Kommentar zu Corona-DemosWer bei Protesten andere gefährdet, verachtet ihre Freiheit

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Corona-Demo

Symbolbild

Liebe Leserinnen, Liebe Leser,

es gibt ein Auftreten, das mir verdächtig vorkommt: Wenn Leute immer alles wissen – und auf jeden Fall besser als alle anderen. In der Corona-Krise ist neuerdings ein eigener Schlag von Besserwissern überall dort anzutreffen, wo die Auflagen zur Bekämpfung der Pandemie als Teil einer staatlichen Verdummungs- und Entmündigungsstrategie gesehen werden oder die Existenz einer Pandemie rundheraus bestritten wird.

Diese Verschwörungstheoretiker beziehen ihre Gewissheiten aus den Unsicherheiten, die mit der aktuellen Lage verbunden sind: Experten, die ihre Empfehlungen ändern; Politiker, die scheinbar von Abwieglern zu Angstmachern mutieren. Ich finde, das Eingeständnis von Vorläufigkeiten, von Irrtümern und von Erkenntniszuwachs ist geradezu ein Gütesiegel von Wissenschaft, aber auch von Politik. Demokratien sind lernende Systeme. Allwissenheit als Spielart von Allmacht ist die Illusion von Diktatoren.

Von Rechtsextremisten unterwanderte Proteste

Schon vorige Woche hatte ich in einem Kommentar unterschieden zwischen legitimer Skepsis und Kritik an konkreten Maßnahmen der Krisenbewältigung einerseits und verschwörungstheoretischem Unsinn. Inzwischen ist ein Faktor hinzugekommen, der mich als freiheitsliebender Mensch und Demokrat besorgt: die Unterwanderung der Proteste durch Extremisten vor allem von Rechts.

Lässt sich denn beides scharf auseinander sortieren? Ich glaube schon. Wer auf Anti-Corona-Demos auf seine Freiheiten pocht und dabei mit der Missachtung von Abstandsregeln andere gefährdet, der verachtet deren Freiheit.

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Und wer dazu noch die schwarz-weiß-rote „Reichsflagge“ schwenkt, der hat erkennbar mit der Demokratie nichts Gutes im Sinn. Niemand muss sich in die Nachbarschaft solcher Leute begeben – und jeder muss sich die Frage stellen, mit wem er sich gemein macht.

Kommt Pegida zurück?

Politologen und Verfassungsschützer sprechen jetzt von der drohenden Neuauflage des Pegida-Protests gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung 2015/2016. Erinnern Sie sich, wie Köln auf die Versuche von Rechtspopulisten reagierte, die sogenannte bürgerliche Mitte zu vereinnahmen? Der Dom knipste Pegida das Licht aus, damit deren Machenschaften keine Kulisse bekämen.

Auch heute kommt es auf die Bilder an – vielleicht sogar mehr als damals, angesichts einer Bedrohung durch ein Virus, das man nicht sehen kann. Genauso wenig wie das Gift, das die Feinde der offenen Gesellschaft den Menschen einträufeln wollen. Auch und gerade denen, die in dieser Krise verständliche Sorgen und Fragen haben.

Bleiben Sie gesund! Achten Sie auf sich und Ihre Nächsten!

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