Grünen-PolitikerAnton Hofreiter leitet Ausschuss-Sitzung mit Kind auf dem Schoß

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Anton Hofreiter 

Berlin – Politischen Beobachtern hat sich am Montag in Berlin ein ungewöhnliches Bild geboten: Bei der Sitzung des „Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union“ hatte der Vorsitzende Anton Hofreiter seinen kleinen Sohn auf dem Schoß. Das Kind saß friedlich bei seinem Vater und spielte mit einem Auto. Im Hintergrund sieht man den Kinderwagen.

Hier können Sie das Video der Sitzung des EU-Ausschusses sehen.

Die Arbeit des EU-Ausschusses dürfte normalerweise nicht ansatzweise für so viel Aufmerksamkeit sorgen. Allerdings teilte ein Mitarbeiter des Online-Dienstes des Deutschen Bundestages das Foto von Hofreiter mit Sohn bei Twitter. Von dort aus verbreitete es sich ab Montagnachmittag in den sozialen Medien und löste viele Reaktionen aus – sowohl positive als auch negative.

Der Grünen-Politiker hatte seinen 15 Monate alten Sohn bereits früher mit zur Arbeit genommen und im Kinderwagen durch die Flure des Bundestags geschoben. So präsent vor der Kamera war der blonde Junge aber wohl noch nicht. Viele begrüßen die Selbstverständlichkeit, mit der der 52-Jährige seiner Betreuungsaufgabe nachkommt. „Ich feier das echt hart!“, schreibt eine Userin. „Hut ab, @ToniHofreiter. Und, liebe Männer, genau das ist Gleichberechtigung und Unterstützung. Vielleicht kann Deutschland ja doch Wandel“, schreibt eine andere Frau.

Foto mit Sohn: Twitter-User werfen Hofreiter „PR“ vor 

Zuspruch kommt, so scheint es, vor allem von Frauen. Auch kritische Stimmen sind aber zu hören. So wird Hofreiter vorgeworfen, sein Kind für PR-Zwecke zu missbrauchen. „Was daran ist genau Gleichberechtigung an dieser Inszenierung? Wer ist denn berechtigt, sein Kind mit zur Arbeit zu schleppen?“, fragt ein User. Außerdem verdiene Hofreiter als Abgeordneter ja genug Geld, um sich eine Rundum-Betreuung leisten zu können.

Auch bittere Stimmen sind zu hören: 

Andere User weisen darauf hin, dass Deutschland in Sachen Gleichberechtigung und Kinderbetreuung noch in der Steinzeit sei. In Schweden beispielsweise sei dies eine Debatte auf „Sandkastenniveau“. Das skandinavische Land gilt laut Unicef-Auswertung als eines der familienfreundlichsten Europas. Auch Neuseeland ist deutlich fortschrittlicher: So brachte Premierministerin Jacinda Arcern ihr Baby mit zur Arbeit. Auch der Parlamentspräsident kümmert sich dort schonmal um das Baby eines Kollegen. (cme)

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