Kommunalwahl in KölnZwei Frauen kämpfen für Köln-Porz

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Elfi Scho-Antwerpes (l.) und Anne Henk-Hollstein Kandidaten

  • 45 Wahlbezirke gibt es in der Stadt. Bis zur Wahl am 13. September, bei der auch Oberbürgermeister, Bezirksvertretungen und Integrationsrat neu gewählt werden, berichten wir aus allen Veedeln der Stadt.
  • Es geht um spannende Duelle, interessante Kandidaten, prägende Themen und Trends und Kuriositäten.
  • In dieser Folge: Porz. Hier treten mit Elfi Scho-Antwerpes und Anne Henk-Hollstein zwei Polit-Profis um die Gunst der Wähler. Der Wettstreit findet ohne böse Worte statt, Streit gibt es aber über den Wohnungs- und Brückenbau.

Köln-Porz – Zwei stadtbekannte, starke Frauen sind die Duellantinnen im Kampf um die Wählergunst im Porzer Wahlbezirk 31 – und der Ausgang ist keineswegs klar vorhersehbar. Die Ratsfrauen Anne Henk-Hollstein (CDU) und Elfi Scho-Antwerpes (SPD) treten – wie schon bei der Kommunalwahl 2014 – gegeneinander an. Wer jetzt geschliffene Klingen oder gezielte Hiebe erwartet, wird enttäuscht. Die Politikerinnen arbeiten schon sechs Jahre neben- oder miteinander . Ausfällige Töne haben in der von gegenseitigem Respekt geprägten Sacharbeit keinen Platz. Und so unterscheidet sich der Streit um die Wählergunst der beiden Kölner Polit-Promis deutlich von den Auseinandersetzungen an anderen Orten der Stadt.

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Beide sind seit Jahrzehnten im politischen Geschäft erfahren und erfolgreiche Netzwerkerinnen; und beide haben für die Menschen in ihrem Wahlkreis aus dem Wahlbezirk Porz II, Zündorf und Langel auch in der jetzt zu Ende gehenden Wahlperiode im Rat gearbeitet. Anne Henk-Hollstein, weil sie direkt gewählt wurde, Elfi Scho-Antwerpes, weil sie als Bürgermeisterin über die Liste abgesichert in den Rat einziehen konnte – zwei starke Frauen in einer immer noch von vielen Männern geprägten Politwelt. Henk-Hollstein musste um ihre Nominierung in Porz-Mitte kämpfen. Mit Unterstützung der Kölner Parteispitze setzte sie sich gegen die Absicht von Porzer „Parteifreunden“ durch, sie als Ratskandidatin abzulösen.

Kein Aufatmen im Köln-Porzer Verkehr

Schon als 16-Jährige trat die ehemalige Fraktionschefin der Porzer CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung in die Partei ein. Sie arbeitet als Steuerfachangestellte und später als Dozentin, Unternehmens- und Existenzgründungsberaterin. Seit 2009 ist sie Mitglied des Stadtrates, seit 2018 auch Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland. Den Porzer Wahlbezirk gewann sie bei der vergangenen Wahl mit 34,5 Prozent knapp vor ihrer Kontrahentin Elfi Scho-Antwerpes, die mit der SPD rund 32 Prozent holte.

Die gelernte Diplom-Ingenieurin Scho-Antwerpes ist bereits seit drei Legislaturperioden im Rat, seit 2004 ist die heute 67-Jährige Bürgermeisterin und seit 2009 erste Stellvertreterin des Oberbürgermeisters und später der Oberbürgermeisterin – ein Posten, der der SPD zustand, weil sie die stärkste Fraktion im Stadtrat stellt. Ob es so bleibt, ist nicht ausgemacht. Eine Wählerumfrage vor der Wahl sieht SPD, Grüne und CDU auf Stadtebene ungefähr gleichauf. Die größten Herausforderungen im neu zugeschnittenen Wahlbezirk 31 sind beiden Politikerinnen vertraut, und beide wissen aus leidvoller Erfahrung, dass sich die drängendsten Wähleraufträge eben nicht leicht und schon gar nicht in einer Wahlperiode lösen lassen dürften. Ein Aufatmen in der insgesamt verzwickten Straßenverkehrssituation ist nicht in Sicht, die aktuelle Verwaltungsvorlage zur Verlängerung der Stadtbahnlinie 7 allenfalls ein Etappensieg, eine Einigung über die umstrittenen Wohnungsbaubaupläne im Zündorfer Süden wäre mit alldem verquickt – und ist aus umweltpolitischer Sicht heikel.

Streitthema Wohnen in Köln-Porz

Allein diese Zeit und Energie fressenden Themen können beide Kandidatinnen vor- und rückwärts beten. Anne Henk-Hollstein, als Landwirtstochter in Langel aufgewachsen und dort wohnhaft, hat die Last des täglichen Auto-Stroms durch die Rheinorte seit Kindertagen erlebt. Schon als Schülerin vermisste sie eine Stadtbahnverbindung bis Langel, die selbst nach jetzt aktuellen Verlängerungsplanungen nur als zweite Baustufe denkbar wäre, ebenso wie eine Verknüpfung mit einer geplanten Stadtbahn aus dem Rhein-Sieg-Kreis. „Da sind so viele Player im Spiel, es bleibt extrem mühsam. Nichtsdestotrotz müssen wir weiterkämpfen“, sagt Henk-Hollstein. Ihre Gegenkandidatin sieht es ähnlich: „Die Bürger haben es so satt, bei diesen Themen gibt“s für Politiker was auf die Mütze“, sagt Scho-Antwerpes und plädiert für einen Stadtbahn-Tunnel.

