Kostenlose Corona-TestsWann man einen tagesaktuellen Schnelltest braucht

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Zu Hause auf Covid-19 testen – das ist mit den Schnelltests möglich. Sieben Tests hat das Bundesinstitut für Arzneimittelforschung freigegeben (Symbolbild).

Köln/Düsseldorf – Die kostenlosen Schnelltests für Bürger sind in NRW am Montag nur sehr schleppend angelaufen, weil die dafür erforderliche Neufassung der Corona-Bundesverordnung und die Allgemeinverfügung des Landes NRW erst am Sonntag erlassen worden waren.

„Wir können jetzt sofort starten. Gleichzeitig arbeiten wir gemeinsam mit den Kommunen mit Hochdruck daran, die ortsnahe Teststruktur landesweit flächendeckend für absehbar steigende Bedarfe so auszubauen, wie der Beschluss der Ministerpräsidenten dies bis Anfang April vorsieht“, sagt NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). „Da ich weiß, dass viele Kommunen, Apotheken und andere Anbieter schon in den Startlöchern stehen und nur auf die Rechtssicherheit aus Berlin gewartet haben, bin ich zuversichtlich, dass wir das schnell sicherstellen können.“ Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Wer darf kostenlose Antigen-Schnelltests anbieten?

Alles zum Thema Karl-Josef Laumann

Alle Ärzte und Testzentren, die von den kassenärztlichen Vereinigungen betrieben werden. Darüber hinaus auch die Testzentren der kommunalen Gesundheitsämter oder von Organisationen, die von ihnen bereits beauftragt wurden. Zusätzlich Apotheken und private Testzentren, die bestimmte Mindeststandards erfüllen. So muss zum Beispiel die Fläche ausreichend groß sein.

Wie wird das Ergebnis dokumentiert?

Durch einen Nachweis, der entweder elektronisch oder in Papierform erfolgen kann.

Was geschieht, wenn ein Schnelltest positiv ausfällt?

Dann soll möglichst noch vor Ort sofort ein PCR-Test vorgenommen werden. Wo das nicht möglich ist, muss mit einer anderen Teststelle kooperiert werden. Bis zum zweiten Testergebnis muss der Getestete in Eigenquarantäne.

Und bei einem positiven Selbsttest?

Wie bei einem positiven Schnelltest sollte man sich auch bei einem positiven Selbsttest umgehend in Quarantäne begeben und die Hausarztpraxis oder das Gesundheitsamt kontaktieren, damit ein PCR-Test vereinbart werden kann. Eine explizite Meldepflicht besteht jedoch nicht.

Was sollen die Schnelltests bewirken?

Sie sollen dazu beitragen, dass Infektionsketten schneller erkannt und vermieden werden. Aber auch ein negativer Test schließt eine Infektion nicht generell aus, vor allem bei einer niedrigen Viruslast etwa in der frühen oder späten Phase der Infektion. Corona-Viren könnten so trotzdem weitergegeben werden.

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Deshalb hält etwa das Robert-Koch-Institut Antigen-Schnelltests nur für eine ergänzende Maßnahme und warnt davor, sich bei einem negativen Ergebnis in falscher Sicherheit zu wiegen.

Wann brauche ich einen tagesaktuellen Schnelltest?

Vor allem bei sogenannten gesichtsnahen Dienstleistungen wie zum Beispiel in Friseurbetrieben oder Kosmetikstudios, bei denen die Maske nicht getragen werden kann. Bis zum 1. April reicht ein Schnelltest vor Ort aus. Danach, so das NRW-Gesundheitsministerium aus, sollte es genügend Anlaufstellen geben.

Welchen Nutzen haben die Selbsttests von Discountern oder Drogeriemärkten?

„Selbsttests können den Menschen schnell Klarheit über ihren aktuellen Infektionsstatus geben“, so das NRW-Gesundheitsministerium. Bei der Durchführung seien allerdings die Angaben der Gebrauchsanweisung genau zu beachten. Das Ministerium rät, verantwortungsvoll mit den neuen Möglichkeiten umzugehen und die Abstands- und Hygienemaßnahmen auch bei einem negativen Ergebnis weiterhin einzuhalten.

Wer trägt die Kosten?

