Korruption und SteueroasenWie die reichste Frau Afrikas ihr Vermögen ergaunerte

Lesezeit 3 Minuten
Isabel dos Santos

Isabel dos Santos ist die reichste Frau Afrikas.

Johannesburg/Luanda – An Superlativen mangelte es Isabel dos Santos selten. Als reichste Frau Afrikas machte die älteste Tochter von Angolas einstigem Langzeitpräsidenten José Eduardo dos Santos Schlagzeilen, ihr Vermögen wurde von Forbes auf knapp zwei Milliarden Euro taxiert. Jahrelang feilte die heute 46-Jährige bei öffentlichen Auftritten an ihrem Image als Selfmade-Milliardärin, die es nach dem Studium nur dank harter Arbeit an die Spitze geschafft hat.

Doch jetzt rücken journalistische Enthüllungen und auch juristische Ermittlungen dieses Image in ein anderes Licht. Kritikern zufolge waren viele Jahre vor allem Nepotismus und Misswirtschaft Grund für die ungleiche Verteilung des Wohlstands, der eine kleine Elite des ölreichen Staates begünstigte. 

Angola: Gericht friert Vermögen von dos Santos ein

Ein Gericht in Angola hat die Vermögenswerte von dos Santos zum Jahreswechsel wegen Korruptions-Vorwürfen eingefroren. Hintergrund sind Korruptions-Ermittlungen in Verbindung unter anderem mit der nationalen Ölfirma Sonangol, als deren Direktorin dos Santos im Sommer 2016 von ihrem Vater eingesetzt worden war. 

Der Schritt war weithin als Fall von offensichtlicher Vetternwirtschaft kritisiert worden - ein Vorwurf, den auch der investigative internationale Medienverbund ICIJ nach Auswertung von ihm zugespielten Dokumenten („Luanda-Leaks“) erhärtet sieht. Dabei handelt es sich um rund 715.000 Unterlagen aus dem Inneren der Dos-Santos-Geschäfte, die zunächst einer afrikanischen Journalistengruppe zugespielt worden waren.

Isabel dos Santos: Fast 100 Firmen in Steueroasen

„Dos Santos hat Angola wie seine persönliche Farm behandelt“, erklärte der angolanische Menschenrechtsanwalt Salvadore de Freire dem ICIJ. Der NDR, der dem Verbund angehört, schreibt in einer Erklärung: „Mehr als 400 Firmen in 41 Jurisdiktionen haben Isabel dos Santos und ihr Umfeld in den vergangenen Jahren gegründet, fast 100 davon in Steueroasen wie Malta, Mauritius und Hong Kong.“

Immer wieder hätten diese Firmen von öffentlichen Aufträgen in Angola, von Beratertätigkeiten und von Darlehen profitiert. Rund 120 Journalisten aus 20 Ländern hätten die Unterlagen gemeinsam ausgewertet, unter anderem in Deutschland der NDR, der WDR und die „Süddeutsche Zeitung“.

Luanda: Regierung will eine Milliarde zurückfordern

Bei den rechtlichen Untersuchungen geht es um dubiose Geldtransfers. Von dem Justizentscheid sind nach den Angaben zufolge auch dos Santos' Ehemann Sindika Dokolo und ein Geschäftspartner des Paares betroffen. Der Schritt folgt auf eine einstweilige Verfügung der Regierung in Luanda, die etwa eine Milliarde Euro von der Investorin und ihren Mitarbeitern zurückfordern will. Isabel dos Santos gab sich zunächst gelassen, auf Twitter schrieb sie: „Wir werden weiterhin jeden Tag in jedem Geschäft unser Bestes geben und für das kämpfen, woran ich für Angola glaube. Der Weg ist lang, die Wahrheit wird sich durchsetzen.“ 

Das könnte Sie auch interessieren:

Ihren Anhängern galt die studierte Technikerin lange Zeit als Inspiration. Geboren wurde sie in der damaligen Sowjetunion, wo ihr Vater als Mitglied der Befreiungsorganisation und späteren Regierungspartei MPLA ein Ingenieursstudium absolvierte. Nach dem Studium in London arbeitete sie vorübergehend bei einer Beratungsfirma, bevor sie in der Heimat ihres Vaters Unternehmen gründete. Ihr verzweigtes Firmenimperium mit Beteiligungen an Banken, Mobilfunkfirmen und Einkaufszentren nahm nach ihrer Darstellung seinen Ausgang mit einer Beteiligung an einer Strandbar. 

Isabel dos Santos bestreitet Vorwürfe gegen sie

Ihre Probleme begannen, nachdem ihr Vater nach 38 Jahren an der Macht im September 2017 zurückgetreten war. Schon zwei Monate später wurde sie durch den neuen Präsidenten João Lourenço als Sonangol-Chefin entlassen. Der hatte im Wahlkampf versprochen, die Korruption zu bekämpfen. Isabel dos Santos selbst bestreitet alle Vorwürfe gegen sie und ihre Partner und spricht von einer Schmutzkampagne. 

In einem in Portugal ausgestrahlten Interview gab sie sich kämpferisch und schloss nicht aus, 2022 als Präsidentschaftskandidatin ins Rennen zu gehen. „Ich werde alles tun, was nötig ist, um mein Land zu verteidigen und um meinem Heimatland alle Dienste zu erweisen“, meinte sie. Auf die Frage, ob sie auch zu gegebener Zeit Präsidentschaftskandidatin sein werde, betonte sie vielsagend: „Das ist möglich.“ (dpa) 

KStA abonnieren