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Kritik nach KarnevalssitzungKramp-Karrenbauer witzelt über Intersexuelle

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närrische Kramp-Karrenbauer

Annegret Kramp-Karrenbauer beim „Stockacher-Narrengericht“

Köln – Nach der Aufregung um Bernd Stelters Gewitzel über Doppelnamen hat die Karnevals-Session 2018/2019 ihren nächsten Sitzungsskandal. Auslöserin ist ausgerechnet die in Stelters Büttenrede  verulkte  CDU-Chefin Annegret  Kramp-Karrenbauer. Beim „Stockacher-Narrengericht“, einer traditionsreichen Fastnachtssitzung in Baden-Württemberg, hat die CDU-Chefin über Intersexuelle und „bemitleidenswerte Minderheiten“ gewitzelt und damit reichlich Kritik auf sich gezogen. Auch eine Pointe gegen die Ehe für alle löste im Saal einige Buhrufe aus.

„Ehe gleich Ehe von Mann und Frau. Punkt“

Das Narrengericht nimmt sich jedes Jahr die politische Prominenz vor. Im närrischen Gerichtssaal saß diesmal Kramp-Karrenbauer auf der Anklagebank.

In ihrer Verteidigungsrede schoss die CDU-Vorsitzende unter anderem gegen Toiletten für das dritte Geschlecht. Die seien „für die Männer, die nicht wissen ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder schon sitzen müssen“.

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2018 hatte der Bundestag die Einführung einer dritten Geschlechtsoption neben „männlich“ und „weiblich“ beschlossen, die intergeschlechtliche Menschen abbilden soll.

Es war nicht der einzige Witz auf Kosten von Minderheiten an diesem Tag. In einer Pointe, die sich letztlich gegen Schwaben richtete, fragte Kramp-Karrenbauer: „Entspricht dieses Gericht überhaupt der europäischen Antidiskriminierungsrichtline und den Gendergesetzgebungen eurer grün-schwarzen Regierung? Sind hier bemitleidenswerte Minderheiten vertreten oder nicht?“ 

Auch um Kramp-Karrenbauer blieb der Tenor wenig feinfühlig. So kommentierte der Verteidiger der Angeklagten: „Da war die Sache mit der Homo-Ehe (...). Meine Mandantin hat hierzu eine klare, katholische, unterschiedliche Meinung: Ehe gleich Ehe von Mann und Frau. Punkt.“ Auch der abschließende Tusch konnte das Publikum nicht zu mehr als mäßigem Applaus gespickt mit Buhrufen animieren.

Der Grünen-Abgeordnete Sven Lehmann reagierte am Samstag auf Twitter, nachdem das Portal Queer.de Kramp-Karrenbauers Witze aus der Veranstaltung an Weiberfastnacht öffentlich gemacht hatte: „Hallo Frau Kramp-Karrenbauer, haben Sie es wirklich nötig, für einen billigen Kalauer sich auf Kosten von inter- und transsexuellen Menschen lustig zu machen? Wenn ja, dann wäre das wahnsinnig peinlich.“

Auch Autor Micky Beisenherz setzte einen Tweet ab: „Zur Verteidigung von Kramp-Karrenbauer muss man aber auch sagen: ich glaub, sie wusste gar nicht, dass Karneval ist.“

Kramp-Karrenbauer zieht immer wieder Kritik auf sich, weil sie die Ehe für alle weiterhin ablehnt und wiederholt mit Polygamie und Inzest in Verbindung gebracht hat.

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