Doch es gibt auch Streitthemen. Beim Thema Wohnungsbau trifft hier wie überall in der Stadt das gesamtstädtische Interesse – möglichst viel für möglichst viele zu bauen – auf die Sorgen und Abwehrhaltungen vor Ort. Scho-Antwerpes wirbt energisch um Akzeptanz. „Wie die Bebauung aussehen soll, muss natürlich mit den Bürgern erarbeitet werden“, sagt sie. Als Stadtplanerin hat sie große Freude am Austausch und Ideenentwickeln. Sie will den Städtebau zwingend als Gesamtpaket mit allen notwendigen Infrastrukturaufgaben verknüpfen. Anne Henk-Hollstein steht den großen Bauplänen beispielsweise für Zündorf-Süd skeptischer gegenüber– und irgendwie grüner. Ihr fehlt der Blick auf die Umwelt-Auswirkungen. „Die Kaltluftschneisen, die über den Rhein frische Luft bis in die Kölner City transportieren, würden durch massive Bebauung zerschnitten“, sagt die CDU-Frau. Sie setzt darauf, dass die Umweltverträglichkeitsprüfungen im Rahmen des Regionalplans Schädliches verhindern.

Einsatz für Jugendliche

Ein weiteres Top-Thema, das die ganze Stadt und die Region betrifft und vor Ort in Langel und Zündorf manchen Wähler beeinflussen dürfte, ist die geplante Autobahn-Querspange. Eine der beiden möglichen Varianten sieht eine gewaltige Stelzenverbindung über das Retentionsbecken und den Auenwald zu einer neuen Rheinbrücke am südlichen Ortsrand von Langel vor. Das löst erheblichen Protest aus. Elfi Scho-Antwerpes hält den Brückenschlag zur Entzerrung des Verkehrs für notwendig und setzt auf Kompromisse. „Wir werden versuchen, im Dialog mit den Menschen gute Lösungen zu finden“, verspricht sie. Henk-Holstein sieht das anders und positioniert sich kritisch innerhalb der eigenen Partei. Die CDU befürwortet den Autobahnbrückenschlag. „Der Brückenstandort bei Langel ist der denkbar ungeeigneteste“, sagt Henk-Holstein. Ihr gehe es nur in zweiter Linie um den Naturschutz in der Langeler Aue, noch wichtiger sei ihr das Interesse der vielen Menschen, die direkt betroffen wären.

Abgesehen von den dicken Brettern, die beide Ratskandidatinnen bei den Porzer Dauerthemen getrennt oder miteinander bohren müssen, haben sie eigene Lieblingsthemen. Scho-Antwerpes, zweifache Muter und begeisterte Oma, will sich unter anderem für Jugendliche einsetzen. Die hätten in Porz, Zündorf und Langel keine allgemein akzeptierten Möglichkeiten, sich zu treffen. Auch für Senioren gebe es viel zu wenig Angebote.

Henk-Hollstein setzt auf die kleinen Verbesserungen, die das Leben im Wahlbezirk lebenswert machen. Mit ihrem SPD-Kollegen Michael Frenzel hat sie erfolgreich für das GAG-Wohnprojekt an der Poststraße geworben – samt Erhalt des denkmalgeschützten Eckhauses. Im Hickhack um Weideflächen für die Tiere in Rolfs Streichelzoo brachte sie alle Mitentscheider an einen Tisch und eine Lösung in Sicht. Politische Arbeit mache Freude, sagen beide Kandidatinnen und schätzen diese Eigenschaft auch an der Mitbewerberin. Henk-Hollstein lobt die Fähigkeit der SPD-Frau, über eigene Parteigrenzen hinaus Anliegen im Wahlbezirk zu unterstützen. Scho-Antwerpes sei loyal und als Bürgermeisterin sehr gut vernetzt. Die so gelobte Mitbewerberin zeigt sich angetan von Henk-Hollsteins pragmatischer Arbeit und ihrem stetigen, unprätentiösen Einsatz. „Für uns beide gilt: Geht nicht gibt’s nicht“, sagt die Bürgermeisterin.

Der Wahlbezirk 31: Zündorf, Langel und Porz-Mitte

Vom  Neuzuschnitt der Wahlbezirk in Köln ist auch dieser Porzer Bereich mit  Langel sowie Teilen der Porzer Mitte und von Zündorf betroffen. Ein Teil Zündorfs, der zum früheren Wahlbezirk 11 gehörte, wurde  Wahn zugeschlagen.  Bei der Kommunalwahl 2014 machten 49,16 Prozent der Wahlberechtigten von ihrem Stimmrecht Gebrauch. Markus  Politz von den Grünen versucht, sich im Zweikampf zwischen den Kandidatinnen von SPD und CDU zu behaupten. Der Versicherungskaufmann   wirbt für eine grüne Verkehrsinfrastruktur und Naturschutz. Die Grünen erzielten bei der Wahl 2014  über elf  Prozent. Helmuth Krämer, Diplom-Informatiker im Ruhestand, kandidiert für die Linke.  2014  bekam die Partei 4,8 Prozent der Stimmen. Die FDP, für die Psychologin Daniela Rechberger antritt, schnitt bei der letzten Wahl schlechter ab. Insgesamt kandidieren hier diesmal elf Parteien mit ihren Kandidaten. 

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