KommentarDie Schüler müssen ausbaden, was Politik und Schulverwaltung verbockt haben

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Eineinhalb Wochen vor Ferienende ist völlig unklar, wie der Schulstart aussehen wird. (Symbolbild)

  • Eineinhalb Wochen vor Ferienende ist noch immer völlig unklar, wie der Schulstart aussehen wird.
  • Politik und Schulverwaltung haben in den vergangenen Wochen wenig unternommen, damit sich die Situation nach den Ferien verbessert, findet unser Autor.
  • Es steht zu befürchten, dass das Corona-Chaos auch nach den Ferien weiter geht. Am Ende leiden die Schüler darunter.

Die Corona-Krise hat Schwächen wie Stärken der Gesellschaft schonungslos aufgedeckt. Im Fall der Schulen hat sich sehr deutlich gezeigt, dass ein System, das schon im Normalbetrieb höchst störanfällig ist, in Krisenzeiten fast zwangsläufig vor die Wand fahren muss.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Es sind jedenfalls nicht in erster Linie die Lehrer, die für die desolate Situation während der Corona-Monate verantwortlich waren. Im Gegenteil: Viele von ihnen haben mit großem Engagement dafür gesorgt, dass ihre Schüler überhaupt eine Art Unterricht bekamen. Aber es läuft etwas ganz grundsätzlich falsch, wenn ein Schulleiter seine Mitarbeiter nicht einmal dazu verpflichten kann, regelmäßig Kontakt mit ihren Klassen zu halten. Und wenn ein Lehrer sich trotz Homeschooling schlicht weigerte, digitale Kommunikationsmittel zu nutzen, musste er jedenfalls keine Konsequenzen befürchten. Ausbaden mussten es allein die Schüler.

Schulstart: Es wird sich nicht viel ändern

Viel ändern wird sich an der verfahrenen Lage nicht, wenn in knapp anderthalb Wochen die Schule wieder startet. Für die von Schulministerin Yvonne Gebauer angekündigte Rückkehr zum Regelbetrieb hätte man jedenfalls die Sommerferien deutlich anders nutzen müssen: Man hätte etwa alternative Räume auch außerhalb der Schulen finden und anmieten müssen, um Klassen und Kurse Hygiene-konform unterzubringen. Man hätte in den oft baufälligen Schulen Toiletten, Waschräume und defekte Fenster kurzfristig instandsetzen müssen, um wenigstens ein Mindestmaß an Sicherheit zu bieten. Und man hätte auch unkonventionelle Personalkonzepte erwägen müssen.

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Doch bislang sind selbst die von Ministerin Gebauer angekündigten Vertretungskräfte für jene Lehrer, die zur Risikogruppe zählen und deswegen dem Schulbetrieb auch weiterhin fernbleiben dürfen, nicht mehr als ein Versprechen. Ein durchdachter Plan für die angekündigte Rückkehr zur Normalität ist jedenfalls nicht zu erkennen.

Wohl kaum ein Unterschied zum Chaos des Frühsommers

Immerhin eine ganze Woche vor Schulbeginn will die Ministerin nun erklären, wie ihr „Regelbetrieb“ aussehen wird. Es steht allerdings zu befürchten, dass dieser sich kaum vom Chaos des Frühsommers unterscheiden wird. Ein weiteres verlorenes Schuljahr aber darf es nicht geben – schon jetzt muss eine ganze Schülergeneration ausbaden, was Landespolitik und Schulverwaltung in den Corona-Monaten verbockt haben.

Vor allem fehlt es an klaren Ansagen und Informationen. Und die müssen in erster Linie aus Düsseldorf kommen. Es kann nicht sein, dass bis heute weder Schüler noch Eltern wissen, wie die nächsten Monate aussehen. Dabei ist schon die Frage, ob und in welchem Umfang der Heimunterricht nach den Ferien weitergeht, für manche Familie mit zwei berufstätigen Eltern eine existenzielle. Verlässliche Kommunikation – das wäre immerhin ein erster Schritt hin zu einer Schule, die insgesamt wieder verlässlich ist.

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