Abo

Infektion wirft Fragen aufWurden im NRW-Innenministerium die Hygieneregeln verletzt?

Lesezeit 3 Minuten
Reul mit Maske

NRW-Innenminister Herbert Reul ist an Corona infiziert.

Köln – Nach der Corona-Erkrankung von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) haben sich zehn Mitarbeiter aus seinem Ministerbüro mit dem Virus infiziert. Auch Staatssekretär Jürgen Mathies ist inzwischen positiv auf das Corona-Virus getestet worden. In der Sitzung des NRW-Innenausschusses musste der Chef des Verfassungsschutzes, Burkhard Freier, das Zepter notgedrungen übernehmen. Viele Fragen der Parlamentarier blieben vorerst unbeantwortet. Auch die mit Spannung erwartete Vorstellung des Lagebilds zum Rechtsextremismus bei der Polizei musste vertagt werden.

Wie konnte es zu dem Corona-Ausbruch kommen?

Der Vorgang wirft ein Schlaglicht darauf, wie sich die Infektion eines Ministers auf den Parlamentsbetrieb auswirken kann. Zudem stellt sich die Frage, wie es zu dem Ausbruch kommen konnte. „Im Innenministerium gelten umfassende Regeln, um den Infektionsschutz zu gewährleisten“, sagte ein Reul-Sprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Anfrage. Der Minister habe sich „selbstverständlich auch im Gespräch mit engen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bemüht, die Hygieneschutzvorschriften nach RKI-Richtlinien“ einzuhalten. Wieso hat der Hygieneschutz im Fall Reul nicht gegriffen? „Diese Frage ist bedauerlicherweise nicht zu beantworten“, so der Reul-Sprecher.

Die SPD im Düsseldorfer Landtag hat dazu ihre eigene Theorie. Schon seit Oktober vergangenen Jahres habe es Kritik von Mitarbeitern am Umgang mit Corona innerhalb des Innenministeriums gegeben, sagte des SPD-Abgeordnete Stefan Kämmerling unserer Zeitung. „Geltende Regelungen zur Prävention im Haus hat Herr Reul dem Landtag nur sehr zögerlich, in einigen Fällen gar nicht zur Verfügung gestellt“, so der Oppositionspolitiker. „Kein Geheimnis“ sei auch, dass Mitarbeiter im Innenministerium „ausgesprochen unzufrieden mit dem sehr zurückhaltenden Angebot von Homeoffice-Möglichkeiten“ seien.

Alles zum Thema Herbert Reul

Maskenpflicht im Innenministerium erst seit dem 25. Januar 

Kämmerling kritisiert, dass im Innenministerium erst seit dem 25. Januar eine Maskenpflicht gelte. „Offenbar scheinen Hygiene-Vorschriften und der Gesundheitsschutz der Mitarbeitenden im Innenministerium keine Priorität zu haben“, sagte der Politiker aus Eschweiler. Dies sei unverantwortlich.

Das könnte Sie auch interessieren:

Das Innenministerium weist die Vorwürfe zurück. Die ohnehin schon praktizierten Infektionsschutzmaßnahmen innerhalb des Ministerbüros seien nach dem Bekanntwerden des jüngsten Infektionsgeschehens aber nochmals verschärft worden. „Das gesamte Ministerbüro arbeitet jetzt in einem konsequenten wochenweisen Zwei-Schicht-System, das einen strikten Wechsel zwischen Präsenz im Ministerium und Homeoffice-Tätigkeit vorsieht“, hieß es. Die Mitglieder des einen Teams dürften den Mitgliedern des anderen Teams nicht mehr begegnen. Besprechungen innerhalb des Ministerbüros fänden nur noch als Telefonkonferenzen statt.

Der Innenminister hat die Mitarbeiter jetzt in einem Brief dazu aufgefordert, die Hygiene-Regeln streng einzuhalten. „Das aktuelle Infektionsgeschehen zeigt uns, dass wir alle weiter sehr vorsichtig sein müssen“, heißt es in dem Schreiben.“ Ihm gehe es „den Umständen entsprechend“ gut, ließ Reul wissen. Er führe die Amtsgeschäfte vom Wohnzimmer aus. Es sei „vielleicht gar nicht so schlecht“, dass er auf diese Weise die Probleme des Homeoffice kennenlerne, schreibt Reul. Nach Informationen unserer Zeitung wird der Innenminister frühestens nächste Woche in sein Büro zurückehren.

KStA abonnieren