FleischindustrieWerksverträge für billige Arbeitskräfte sind die Wurzel allen Übels

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Schweine in einem Schlachthof

In der Fleischindustrie ziehen sich die Unternehmer aus der Verantwortung.

  • Mehr als 600 Neuinfektionen in einem Schlachtbetrieb: Das ist eine alarmierende Zahl.
  • Tönnies hatte darauf hingewiesen, dass die Corona-Auflagen in den Schlachtanlagen eingehalten worden seien.
  • Doch bei den Zuständen in den Unterkünften schaut das Unternehmen nicht so genau hin. Zeit, die Unternehmer in die Pflicht zu nehmen.

Gütersloh – Der massive Coriona-Ausbruch in einem Schlachtbetrieb in Gütersloh ist ein Weckruf dafür, dass die Epidemie noch lange nicht vorbei ist. Mehr als 600 Neuinfektionen sind eine alarmierend hohe Zahl. Sollte die Verbreitung des Virus nicht eingedämmt werden können, drohen der Region massive Einschränkungen. Der Schließungen von Kitas und Schulen könnte nur der Anfang sein. Ein erneuter Lockdown  wäre für die Menschen, die sich auf die Ferien freuen,  wohl nur schwer auszuhalten.

Der Ausbruch wirft zugleich erneut ein Schlaglicht auf die miserablen Lebensbedingungen der Arbeitnehmer in der Fleischindustrie. Erst kürzlich war der Betrieb „Westfleisch“ wegen eines Corona-Ausbruch in die Schlagzeilen geraten. Jetzt also Tönnies. Zufällig zeitgleich mit dem Bekanntwerden des Ausbruchs stellte NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) eine Studie vor, die auf verheerende Missstände bei der Hygiene in den Unterkünften der Mitarbeiter hinweist.

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Tönnies hatte darauf hingewiesen, dass die Corona-Auflagen in den Schlachtanlagen eingehalten worden seien. Von den Zuständen in den Unterkünften ist wohlweislich nicht die Rede. Da guckt das Unternehmen nicht so genau hin. Wenn die Männer aus Südosteuropa nach der Arbeit zusammengepfercht in  Schrottimmobilien hausen, sei das schließlich das Problem des Subunternehmers, heißt es.

Alles zum Thema Karl-Josef Laumann

Genau hier muss der Gesetzgeber ansetzen. Die Möglichkeit, billige Arbeitskräfte über Werkverträge zu beschäftigen, ist die Wurzel der Missstände. Sie gehören endlich abgeschafft. Dann stehen die Unternehmer in der Pflicht und können sich nicht länger wegducken.     

Bei den Überprüfungen wurden übrigens auch die Zustände bei den Landwirten unter die Lupe genommen. Auch ihnen wird vielfach vorgeworfen wird, Saisonarbeiter auszubeuten. In den Unterkünften der Erntehelfer gab es allerdings lediglich kleine und mittlere Beanstandungen. Es geht also auch anders.   

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