Nach Scheitern von KögidaPegida-NRW feuert Pressesprecherin

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Gemeinsam auf der Kögida: Die gefeuerte Pressesprecherin Melanie Dittmer und Nachfolger Sebastian Nobile.

Gemeinsam auf der Kögida: Die gefeuerte Pressesprecherin Melanie Dittmer und Nachfolger Sebastian Nobile.

Köln – Der Ableger der antiislamischen Pegida-Bewegung in Nordrhein-Westfalen hat sich nach eigenen Angaben von Pressesprecherin Melanie Dittmer getrennt. Grund dafür seien "innere Streitigkeiten" und "inhaltlichen Differenzen, was die Ausrichtung und Parteilichkeit von Pegida-NRW angeht", teilte die Organisation auf ihrer Facebook-Seite mit, die inzwischen allerdings gelöscht wurde. Zum Nachfolger wurde Sebastian Nobile ernannt.

Ob das Scheitern der Kögida am Montagabend in Köln bei der Entscheidung eine Rolle spielte, ließ die Gruppierung offen. Noch am Dienstagmittag hat Dittmer als Pressesprecherin der Pegida-NRW auf Facebook angekündigt, dass die Bewegung sich aus Köln zurückziehen und sämtliche Aktivitäten auf die Landeshauptstadt konzentrieren werde. Alle weiteren "Montagsdemos" im Rheinland fänden künftig ausschließlich in Düsseldorf statt. Die Veranstaltungen würden für das ganze Jahr im Voraus angemeldet. Wenige Stunden später wurde Dittmer dann gefeuert.

Ehemalige Funktionärin der "Jungen Nationaldemokraten"

Zumindest ideologisch dürfte der Personalwechsel in der Presseabteilung keine Veränderung bringen. Was die Organisation mit Ausrichtung und Parteilichkeit genau meint, bleibt unklar. Sowohl Dittmer als auch Nobile haben ihre politische Heimat im rechtsradikalen Spektrum. Melanie Dittmer sitzt im Landesvorstand der rechtsextremen Splitterpartei „ProNRW“, früher war sie Funktionärin in der NPD-Jugendorganisation "Junge Nationaldemokraten". Zuletzt war sie im Dezember bei der Bogida in Bonn als Organisatorin aufgetreten und hat von den gewaltigen Aufmärschen der Pegida-Anhänger in Dresden geschwärmt.

An ihrer braunen Gesinnung lässt Dittmer auch vor Fernsehkameras keinen Zweifel. Mit dem Massenmord an den Juden während der Nazi-Diktatur will sie sich nicht mehr auseinandersetzen, sagte sie in einem Beitrag von Spiegel TV aus dem Dezember vergangenen Jahres. "Für mich ist es völlig unerheblich, ob es den Holocaust gegeben hat. Das ist 70 Jahre her!", polterte die 36-Jährige.

Bürgerwehren für das ganze Land

Auch Nobile, Sohn eines Italieners und aufgewachsen im schwäbischen Augsburg-Lechhausen, besitzt eine einschlägige politische Biographie. Er war lange Zeit Mitglied der „German Defence League“ und galt als führender Kopf der Kölner "Division". Er stieg zwar 2013 aus, gab aber über seine Facebook-Seite bekannt, die Gruppierung weiterhin unterstützen zu wollen. Auch für die Pro-Bewegung trat er bei mehreren Veranstaltungen als Redner auf. Bei der vergangenen Bundestagswahl kandidierte er für „Pro Deutschland“ auf Platz zwei der Landesliste im Saarland.

Zwischenzeitlich war Nobile von der Idee beseelt, das Land mit Bürgerwehren zu übersähen. Im September 2013 gab er auf der antiislamischen Internetseite Politically Incorrect die Gründung der ersten Bürgerwehr Kölns bekannt. Seine Motivation führte er wortreich aus. Kurz gesagt: Eine tief verwurzelte Abneigung gegen Muslime. Es sei an der Zeit, sich den "deutschenfeindlichen Verbrechen" entgegenzustellen. „Kein Gericht dieser Welt, keine Politik, kann gesetzestreuen Bürgern verbieten, durch die Straßen zu gehen und nach dem Rechten zu sehen“, schrieb Nobile, der sich in einem Facebook-Eintrag selbst als "Italonazi" bezeichnet.

"Freiheitlich-christlicher" Patriot

Auch der "freiheitlich-christliche Patriot" Nobile ist glühender Unterstützer der Pegida-Bewegung. Bereits am 8. Dezember hielt er bei der Dügida in Düsseldorf die Abschlussrede vor dem Landtag, in der er zugleich gegen den Islam hetzte und über die Liebe zu Jesus Christus predigte. Bei der gestrigen Kögida zeichnete er als Anmelder und Organisator verantwortlich.

Bei der gestrigen Kögida war auch Melanie Dittmer vor Ort. Vor Publikum verkündete sie, dass der Verfassungsschutz soeben versucht habe, sie hinter dem Lautsprecherwagen als Informantin anzuwerben, da sie inzwischen eine interessante Position erlangt habe. Sollte das stimmen, müssen sich die Schlapphüte nun wohl nach einer neuen Quelle umschauen. Einen neuen Pressesprecher gibt es ja bereits.

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