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Hinrichtung, Folter, VergewaltigungenDie größten Grausamkeiten des Kim Jong Un

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Kim Jong Un bei der Besichtigung einer Fischfabrik.

Kim Jong Un bei der Besichtigung einer Fischfabrik.

Köln – Neuen Medienberichten zufolge soll Nordkoreas Diktator Kim Jong Un vor eineinhalb Jahren nicht nur seinen Onkel Jang Song Thaek hingerichtet haben. Auch soll er befohlen haben, dessen Ehefrau, Kims Tante, zu vergiften. Diese Berichte belegen nicht nur die Brutalität des Despoten. Sie sind auch die neueste Episode einer schon Jahre währenden Geschichte von Grausamkeiten, die mit dem nordkoreanischen Führer verbunden werden. Seitdem der langjährige Staatschef Kim Jong Il, Sohn Kim Il Sungs, im Dezember 2011 gestorben war und sein Sohn Kim Jong Un die Macht übernommen hat, häufen sich Vorfälle, die die Skrupellosigkeit des Diktators bescheinigen.

So soll er im November 2011 80 Häftlinge öffentlich exekutieren haben lassen. Acht von ihnen sollen in einem Stadion im Osten des Landes vor 10.000 Zuschauern hingerichtet worden sein. Den Getöteten soll der Besitz verbotener TV-Serien aus Südkorea und Prostitution vorgeworfen worden sein. Dass er, wie im Fall seines Onkels und seiner Tante, auch seine engsten Mitmenschen nicht verschont, belegt ein Vorfall aus dem August 2013. Weil seine Ex-Freundin Hyon Song-wol Sexfilme gedreht und verkauft haben soll und zudem Bibeln besessen haben sollen, habe der „oberste Führer“ seines Landes die Frau hinrichten lassen, berichteten Medien damals. Vor zwei Wochen berichtete der Guardian, Kim habe 15 Regierungsbeamte hinrichten lassen. Einige von ihnen hätten die Politik des Machthabers kritisiert.

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Diese Einzelfälle aus den letzten Jahren sind Ausdruck noch unrühmlicherer und langjährigerer politischer Zustände in dem Land. Einem Uno-Bericht aus dem Jahr 2014 zufolge sollen in den letzten 50 Jahren hunderttausende politische Inhaftierte in Gefangenenlagern in „unaussprechlichen Grausamkeiten“ ums Leben gekommen sein. Die Zustände in einem der Lager schildert auch der in diesem Jahr mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete Dokumentarfilm „Camp14 - Total Control Zone“. Darin berichten ein geflohener Häftling und ehemalige Wärter über öffentliche Hinrichtungen, Zwangsarbeit, Vergewaltigungen sowie Feuer- und Wasserfolter. Nach Erschießungen seien die Wärter mit Extrarationen Essen belohnt worden. Manchmal seien zudem Gefangene gezwungen worden, andere Mithäftlinge zu erschießen.

Hunderttausende verhungert

Auch außerhalb der Lager wird mit Einschüchterungen gearbeitet: Sicherheitskräfte setzen gezielt Gewalt ein, um ein Klima der Angst zu verbreiten, so der Uno-Bericht weiter. Viele Übergriffe stellen Verbrechen gegen die Menschlichkeit dar. Ebenso wie die Folterpraxis: So seien Familien gefoltert worden, weil sie ausländische TV-Serien geschaut hat. Meinungs-, Gewissens- und Religionsfreiheit werden missachtet. Die Todesstrafe werde schon bei den kleinsten Anlässen verhängt.

Neben gezielten Einschüchterungen nutzt die Regierung auch die Verteilung von Nahrungsmitteln, um Kontrolle über die Bevölkerung auszuüben. Seit Jahrzehnten herrscht in dem Land der organisierte Mangel. So ließ das Regime in den 1990er Jahren hunderttausende Menschen planmäßig verhungern. Hilfslieferungen seien aus ideologischen Gründen gezielt blockiert worden. Im April hat Pjöngjang die Chefin der Welthungerhilfe ausgewiesen. Nachdem die Vereinten Nationen Nordkoreas Führung im November 2014 wegen Menschenrechtsverletzungen vor den internationalen Strafgerichtshof in Den Haag sehen wollten, drohte Kim Jong Un als Reaktion mit einem Atomtest. (hol)

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