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Kommentar zur FlutSchon jetzt haben die Betroffenen Großartiges geleistet

Lesezeit 3 Minuten
Zerstörung Erftstadt Luftbild

Die Fluten haben große Teile Blessems zerstört.

Bald zwei Wochen ist es jetzt her, dass das Tief Bernd eine Schneise der Verwüstung durch Teile der Region geschlagen hat. Rekordmengen an Niederschlag haben Flüsse zu Strömen des Leids und der Zerstörung werden lassen.

Eine gespenstische Ruhe habe plötzlich geherrscht, als die Regenfront abgezogen war, berichtete ein Betroffener. Dort, wo sich vorher Schreie von Menschen und Tieren mit den knirschenden Geräuschen einstürzender Häuser vermischt hätten, sei auf einmal nichts mehr gewesen als Stille.

Tausende Menschen machten sich auf den Weg

Doch nur kurze Zeit, nachdem sich die Bilder der Katastrophe verbreitet hatten, machten sich Tausende Menschen teils von weit her auf den Weg und brachten alles mit, was benötigt wurde: Schubkarren, Schaufeln, Lebensmittel, Kleidung, hygienische Artikel – und Hoffnung. Gemeinsam mit den Betroffenen sowie haupt- und ehrenamtlichen Rettungskräften schafften sie in den folgenden Tagen bis heute Unglaubliches.

Sie befreiten Häuser, Wohnungen und Ladenlokale von Dreck und Schlamm, räumten tonnenweise Schutt von den Straßen. So brachten sie innerhalb kurzer Zeit zumindest etwas Ordnung ins Chaos und schufen eine erste Basis für den Wiederaufbau.

Stolz ist angebracht

Auf dieses zivilgesellschaftliche Engagement, diese selbstlose Hilfe von so vielen im Augenblick der Katastrophe kann Deutschland fraglos stolz sein.

Klar ist aber auch, dass dies nur die ersten Schritte sind auf einem sehr langen Weg. Es dürfte mancherorts Jahre dauern, bis Dörfer und Städte annähernd wieder so aussehen wie vor der Flut und bis sich private und wirtschaftliche Existenzen von diesem Schlag erholt haben werden. Von der Psyche der Opfer ganz zu schweigen.

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Daher darf die Unterstützung jetzt nicht nachlassen. Zwar werden private Helfer immer weniger benötigt werden. Doch dann braucht es – neben enormen finanziellen Mitteln – Profis, die Häuser sanieren und neu bauen, Versorgungsleitungen reparieren und verlegen, Straßen und Brücken instand setzen, den Hochwasserschutz neu bewerten und organisieren. Das muss schnell und unbürokratisch gehen. Die Politik ist nun auf allen Ebenen gefordert, dem Wiederaufbau höchste Priorität zu geben.

Worauf die Betroffenen am ehesten verzichten können, sind parteipolitisches Geplänkel, wohlfeile Wahlkampfversprechen und unnötige Hürden im Behördendschungel. Vorbildlich hat die stark betroffene Stadt Bad Münstereifel reagiert, als sie kurzerhand eine Bar-Auszahlung der Soforthilfe organisierte.

Es wird Kreativität gebraucht

Solche für die durchreglementierte Bundesrepublik eher ungewöhnliche und kreative Lösungen muss es nun auch in anderen Bereichen geben: etwa bei der Vergabe von Aufträgen für den Straßenbau, bei Genehmigungsverfahren oder auch bei der zentralen Beschaffung von Baumaterial. Nur dann ist die Hoffnung, die die zahlreichen Helfer in den vergangenen Tagen im Gepäck hatten, für die Opfer von Dauer.

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