Medwedew, Dugin und Co.„Heiliger Krieg“, „Verräter“ – So radikal tickt Putins Elite

Lesezeit 3 Minuten
Putin und Medwedew 041122

Dmitri Medwedew unterstützt Wladimir Putin. 

Moskau – In Russland zeigt sich immer mehr die offen rechtsradikale und fundamental religiöse Gesinnung der Machthaber um Präsident Wladimir Putin. So erklärte der russische Ex-Präsident und derzeitige stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, russische Deserteure am Freitag zu „feigen Verrätern“ und fügte an, Russland sei ohne diese Menschen „stärker und sauberer“.

„Gierige Überläufer sind in ferne Länder geflohen – mögen ihre Gebeine in der Fremde verrotten“, schrieb Medwedew im Onlinedienst Telegram. „Wir wurden von einigen verängstigten Partnern im Stich gelassen – wen kümmert das schon“, fügte der ehemalige Präsident hinzu.

Alexander Dugin spricht von einem „Heiligen Krieg gegen den satanischen Westen“

Auch der als faschistischer Vordenker geltende nationalistische Publizist Alexander Dugin meldete sich wieder zu Wort. Dugins Tochter wurde Ende August bei einem Bombenattentat, das wohl eigentlich Dugin gegolten hatte, getötet.

Russland befinde sich in einem „Heiligen Krieg gegen den satanischen Westen“, erklärte Dugin nun im russischen TV laut BBC-Journalist Francis Scarr. Der Krieg gegen die Ukraine sei ein „apokalyptischer, eschatologischer Endkampf gegen den Antichristen“, erklärte Dugin weiter.

Die Wortmeldungen mit faschistischen Zügen von Medwedew und Dugin passen ins Bild der letzten Monate und Wochen. Auch Tschetschenen-Führer Ramsan Kadyrow hatte zuvor von einem „Heiligen Krieg“ gesprochen.

Fundamental-religiöse Wortmeldungen bei Putins Elite: „Apokalyptischer Endkampf gegen den Antichristen“

Die russisch-orthodoxe Kirche ist ebenfalls auf Linie: So erklärte Patriarch Kirill kürzlich, ukrainische Soldaten seien „Kräfte des Bösen“ und versprach russischen Soldaten, die im Krieg sterben, den Zugang zu „Gottes Reich“.

Passend zu diesem auf religiösen Fundamentalismus gestützten Faschismus verabschiedete das russische Parlament kürzlich Gesetzesentwürfe zum „Verbot von LGBT-Propaganda“ und ein „Verbot von Aufrufen zur Geschlechtsumwandlung“.

Auch Wladimir Putin spricht von einem Kulturkampf gegen den Westen

Auch Kreml-Chef Putin hatte in seinen Reden zuletzt mehrfach durchblicken lassen, dass es sich aus einer Sicht um einen Kampf gegen die westliche Kultur handele. Die Wortwahl der russischen Elite wandelte sich in den letzten Wochen. Während der Kreml zu Kriegsbeginn noch von einer „Entnazifizierung“ der Ukraine sprach, werden als Motive nun vermehrt religiöse und kulturelle Aspekte angeführt.

Die Verwendung von Worten wie „säubern“ ist derweil typisch für rechtsradikale und faschistische Weltbilder, auch Adolf Hitler sprach stets davon, das „Reich“ müsse von „Parasiten gesäubert“ werden.

Nach Putins Mobilmachung flohen Zehntausende

Nach Beginn der russischen Militäroffensive in der Ukraine im Februar waren zehntausende Russen aus dem Land geflohen. Eine zweite Fluchtwelle erfolgte, nachdem Putin am 21. September die Mobilmachung von 300.000 Reservisten verkündet hatte, auf diese dürfte sich Medwedew beziehen.

Seit der Entsendung russischer Truppen in die Ukraine veröffentlicht der Ex-Präsident in den sozialen Medien zunehmend anti-westliche Beiträge. Medwedew war von 2008 bis 2012 russischer Präsident, bevor er mit Putin die Rollen tauschte und bis 2020 Ministerpräsident war. (mit afp) 

KStA abonnieren