Abo

Mitten im WahlkampfDieses Foto bringt Kanadas Regierungschef Trudeau in Bedrängnis

Lesezeit 3 Minuten
Justin Trudeau Wahlkampf

Justin Trudeau befindet sich aktuell in der heißen Phase des Wahlkampfs.

Ottawa – Rund einen Monat vor einer den Umfragen zufolge engen Parlamentswahl bringen Bilder früherer Verkleidungen Kanadas Regierungschef Justin Trudeau immer mehr in Bedrängnis. Nach einem Foto gelangte am Donnerstag auch ein Video an die Öffentlichkeit, das Trudeau in einer von vielen Menschen als rassistisch wahrgenommenen Verkleidung zeigt.

Zunächst hatte das Magazin „Time“ ein Bild von 2001 veröffentlicht, das Trudeau auf einem Kostümball mit dem Titel „Arabische Nächte“ mit einem dunkel geschminkten Gesicht, einem Gewand und einem Turban zeigt. Kurz darauf veröffentlichte ein kanadischer TV-Sender ein Video, das den Premierminister als Teenager tanzend und Grimassen schneidend mit dunkel geschminktem Gesicht zeigt.

Das Video stamme von Quellen aus der konservativen Partei, teilte der Sender Global News mit. Trudeaus liberale Partei habe bestätigt, dass die Aufnahmen den heutigen Premierminister zeigten.

Justin Trudeau reagiert auf Veröffentlichung

Trudeau reagierte nach dem Auftauchen des Fotos umgehend und entschuldigte sich. „Ich habe mir ein Aladdin-Kostüm angezogen und Make-up aufgetragen“, sagte er bei einer eilig angesetzten Pressekonferenz an Bord eines Flugzeuges. „Ich hätte das nicht tun sollen. Ich hätte es besser wissen sollen, aber das habe ich nicht. Es tut mir wirklich leid.“

Er fügte hinzu: „Es war etwas, von dem ich damals nicht dachte, dass es rassistisch wäre, aber jetzt erkenne ich, dass es etwas Rassistisches war.“ Er werde weiter daran arbeiten, Intoleranz und Diskriminierung zu bekämpfen, auch wenn er in der Vergangenheit offensichtlich einen Fehler gemacht habe. Zum Zeitpunkt der Aufnahme vor fast 20 Jahren war Trudeau 29 Jahre alt. Das Bild war laut „Time Magazine“ im Jahrbuch einer Privatschule in Vancouver veröffentlicht worden, in der Trudeau damals gelehrt hatte.

Wahlen in Kanada am 21. Oktober

Nachdem auch noch das Video in die Öffentlichkeit gelangte, sagte der Premier, er habe damals nicht verstanden, wie beleidigend sein Verhalten für Minderheiten sei. „Was ich getan habe, hat sie verletzt. Es hat Menschen verletzt, die weder Intoleranz noch Diskriminierung wegen ihrer Identität ertragen sollten“, betonte Trudeau.

In Kanada wird am 21. Oktober gewählt. Der Wahlkampf läuft seit einer guten Woche. Umfragen zufolge liegen Trudeaus Liberale und die Konservativen seines schärfsten Konkurrenten Andrew Scheer trotz boomender Wirtschaft und niedriger Arbeitslosenquote eng beieinander, letzte Umfragen hatten Trudeau aber leicht im Aufwind gezeigt. Scheer warf Trudeau einen „offenen Akt von Rassismus“ vor.

Trudeaus Image leidet

Das Image Trudeaus hatte bereits in den vergangenen Monaten angesichts eines Skandals um Ermittlungen gegen die kanadische Firma SNC-Lavalin gelitten. Dieser wurde vorgeworfen, Schmiergeld für Geschäfte in Libyen gezahlt zu haben. Premier Trudeau wird vorgeworfen, er habe Ermittlungen seiner damaligen Justizministerin gegen das Unternehmen unterdrücken wollen. Mitte August kam eine Ethik-Kommission zu dem Schluss, Trudeau habe sich falsch verhalten.

Wie sich die Affäre um das dunkel geschminkte Gesicht des Premierministers auf den Wahlkampf der Liberalen auswirkt, bleibt abzuwarten. Viele Kanadier mit einem Migrationshintergrund aus dem Nahen Osten oder Südasien gehören zu den Stammwählern der Partei, gerade in der Region um die Metropole Toronto. (dpa)

KStA abonnieren