KubakriseDie Welt stand vor einem Atomkrieg

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Ein Aufklärungsflugzeug der US-Marine fliegt 1962 vor der Küste Costa Ricas über den sowjetischen Frachter Anosow.

Ein Aufklärungsflugzeug der US-Marine fliegt 1962 vor der Küste Costa Ricas über den sowjetischen Frachter Anosow.

Havanna – Die Kubakrise im Herbst 1962 gilt als gefährlichste Situation und Wendepunkt im über vier Jahrzehnte dauernden Kalten Krieg zwischen Ost und West. Damals wurde den verantwortlichen Politikern klar, dass sie keinen „heißen“ Atomkrieg mit verheerenden Folgen mehr riskieren durften. Die glücklich überstandene Krise führte zu ersten Verhandlungen über Rüstungskontrollen, einer umfassenden Entspannungspolitik und schließlich 1990/1991 zum Ende des Ostblocks.

Der US-Journalist und Kubakrisen-Experte Michael Dobbs twittert auf @missilecrisis62 alle Ereignisse der Krise vor 50 Jahren in Echtzeit nach.

Vorbote der Kubakrise war der Bau der Berliner Mauer im August 1961. Zwei Wochen später fuhren am Übergang Checkpoint Charlie gefechtsbereite Panzer der Sowjetunion auf, denen sich US-Panzer entgegenstellten. Mit der bedrohlichen Aktion versuchten Moskau und die DDR, die westlichen Alliierten einzuschüchtern. Bereits 1958 hatte der sowjetische Partei- und Regierungschef Nikita Chruschtschow ultimativ den Abzug der Westmächte verlangt.

Chruschtschows Gegenspieler in beiden Krisen war der amerikanische Präsident John F. Kennedy. Weil Kennedy keine Atomraketen auf der nahe gelegenen Karibikinsel dulden wollte, drohte er glaubhaft mit Waffengewalt. Chruschtschow lenkte nach tagelangem Pokern ein und ließ in letzter Minute die Raketen abziehen. Im Gegenzug erklärten die USA einen Gewaltverzicht gegenüber dem kommunistischen Kuba und zogen ihrerseits Raketen aus der Türkei ab.

Ein US-Spionageflugzeug macht Luftaufnahmen über Kuba von Raketenbasen mit Abschussrampen für ballistische Mittelstreckenraketen.

US-Präsident John F. Kennedy wird über die Auswertung der Aufnahmen unterrichtet und beruft seinen Krisenstab Executive Committee (ExComm) ein.

Kennedy informiert in einer Fernsehansprache die Öffentlichkeit darüber, dass die Sowjetunion auf Kuba Atomraketen stationiere. Er fordert den Abzug der Raketen und droht mit einem atomaren Vergeltungsschlag, sollte von Kuba aus auch nur eine Atomrakete abgefeuert werden. Kreml-Chef Nikita Chruschtschow ruft die Streitkräfte des Warschauer Paktes zu erhöhter Gefechtsbereitschaft auf.

Eine Seeblockade Kubas beginnt. Die sowjetischen Schiffe in unmittelbarer Nähe der Blockade-Linie aus Zerstörern, Kreuzern und einem Flugzeugträger setzen zunächst ihre Fahrt Richtung Kuba fort, drehen aber schließlich doch ab.

Chruschtschow signalisiert in einem Brief an Kennedy, er sei bereit, die Raketen von Kuba abzuziehen, wenn die USA auf eine Invasion der Insel verzichten. In einem zweiten Brief wird gefordert, die USA sollen ihre Jupiter-Raketen aus der Türkei abziehen.

Über Kuba wird eine amerikanische U-2-Spionagemaschine abgeschossen. Der Pilot kommt ums Leben. Die US-Seite will den Konflikt jedoch nicht weiter eskalieren. In einem Brief an Chruschtschow wird ein Invasionsverzicht gegen einen Abzug der sowjetischen Raketen zugesagt.

Radio Moskau verkündet: „Die sowjetische Regierung hat den Abbau der Waffen auf Kuba angeordnet.“ (dpa)

Nach der Kubakrise einigten sich beide Lager auf eine Vielzahl von Abkommen, um Kriegsgefahren zu bannen. Es begann 1963 mit einem Teststopp-Vertrag, dem im Laufe der Jahre Vereinbarungen zur Begrenzung der Zahl der Atomsprengköpfe und Raketen folgten. Auch die konventionellen Streitkräfte wurden verringert. (dpa)

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