil hoch und runter, dass die Schwarte kracht!“ In dem Chat steigerte sich Arppe in weitere Gewaltfantasien: Für die „widerlichen grünen Bolschewisten“ solle man eine „Grube ausheben, alle rein und Löschkalk oben rauf“. Einige Wochen später schrieb er:  „Ich habe jetzt eine Vision: wenn es hier in Deutschland gut läuft, werden wir am Ende so eine Art Apartheidstaat haben wie damals in Südafrika, wo die Weißen den Rest einfach nur irgendwie in Schach halten“. 

Konakt zu Terrorverdächtigen

Offensichtlich hatten Arppe und andere AfD-Mitglieder auch Kontakt zum Terrorverdächtigen Jan Hendrik H., dessen Rostocker Haus vor kurzem von der GSG9 im Auftrag der Bundesanwaltschaft durchsucht wurde. H. soll Waffen gehortet und Angriffe auf Linke geplant haben. Laut NDR und Chatprotokollen war Arppe im Mai 2015 bei Jan Hendrik H. zum Grillen eingeladen. Danach berichtete er Freunden in der AfD: „Der Typ würde perfekt in unsere Reihen passen. Er hasst die Linken, hat einen gut gefüllten Waffenschrank in der Garage und lebt unter dem Motto: Wenn die Linken irgendwann völlig verrückt spielen, bin ich vorbereitet.“

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