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Auftritt im Kölner GürzenichLaschet erhält beim Schaulaufen den längsten Beifall

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Laschet in Köln

Armin Laschet (r.) winkt beim NRW-Tag der Jungen Union im Köln erGürzenich ins Publikum.

  • Beim NRW-Tag der Jungen Union trafen die Rivalen um den CDU-Vorsitz in Köln aufeinander.
  • NRW-Ministerpräsident Armin Laschet erinnerte an die Röttgen-Schlappe von 2012.
  • Konkurrent Friedrich Merz will Union mit klarem Profil stark machen.

Köln – Es hat sich in gerade eingeregnet, als Armin Laschet gut gelaunt aus seinem schwarzen Dienstmercedes am Kölner Gürzenich aussteigt. Nein, das sei kein Schaulaufen für den CDU-Bundesvorsitz, sagt er den Journalisten, als er die Treppe zur „guten Stube von Köln“ hinaufläuft. „Ich war ja schon immer Redner bei der Jungen Union“, sagt der NRW-Ministerpräsident und schmunzelt schelmisch. Ein erster kleiner Seitenhieb gegen die, die nach ihm sprechen werden, und nicht zu den Stammrednern gehören. An diesem Nachmittag werden Norbert Röttgen und Friedrich Merz, Laschets Mitbewerber um den CDU-Parteivorsitz, sprechen.

Laschet mag seinen Auftritt herunterspielen, aber den 250 Delegierten beim NRW-Tag der Jungen-Union ist klar, dass sie einem besonderen Termin erleben. Der Nachwuchsorganisation der CDU ist es gelungen, die drei Rivalen zu ihrem Landestreffen in die Domstadt zu locken. Nach den bisherigen Planungen der Parteizentrale in Berlin wird wohl die einzige Live-Veranstaltung dieser Art bleiben. „Wir sind stolz darauf, dass der informelle Wahlkampfauftakt bei uns stattfindet“, sagt Johannes Winkel, der neue Landeschef der JU. „Die drei können zeigen, welche Ansätze sie der jungen Generation zu bieten haben“, so der Rechtsreferendar aus dem Siegerland.

Laschet und Winkel laufen zu einem Höhner Song ein

Laschet und Winkel ziehen gemeinsam in den Saal ein. Aus den Lautsprechern tönt der Karnevalshit „Echte Fründe“ von den Höhnern. Der Ministerpräsident genießt das Bad in der Menge. Die Begrüßung trifft seinen Geschmack.

Alles zum Thema Armin Laschet

Laschet beginnt seine Rede dem Hinweis auf den Tag der Einheit. Es sei richtig gewesen, das Ziel der Wiedervereinigung nie aufzugeben. Durchhalten sei eine politische Tugend der CDU. 2012 haben die CDU „am Boden gelegen“, die Mitglieder seien an den Wahlkampfständen beschimpft worden. 2017 sei jedoch die Regierungsübernahme geglückt, weil die CDU beharrlich bei ihren Themen Schule, Innere Sicherheit und Entfesselung der Wirtschaft geblieben sei. Jeder im Saal weiß, dass die Wahlniederlage 2012 auf das Konto von Röttgen geht. Der hatte sich damals im Wahlkampf nicht eindeutig zu einer Zukunft in der Landespolitik bekannt.

Armin Laschet redet 27 Minuten

Laschet macht deutlich, dass die Regierungsarbeit in Düsseldorf zum Modell für den Bund werden muss. Wer das größte Bundesland geräuschlos regieren kann, ist auch für das Kanzleramt geeignet, soll das heißen. Der Politiker wirbt für einen Kurs der Mitte. Laschet weist darauf hin, dass eine Koalition von SPD, Grünen und Linkspartei drohe, wenn die CDU die Mitte aufgebe. Eine klare Warnung davor, dass ein Rechtsruck der Union unter Führung von Merz die CDU in die Opposition drängen könne.

Die Rede des Ministerpräsidenten dauert 27 Minuten. Er erhält eine Minute und 22 Sekunden Applaus. Als Laschet im Anschluss im Foyer noch ein Interview gibt, erscheint Norbert Röttgen vor dem Saaleingang. Zu einer Begrüßung kommt es nicht. Eine Begegnung der Kandidaten war von der Partei-Regie ausdrücklich nicht vorgesehen.

Röttgen scheint das zu Bedauern. Vor der Tür sagt er den Journalisten, dass die CDU wieder mehr diskutieren müsse. Seine Chancen, Parteivorsitzender zu werden, seien gestiegen, findet der Außenexperte. Dann muss er in den Saal. Es erklingt „Tschingderassabum“ von Querbeat. Ein Tisch von JUlern hält Schilder mit der Aufschrift „Team Röttgen“ hoch. Das erinnert ein bisschen an das Finale von Casting-Shows wie „Deutschland sucht den Superstar“. Da hat jeder Kandidat seine eigene Jubeltruppe.

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Der frühere Umweltminister hält eine Rede, die sich fast ausschließlich mit Außenpolitik beschäftigt. Am Tag der Einheit dürfe man sich nicht damit zufrieden mit den eigenen Demokratieerfolge geben, sagt Röttgen, und verweist auf die Proteste der Regierungsgegner in Belarus. Danach spricht er über Verteidigung, Digitalisierung, Klimapolitik und andere „Herausforderungen“. Der Mann mit dem Silberhaar gibt sich staatsmännisch und zukunftsorientiert. Am Ende erhält er 45 Sekunden Beifall.

Schließlich ertönt „Polka, Polka, Polka“ von den Brings, und als letzter Redner erscheint Friedrich Merz am Rednerpult. Der frühere Fraktionsvorsitzende im Bundestag wird mit großem Beifall empfangen. Die Junge Union ist traditionell etwas konservativer ausgerichtet als die Mutterpartei. In der Vergangenheit sind seine zackigen Töne bei den Nachwuchspolitikern gut angekommen.

Auch in Köln bringt Merz den Saal schnell auf seine Seite. Wenn die CDU erfolge haben wolle, müsse der Spitzenkandidat ein klares Profil haben. Die Union müsse für ich selbst werben, nicht für eine „Kombination aus Farben“. Die Behauptung, er sei als Kandidat nicht „anschlussfähig“, dürfe daher keine Rolle spielen.

Klar grenzt sich Merz von Laschets Kurs der Mitte ab. Die CDU unterscheide sich „substanziell“ von den Grünen. Es gehe darum, zukunftsfähige Arbeitsplätz zu entwickeln. Wer ein Enddatum für die Produktion des Benzinmotors ausgebe, treffe die falschen Weichenstellung, ruft Merz unter Beifall in den Saal.

Der Sauerländer schließt seine Rede mit einem Lob auf die Junge Union. Keine Jugendorganisation in Deutschland sei so exzellent aufgestellt, auch was die Unterstützung durch junge Frauen angehe. Das hörte man gerne. Am Schluss der Rede folgt rhythmischer Applaus, der eine Minute und 15 Sekunden anhält. Das ist deutlich länger als bei Röttgen, aber reicht nicht ganz an den Ministerpräsidenten heran. „Laschet war für mich der stärkste Redner“, bilanziert die CDU-Landtagsabgeordnete Romina Plonsker aus dem Rhein-Erft-Kreis. „Am Ende kommt es darauf an, wer beim CDU-Bundesparteitag in Stuttgart überzeigen kann“, so die Delegierte. Das Rennen um den CDU-Vorsitz sei weiterhin offen.   

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