Militär„Feldwebelin“ und „Bootsfrau“: Kommen weibliche Dienstgrade?

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Eine Soldatin der Bundeswehr auf den Truppenübungsplatz im brandenburgischen Lehnin. 

berlin – Das Verteidigungsministerium bereitet nach langem Zögern eine Einführung weiblicher Dienstgrade vor. Nach Unterlagen, die der „Welt“ vorliegen, wird Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) am Dienstag kommender Woche ein entsprechender Vorschlag zur Entscheidung vorgelegt, nachdem Staatssekretär Gerd Hoofe sowie zwei Abteilungsleiter den Vorschlag abgesegnet haben. Kommen damit etwa „Feldwebelin“, „Bootsfrau“ oder „Oberstleutnantin“?

Frauen stehen alle militärischen Laufbahnen offen

Die Diskussion gibt es so lange wie Frauen in den Streitkräften sind. Bis ins Jahr 2001 konnten sie sich nur im Militärmusikdienst oder im Sanitätsdienst verpflichten. Den Weg in die kämpfende Truppe machte erst ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes im Jahr 2000 frei. Nun stehen alle militärischen Laufbahnen offen.

Für wenige Verwendungen - wie in den Spezialkräften - sind die körperlichen Eignungstest so schwer zu bestehen, dass es in der Praxis keine Frauen gibt. Aber mehr als 22 500 Soldatinnen leisten ihren Dienst bei der Bundeswehr - Tendenz steigend. Damit sind rund zwölf Prozent der insgesamt rund 183 000 Soldaten Frauen. So sind „Frau Major“ und „Frau Fregattenkapitän“ in den Alltag der Streitkräfte eingezogen. Und bei internen Diskussionen sind es oft weibliche Offiziere, die bislang gegen „gegenderte“ Dienstgrade argumentieren.

„Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist durchgängiges Leitprinzip im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung. Als eine von vielen Fragestellungen ist dabei auch die Frage der sprachlichen Gleichbehandlung seit längerem Bestandteil von Diskussionen“, sagt eine Sprecherin des Ministeriums der Deutschen Presse-Agentur. „Bundesministerin Kramp-Karrenbauer war mit dem Vorhaben zu diesem speziellen Punkt bisher nicht befasst.“ Es soll wohl auch Ausnahmen geben. Die Planungen sehen demnach vor, „die Begriffe Hauptmann und Oberst nicht zu gendern“. Es soll also laut „Welt“ keine Hauptfrau und keine Oberstin geben, sehr wohl aber eine Oberstleutnantin oder eine Brigadegeneralin. Die Frauen im Verteidigungsausschuss des Bundestags sehen die Pläne demnach eher skeptisch. Es sei ihr völlig egal, ob es weibliche Dienstgradbezeichnungen gebe, wird die verteidigungspolitische Sprecherin der FDP, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, zitiert: „Ich glaube aber, dass die Bundeswehr andere Sorgen hat.“

Siemtje Möller: Weibliche Soldaten klagen nicht über Sprache, sondern über fehlende Schutzwesten

Die SPD-Verteidigungspolitikerin Siemtje Möller findet es „prinzipiell gut, sich über diskriminierungsfreie Sprache Gedanken zu machen. Wenn ich mit weiblichen Angehörigen der Bundeswehr spreche, dann klagen die allerdings nicht über einen nicht gegenderten Dienstgrad, sondern über fehlende Schutzwesten, zu wenig Stiefel oder leergefegte Kleiderkammern, so dass sie keinen Fliegeranzug in ihrer Größe haben.“

Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD), äußerte sich jüngst unzufrieden mit dem niedrigen Anteil an Frauen in der Truppe. Es gebe noch „Luft nach oben“. Sie sagte der „Süddeutschen Zeitung“: „Ein Anteil von 30 Prozent Frauen in der Bundeswehr, das würde der Truppe sicher guttun.“ Über den Umgang mit Frauen in der Bundeswehr sagte sie, sie seien „noch nicht überall gleichermaßen respektiert“.

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Der Bundeswehrverband ist gegen weibliche Dienstgrade. „Wenn unsere Kameradinnen mehrheitlich Dienstgrade mit einer weiblichen Endung wollten, wäre das sicher eine gute Idee, tatsächlich kennen wir als Verband allerdings fast nur Frauen, die eine solche Änderung ablehnen“, sagte Verbandschef André Wüstner dem „Spiegel“. Die Debatte lenke von den echten Problemen ab - moderne Ausrüstung und die Verbesserung der Einsatzbereitschaft. Der Verbandschef kritisierte: „Wer auch immer im Ministerium jetzt eine solche Gender-Debatte lostritt, erweckt in der Truppe den Eindruck, endgültig jeglichen Bezug zu den von Mangelverwaltung geplagten Soldaten verloren zu haben.“ (dpa)

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