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Kommentar zu CDU-BewerbernMachtkampf mit harten Bandagen

Lesezeit 3 Minuten
Laschet und Spahn

Armin Laschet (r.) und Jens Spahn

  • Armin Laschet und Jens Spahn ist mit ihrem Auftritt ein Coup gelungen. Sie kamen Friedrich Merz zuvor, der nach ihnen seine Kandidatur verkündete.
  • Die Auftritte der Bewerber um den CDU-Vorsitz zeigen: In der Union herrscht ein Richtungsstreit.
  • Verharren, Aufbruch: Wohin wird es gehen? Ein Kommentar

Spät, aber immer noch früh genug ist Armin Laschet aus der Deckung gekommen. Der NRW-Ministerpräsident kandidiert nun also offiziell für den CDU-Bundesvorsitz. Dass er Ambitionen auf den Chefsessel und damit auch auf die Kanzlerkandidatur hat, war Beobachtern in NRW und Berlin schon seit Monaten klar.

Mit seiner Ankündigung am Dienstag ist Laschet ein Coup gelungen: Er bildet ein Gespann mit Gesundheitsminister Jens Spahn, der eigentlich zu Laschets Widersachern gehört, nun aber sein Stellvertreter werden soll. Dann trickste dieses Überraschungsduo in seiner ersten Aktion auch gleich noch Laschets schärfsten Konkurrenten Friedrich Merz aus und kam dessen offizieller Bewerbung mit einer eigenen Pressekonferenz zuvor. Das zeigt, dass die Konkurrenten mit harten Bandagen kämpfen und sich vor und hinter den Kulissen nichts schenken werden.

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Laschet und Spahn bringen Merz und auch Ex-Umweltminister Norbert Röttgen als dritten Bewerber gehörig in die Bredouille. Gemeinsam könnten die beiden einen Großteil der Partei hinter sich bringen. Laschet steht eher für den liberalen und moderaten Flügel der Partei und für die Fortsetzung des Merkel-Kurses. Spahn kann Teile des konservativen Lagers und nicht zuletzt der Jungen Union binden. Vor allem in der Flüchtlingskrise waren Laschet und Spahn immer uneins – ein Gegensatz, der nun ihr Zielspektrum erweitert. So ließen sie auch bewusst Unterschiede in inhaltlichen Fragen erkennen. Die Botschaft: Zusammenhalt ist jetzt gefragt, nicht Egoismus. Angesichts des desolaten Zustands der CDU, in der kein wichtiger Akteur dem anderen mehr über den Weg zu trauen schien, könnte auch das ein cleverer Zug gewesen sein.

Alles zum Thema Armin Laschet

Laschet kann Konservative, Soziale und Liberale zusammenführen

Die CDU steckt in einer der tiefsten Krisen ihrer Geschichte – und das gleich dreifach. Das desaströse Gezerre um die Ministerpräsidentenwahl in Thüringen hat die Fliehkräfte in der Partei offen gelegt. Ihr historisch schlechtes Abschneiden in Hamburg zeigt die Entfremdung von jungen, städtischen Wählern. Und schließlich haben die offenkundige Führungsschwäche Annegret Kramp-Karrenbauers und der seit Monaten schwelende Machtkampf dem Ruf der CDU als staatstragende Partei großen Schaden zugefügt.

Mit der Wahl einer starken neuen Führung muss die Partei nun einen ersten Schritt aus der Misere gehen. Laschet hat in NRW bewiesen, dass er Konservative, Soziale und Liberale zusammenführen kann – auch über Parteigrenzen hinweg. Dass er zudem klar für Rechtsstaatlichkeit, die Abgrenzung zur AfD und für die soziale Marktwirtschaft steht, ist unbestritten. Die besten Chancen auf den Vorsitz hat er, wenn er sich als Versöhner für die Partei und die Gesellschaft anbietet.

Auch Merz darf sich Siegchancen ausrechnen

Doch auch sein schärfster Konkurrent Merz darf sich Siegchancen ausrechnen. Er wird den Wettstreit zu einer Richtungsentscheidung zuspitzen zwischen Aufbruch, den er von sich selbst verkörpert wissen will, und Verharren, das er bei Laschet angesiedelt sieht. Für Röttgen bleibt angesichts dieser starken Polarisierung wohl nur die Rolle des Außenseiters. Das Bündnis mit Spannmann Spahn könnte Laschet am Ende auch den Weg ins Kanzleramt ebnen. Freilich ist, um Kandidat der Union zu werden, die Zustimmung der CSU notwendig. Doch das gute Verhältnis Laschets zu CSU-Chef Markus Söder ist kein Geheimnis. Ein verbindlicher Rheinländer kann es eben auch mit den Bayern.

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