Klimawandel in NRWLand plant Gesetz, um Trinkwasser-Notstand zu verhindern

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Im Hitzesommer 2019 war die Moehnetalsperre so leer wie seit 40 Jahren nicht mehr. Das Foto entstand bereits 2018, als die Sperre noch deutlich mehr Wasser fasste.

  • Im Hitzesommer 2019 sank der Wasserspiegel in vielen der 65 größeren Talsperren in NRW.
  • Die Trinkwasserversorgung ist noch nicht in Gefahr, doch die NRW-Landesregierung will vorbereitet sein und passt Regelungen an.
  • Besteht Anlass zur Sorge um unser Trinkwasser? Eine Bestandsaufnahme.

Düsseldorf – Im vergangenen Sommer trat der Ernstfall ein. Vier Kommunen in Ostwestfalen untersagten ihren Bürgern, den Rasen zu sprengen, Autos zu waschen oder private Pools zu befüllen. Hitze und Trockenheit ließen das Trinkwasser knapp werden. In Bad Oeynhausen, Löhne, Hüllhorst und Hille wurde Wasserverschwendern ein Bußgeld von bis zu 1000 Euro angedroht.

NRW ist mit 65 größeren Talsperren das Land mit den meisten Wasserreservoirs in Deutschland. Noch konnten die vergangenen Hitzesommer die Trinkwasserversorgung in weiten Teilen des Landes nicht in Gefahr bringen. Aber es besteht Anlass zur Sorge. Die Möhnetalsperre war so leer wie seit 40 Jahren nicht mehr. „Würde die Ruhr nicht durch acht Talsperren mit Wasser versorgt, würde der Fluss in niederschlagsarmen Sommern austrocknen“, sagte Markus Rüdel, Sprecher des Ruhrverbands, auf Anfrage. 

Nach einer Studie, die der Ruhrverband in Auftrag gegeben hat, droht ein massiver Wassernotstand, wenn zwei trockene Sommer und zwei trockene Winter aufeinanderfolgen. „Dieses Phänomen ergibt sich statistisch zwar nur alle 200 Jahre. Das kann also in 200 Jahren passieren, oder nächstes Jahr“, sagt Rüdel. Deswegen setze der Ruhrverband alles daran, „mit dem Wasserschatz in den Talsperren möglichst sparsam umzugehen“. Wegen der Trockenheit habe der Verband im vergangenen Jahr bereits beantragt, den Durchfluss in der Ruhr bei Schwerte um zirka zwei Kubikmeter pro Sekunde abzusenken.

Heinen-Esser reagiert mit Gesetz auf Klimawandel in NRW

NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser plant jetzt eine Novelle des Landeswassergesetzes. „Der Klimawandel ist längst bei uns angekommen, und wir müssen darauf reagieren“, sagte die CDU-Politikerin. Zwei extrem trockene Sommer und der regenarme April dieses Jahres hätten gezeigt, wie abhängig die Wasserversorgung von Wetter und Klima sei.

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„Trinkwasser als Lebensmittel Nummer 1 muss besonders vor Klimakrisen geschützt werden. Daher muss der Trinkwasserversorgung aufgrund ihrer elementaren Bedeutung für das Allgemeinwohl stets Vorrang vor anderen Wasserentnahmen gewährt werden“, so Heinen-Esser.

Neben der Industrie ist in NRW vor allem die Landwirtschaft für einen hohen Wasserverbrauch verantwortlich. Weil die Grundwasserspiegel sinken, sind Bauern, die früher Wasser aus eigenen Brunnen fördern konnten, zunehmend auf das öffentliche Netz angewiesen, um ihre Felder zu bewässern. Wenn das Wasser knapp wird, kann es hier zu Zielkonflikten kommen.

Unternehmen begrüßt Regelungen zur Wasserknappheit

Das Unternehmen Gelsenwasser versorgt in NRW insgesamt 2,4 Millionen Menschen mit Trinkwasser. Die Versorgungssicherheit wird in großen Teilen über die Talsperren Haltern und Hullern hergestellt. Im Reservoir Hullern sank der Füllstand im vergangenen Jahr auf 30 Prozent. Der Wasserstand wurde schließlich durch eine Entnahme aus dem Dortmund-Ems-Kanal wieder aufgefüllt.

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Arnt Baer, Leiter Verbände und Politik bei Gelsenwasser, befürwortet die geplanten Neuregelungen der Landesregierung, die Anfang 2021 in Kraft treten sollen: „Die Behörden müssen wissen, was im Fall einer Wasserknappheit konkret zu tun wäre.“ Die beiden wärmsten Jahre seit Beginn der Klimaaufzeichnungen im Jahr 1881 in NRW waren 2014 und 2018. Klimamodelle projizieren für NRW eine Temperaturzunahme von 2,8 bis 4,4 Grad Celsius für den Zeitraum 2071 bis 2100.

Von den Folgen des Klimawandels sind auch urbane Räume stark betroffen. Ein neues Internet-Tool, das am Mittwoch vorgestellt wird, soll die Kommunen durch eine vorausschauende Stadtentwicklung dabei unterstützen, sich auf die erwarteten Folgen des Klimawandels einzustellen. Grünflächen und integrierte Wasserkonzepte würden ein Aufheizen der Städte und Überflutungsrisiken, mindern, sagte Heinen-Esser: „Wir müssen alles dafür tun, einerseits den Klimawandel einzudämmen und uns andererseits auf nicht mehr abzuwendende Veränderungen einstellen.“

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