FDP enttäuscht, Volt auf Anhieb im RatDie Wahlergebnisse der kleinen Kölner Parteien

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Dejten Sterck

Jörg Detjen (Linke) und Ralph Sterck (FDP)

  • Am Sonntag wurden unter anderem ein neuer Stadtrat sowie neun Bezirksvertretungen und ein neuer Integrationsrat gewählt.
  • Hier ein Überblick der Wahlergebnisse der Linken, FDP, Volt, AfD, Klima-Freunde und Gut.

Köln – Freude und Enttäuschung liegen bei der Kommunalwahl nah beieinander. Betretene Gesichter bei der FDP im Gürzenich, Jubelrufe bei den Klima-Freunden im Ehrenfelder Wandelwerk und Volt, die auf Anhieb den Einzug in den Rat geschafft haben.  Die Ergebnisse der kleinen Parteien im Überblick.

Linke

Die Reaktionen der Linken, die sich an einem roten Pavillon auf dem Quatermarkt versammelt haben, sind verhalten. Keine Jubelschreie, keine Tränen. Bei der bisherigen Hochrechnung nicht verwunderlich. Jörg Detjen, der als OB-Kandidat für die Linken angetreten ist, würde aktuell lediglich rund sieben Prozent erreichen. Dennoch zeigt sich der 67-Jährige mit dem Ergebnis zufrieden. „Ich bin die ganze Zeit davon ausgegangen, dass ich dritter werde, weil die Leute keine Stimme verschenken wollen“, so Detjen. Eher würden sie einen Kandidaten der größeren Parteien wählen. Im Rat würde die Linke hingegen mit rund 7,4 Prozent viertstärkste Fraktion bleiben.

Bei der vergangenen Kommunalwahl 2014 konnte noch eine deutliche Steigerung verzeichnet werden, nun scheint das Wahlergebnis konstant zu bleiben. Das dürfe aber nicht als Stagnation betrachtet werden, denn „durch neue Gruppierungen hatten wir viel Konkurrenz“, so Linken-Spitzenkandidatin Güldane Tokyürek. Daher freue sich die 47-jährige Juristin über das Ergebnis. Ebenfalls für die Linken weiterhin im Rat sind Heiner Kockerbeck und Michael Weisenstein. Neu dazu kommen würde unter anderem  die 21 Jahre alte Sarah Niknamtavin, die von der Linksjugend aufgestellt wurde.

FDP

Die Stimmung bei der FDP-Wahlparty im Gürzenich ist getrübt. Nach aktueller Hochrechnung würde die Fraktion mit knapp fünf Prozent einen der fünf  Sitze im Rat verlieren.

Wahlparty FDP

Wahlparty der FDP in Köln

„Wir haben uns mehr versprochen, weil wir im Wahlkampf ein deutlich besseres Gefühl hatten. Doch uns hat der Rückenwind gefehlt“, so FDP-Parteichef Lorenz Deutsch. Aus der Kommunalwahl 2014 ging die FDP bereits als großer Verlierer hervor, musste vier Plätze abgeben.

„Ich hatte gehofft, dass es diesmal besser wird, aber bisher ist es enttäuschend“, so FDP-Spitzenkandidat Ralph Sterck. Er habe auf einen sechsten Sitz im Rat gehofft, nun müsste sogar um den Fünften gekämpft werden. Auf diesem fünften Platz  steht Ulrich Breite. Der FDP-Fraktionsgeschäftsführer muss um den Einzug in den Rat zittern.

Volt

Überraschend stark hat die europäische Bürgerbewegung Volt abgeschnitten: Hochrechnungen zufolge erreichten sie auf Anhieb rund fünf Prozent. Womöglich könnten sie sogar als Bündnispartner in Frage kommen.„Das ist ein wahnsinniges Ergebnis, wir sind überwältigt“, sagt Co-Vorsitzende Rebekka Müller: „Wir sind offen für Gespräche mit allen demokratischen Parteien.“ Ob sie ein Bündnis mit Grünen und SPD oder mit Grünen und CDU bevorzugt, werde sich in den kommenden Tagen zeigen.

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AfD

„Es hätte besser, aber auch schlechter sein können“, kommentiert AfD-Spitzenkandidat Stephan Boyens die Hochrechnungen zufolge 4,5 Prozent seiner Partei. Die Partei habe es in politisch eher links und grün dominierten Großstädten wie Köln „immer strukturell schwerer“, sagt er. Bei der vergangenen Kommunalwahl erreichte die AfD 3,6 Prozent. Die Partei Pro Köln, die diesmal nicht antrat, kam auf 2,6 Prozent.

Klima-Freunde

Es wird  gefeiert im Ehrenfelder Wandelwerk. Die Chance, dass die Ratsgruppe Klima-Freunde rund zwei Prozent erhält und dadurch mit zwei Sitzen in den Rat einzieht, ist groß. „Es ist toll, dass neben Nicolin Gabrysch auch John Akude als erste Schwarze Person in den Rat einziehen und so Geschichte schreiben kann“, sagt Immanuel Bartz, Vorstandsmitglied von Klima-Freunde. Das eigene gute Ergebnis und der Gewinn der Grünen sei zudem ein ganz klares Signal, dass die Stadt grüner werden müsse und die Kölner keine Autostadt mehr wollen. „Das ist ein beglückendes Gefühl“, sagte Bartz.

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GUT

GUT Kommunalwahl

„Ich wollte unter die ersten fünf kommen. Das Ziel habe ich  verfehlt“, räumt Thor Zimmermann, OB-Kandidat der Ratsgruppe Gut, der zwei Prozent der Stimmen bekam, ein. „Ich habe es ohnehin nicht ernsthaft erwartet“, sagt er. Dennoch hatte Zimmermann  vor allem in den sozialen Netzwerken kräftig Wahlkampf betrieben. „Wir wollten auch mit meinem Namen für die Ratsgruppe werben“, erklärt der OB-Kandidat a.D. Wie er, erreicht auch die Ratsgruppe zwei Prozent der Stimmen.

„Wir sind erleichtert, dass wir unseren Status halten konnten“, denn sie seien laut Hochrechnungen immer noch mit zwei Sitzen in Rat. „Zudem ist das Gesamtergebnis in der Stadt klar klimafreundlich“, betont Zimmermann, der weiterhin im Stadtrat sitzen wird. „Deshalb bin ich nicht enttäuscht.“

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