Pro Schnelltest werden 18 Euro veranschlagt. Die Kosten dafür will der Bund tragen. Ob auch Selbsttests bezuschusst werden, ist offen. Ursprünglich erwog Spahn, Selbsttests mit einer Eigenbeteiligung von einem Euro abzugeben. Für die Umsetzung ihrer Teststrategie rechnet die Bundesregierung mit Kosten in dreistelliger Millionenhöhe pro Monat.

Gibt es genügend Schnelltests?

Ja, sagt das Bundesgesundheitsministerium. Laut Herstellern liegen 150 Millionen Antigen-Schnelltests auf Halde und können direkt geliefert werden.

Wo sollen die Schnell- und Selbsttests eingesetzt werden?

Eine zentrale Rolle spielen sie bei weiteren Öffnungsschritten für Schulen und Kitas, aber auch für Unternehmen, die Gastronomie und Dienstleistungen. Schnell- oder Selbsttests sind eine Vorsichtsmaßnahme bei privaten Treffen und könnten künftig auch vor Veranstaltungen wie Theater oder Kino das Mittel der Wahl sein.

Werden sie die PCR-Tests ersetzen?

Nein, denn die PCR-Tests, die anders als die Schnelltests in Laboren ausgewertet werden müssen, sind verlässlicher. Der große Vorteil der Schnelltests ist vor allem der Zeitgewinn. Sie liefern in der Regel nach einigen Minuten ein Ergebnis.

Wie verlief der Start der Schnelltests in Köln?

Schleppend. Nur vereinzelte Hausärzte und Apotheker bieten derzeit den für Bürger kostenlosen Service an. Auch die Nachfrage scheint derzeit eher verhalten. Einer Umfrage des Apothekerverbands bieten etwa zehn Prozent der Apotheken Schnelltests an, die die allerdings Kunden selbst zahlen müssen.

Warum ist das so?

Die Erlasse von Bund und Land NRW kamen sehr kurzfristig. „Wir warten auf eine Finanzierungszusage vom Land“, sagte Jürgen Zastrow, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung. Auch Oliver Funken, Vorsitzender des Hausärzteverbands Nordrhein, fragt, wer die Kosten übernehmen wird. Laut Zastrow und Funken sie bei Ärzten mitunter höher als die Vergütung.

Wird die Stadt ein eigenes Testzentrum aufbauen?

Bisher gibt es kein kommunales Testzentrum, in dem Schnelltests durchgeführt werden. Die Stadt verweist auf Hausärzte, Apotheker und private Anbieter. Eine Sprecherin erklärte, dass der Krisenstab der Stadt hat sich am Montag mit dem Thema beschäftigt habe. Derzeit seien aber noch Fragen mit Bund und Land zu klären. Am Mittwoch nach dem Krisenstab werde die Stadt Konkreteres sagen. Unklar ist zum Beispiel, wie viele Tests die Stadt vom Land erhalten wird.

Ist die Stadt auf einen eventuellen hohen Andrang vorbereitet?

Das ist unklar. Laut Plänen der Bundesregierung sollen täglich etwa zwei bis zweieinhalb Prozent der Bevölkerung getestet werden, sagte Johannes Nießen, Leiter des Gesundheitsamts, am Freitag. „Wenn man das für Köln runterrechnet, wären es 20 000 Testungen am Tag, die durchgeführt werden können. Das ist noch nicht ganz das, was wir momentan leisten und liefern können.“

Gibt es Kritik an der Stadt?

Die Interessengemeinschaft Gastro übt scharfe Kritik. Dass die Kommune nicht 20 000 Tests am Tag organisieren könne, sei für Einzelhandel, die Gastronomie und sämtliche Kulturbetriebe „desaströs“. Die IG behauptet, in Eigenregie ein Zentrum binnen zwei Wochen auf die Beine stellen zu können, das 150 000 Tests pro Tag anbieten könnte. „Wir kritisieren es aufs Schärfste, dass diese Hilfestellung von der Stadt Köln bislang abgelehnt wird, wo längst klar ist, dass die Teststrategie neben Impfungen der wichtigste Baustein zur Beendigung dieser Pandemie ist.“ (mit dpa)

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