CoronavirusKrise trifft Bedürftige hart – Kölner Tafeln teilweise geschlossen

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Köln – Die Corona-Krise trifft bedürftige Menschen in Deutschland immer härter. Viele Essensausgaben haben bereits geschlossen, bis Ende nächster Woche werden vermutlich die meisten der ehrenamtlichen Tafeln schließen. „Die Hamsterkäufe sind nur ein kleinerer Grund für Lebensmittelengpässe bei uns, wichtiger ist das von der Regierung erlassene Versammlungsverbot“, sagt eine Sprecherin des Bundesverbands der Tafeln in Berlin.

„Theoretisch müssten überall die Lebensmittel vorher abgepackt und einzeln abgeholt werden. Das lässt sich aber leider vielerorts nur schwer organisieren. Zudem sind 90 Prozent unserer Ehrenamtler Rentner, die selbst zur Risikogruppe zählen.“

Zahlreiche Tafeln in NRW schon geschlossen

Am Montag hatten bereits 25 Tafeln in Nordrhein-Westfalen geschlossen, darunter jene in Bonn, Düsseldorf, Hamm und Unna, täglich kommen viele neue hinzu. In Köln seien derzeit 19 Tafeln geschlossen und 16 geöffnet, sagt die Kölner Vereinsvorsitzende Karin Fürhaupter. „Ich weiß nicht, wie es in den nächsten Tagen weitergeht.“

Am Dienstag fährt die Kölner Tafel noch die Ausgaben in Chorweiler, Vingst, Buchheim/Buchforst an, am Mittwoch Chorweiler und Ostheim, am Donnerstag Bilderstöckchen, Mülheim und Chorweiler, am Freitag Höhenhaus, Mauenheim und Weiß.

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Auch die Ausgaben für Seniorinnen und Senioren in Humboldt-Gremberg und Porz sind diese Woche noch geöffnet. „Bedürftige Menschen trifft die Krise doppelt hart, leider sind uns die Hände gebunden, wir sind an einem Punkt angekommen, wo wir bald nicht mehr helfen können“, sagt Fürhaupter. „Jetzt ist breite Solidarität gefragt.“

Alternative Unsterstützung gefordert

Er sei politisch kein Befürworter der Tafeln, sagt Stadtrat Jörg Detjen (Die Linke). „Jetzt aber sind wir in einer Situation, in der eine Organisation, die den Bedürftigsten unserer Gesellschaft hilft, dringend unterstützt werden muss. Sei es durch eine Zusammenarbeit mit Wohlfahrtsverbänden oder städtische Hilfe.“

Die Stadt habe zugesichert, über Möglichkeiten der Unterstützung nachzudenken, so Detjen. „Der Staat will sich jetzt keine Blöße geben, weil Hilfe für die Tafeln ja bedeuten würde, das Hartz IV nicht reicht, aber es sollte doch jetzt bitte nicht nur mit Worten um Solidarität gehen.“ Derweil hat auch das Kölner Obdachlosenzentrum Gulliver wegen des Corona-Virus geschlossen.

Wolfgang Weilerswist, Landesvorsitzender der Tafeln, betonte, dass „Hamsterkäufe in der Regel nicht der Grund für Schließungen sind. Wir geben vor allem Obst und Gemüse weiter, Waren also, die eher nicht gehamstert werden“.  Mut mache ihm, dass sich viele junge Menschen meldeten, die ihre Hilfe anbieten.

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