Interner BerichtLondoner Regierungsspitze für „Partygate“ verantwortlich

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Boris Johnson (Archivbild)

London – Ein interner Untersuchungsbericht hat die britische Regierungsspitze für die Verfehlungen im „Partygate“-Skandal verantwortlich gemacht. „Viele dieser Veranstaltungen hätten nicht zugelassen werden dürfen“, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der hochrangigen Beamtin Sue Gray zu Partys am Regierungssitz während des Corona-Lockdowns. Die Führungsspitze müsse „Verantwortung für diese Kultur“ übernehmen.

In den vergangenen Monaten waren in britischen Medien immer neue Berichte über Partys am Amtssitz von Premierminister Boris Johnson in der Corona-Zeit erschienen. Diese fanden teilweise statt, obwohl im ganzen Land strikte Beschränkungen für das Zusammenkommen von Menschen galten. Johnson steht wegen der Affäre massiv unter Druck. Mehrere Abgeordnete seiner konservativen Tory-Partei sowie die Opposition hatten öffentlich seinen Rücktritt gefordert.

Johnson hatte Vorwürfe zunächst bestritten

„Viele werden bestürzt sein, dass ein solches Verhalten in diesem Ausmaß im Zentrum der Regierung stattgefunden hat“, erklärte nun die Spitzenbeamtin Gray. „Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, an solchen Orten die höchsten Verhaltensstandards zu erwarten.“ Die Geschehnisse seien jedoch „weit hinter diesen Standards zurückgeblieben“. Einige Mitarbeiter seien Zeuge oder Opfer von Verhaltensweisen am Arbeitsplatz geworden, „die sie als besorgniserregend empfanden“, hieß es in dem Bericht von Gray. Sie fühlten sich teilweise jedoch nicht in der Lage, dies angemessen zu äußern.

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Johnson hatte im vergangenen Jahr, als die Vorwürfe aufkamen, zunächst bestritten, dass gegen irgendwelche Regeln verstoßen wurde. Später bat er um Entschuldigung, weigerte sich jedoch zurückzutreten. Johnson wird sich am Mittwoch voraussichtlich vor dem Unterhaus zu dem Bericht äußern und im Anschluss eine Pressekonferenz abhalten. Auch die Polizei hatte in der Angelegenheit ermittelt und insgesamt 126 Bußgelder gegen 83 Beteiligte für acht Termine zwischen Mai 2020 und April 2021 verhängt, darunter gegen Premierminister Johnson und Finanzminister Rishi Sunak. Wegen der polizeilichen Ermittlungen hatte Gray ihren Bericht, der mit Spannung erwartet wurde, bislang nicht vollständig veröffentlichen können. (AFP)

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