Christian Dorsten und Lothar Wieler im PortraitDie Coronavirus-Erklärer

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Drosten Wieler

RKI-Chef Lothar Wieler (links), Christian Dorsten und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (rechts, CDU).

München – Sie sind die beiden Coronavirus-Erklärer für Deutschland: Christian Drosten, Leiter des Instituts für Virologie der Berliner Charité, und Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts. Während Drosten die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Coronavirus schnell verständlich aufbereitet, beschreibt Wieler das Fortschreiten der Pandemie und die nötigen Konsequenzen daraus. Beide Männer sind gefragt wie selten in ihrer Laufbahn - als Berater der Bundesregierung, aber auch als kompetente Ratgeber der Bevölkerung.

CHRISTIAN DROSTEN könnte auch ein Leben führen, das deutlich weniger turbulent ist. Er kam 1972 als Sohn eines Landwirts im Emsland auf die Welt und hätte auch den familiären Betrieb übernehmen können. Doch nach dem Abitur in Meppen zog es Drosten in die Welt der Wissenschaft. Er bewahrte sich dabei einen Charakterzug, der ihn gerade in der Coronakrise auszeichnet: Drosten behielt sich die Bodenständigkeit des Emsländers und versucht, die komplizierten wissenschaftlichen Zusammenhänge leicht verständlich aufzubereiten.

Seit 2017 ist Drosten an der Charité Direktor des Instituts für Virologie. Dorthin kam er nach abgebrochenen Studiengängen in Chemie und Biologie und einem abgeschlossenen Medizinstudium in Frankfurt am Main und beruflichen Stationen am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg sowie an der Universität Bonn. International gefragt war Drosten zum ersten Mal 2003 bei der Sars-Epidemie. Er entwickelte in kurzer Zeit einen funktionierenden Test auf das Virus. Die schnelle Testentwicklung gilt als Meilenstein für die Eindämmung des Virus, durch das etwa tausend Menschen ums Leben kamen. Drosten teilte damals ohne Eitelkeit umgehend sein Wissen, ähnlich hielt er es auch jetzt beim neuartigen Coronavirus. Dort entwickelten er und sein Team ebenfalls schnell einen Test, der weltweit zur Verfügung steht. Allerdings ist auch Drosten ein Lernender, was Corona angeht. „Ich kann nicht in die Zukunft blicken“, sagte er schon im Januar der „Berliner Zeitung“ zur Corona-Entwicklung.

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Praktisch täglich erklärt er aber, was er Neues weiß und was dies für die Menschen bedeutet. Drosten wurde wegen seiner Verdienste während der Sars-Epidemie schon 2005 das Bundesverdienstkreuz verliehen - genau am 100. Jahrestag der Nobelpreisverleihung an Robert Koch.

LOTHAR WIELER ist als Präsident des Robert-Koch-Instituts ähnlich präsent und gefragt wie Drosten. Er gehört ebenfalls zu den engsten Beratern der Bundesregierung in der medizinischen Krise. Mit Drosten verbindet ihn eine Verbindung zur Landwirtschaft. Wielers Vater war Tierarzt auf dem Land, er selbst arbeitete als junger Mann in einer Tierarztpraxis im Allgäu. Aber genau wie Drosten zog es auch Wieler ins Labor.

„Mein wissenschaftliches Interesse und meine Neugier kann ich aber im Labor besser ausleben“, sagte Wieler einmal der „Ärztezeitung“. Der Institutspräsident wurde am 8.Februar 1961 in Königswinter bei Bonn geboren. Nach dem Studium der Veterinärmedizin promovierte er in München. 1998 wurde er Professor und dann geschäftsführender Direktor des Instituts für Mikrobiologie und Tierseuchen an der Freien Universität Berlin. Wieler forschte sowohl an mehreren deutschen Universitäten als auch in den USA und Großbritannien. Seit 2015 steht Wieler an der Spitze des Robert-Koch-Instituts, das bereits in früheren Krisen ein bewährter und kompetenter Ansprechpartner war.

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In der Coronakrise gibt es nun täglich eine Presseunterrichtung, oft von Wieler selbst. Wieler trägt dann mit sonorer Stimme betont ruhig den aktuellen Lagebericht vor und stellt sinnvolle Schutzmaßnahmen vor. Viele Entscheidungen der Bundesregierung und der Länder gehen auf ihn und Drosten zurück. (afp)

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