Neue Corona-VarianteMutation in weiteren Ländern aufgetaucht – Lauterbach besorgt

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Südafrika Intensivbett

Ein Corona-Patient wird im Tshwane District Hospital mit Sauerstoff behandelt. 

Johannesburg/Köln – Die Entdeckung einer neuen Coronavariante in Südafrika sorgt weltweit für Unruhe. Experten befürchten, dass die Variante B.1.1.529 wegen ungewöhnlich vieler Mutationen hoch ansteckend sein könnte und zudem den Schutzschild der Impfstoffe leichter durchdringen könnte.

Deutschland wird Südafrika wegen der neu auftretenden Coronavirus-Variante B.1.1.529 zum Virusvariantengebiet erklären. Die Regelung trete Freitagnacht in Kraft, Fluggesellschaften dürften dann nur noch deutsche Staatsbürger nach Deutschland befördern, teilte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitagmorgen mit. Derweil rät die WHO von einer Reisebeschränkungen ab.

Die deutsche Lufthansa hält die Flugverbindungen in das Virusvariantengebiet Südafrika vorerst aufrecht. „Wir setzen die Vorgaben um und werden weiter fliegen, auch um Menschen nach Hause zu bringen und Fracht zu transportieren“, sagte ein Lufthansasprecher am Freitagmorgen auf Anfrage. Lufthansa beobachte die Lage intensiv und halte sich an alle gesetzlichen Auflagen und Regeln. 

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Zahlreiche Länder schränken Flugverkehr nach Südafrika ein

Großbritannien und Israel schränkten deswegen vorsorglich den Flugverkehr in die Staaten der Region ein. Ein erster Fall der Variante ist in Israel bereits nachgewiesen - zwei weitere werden aktuell geprüft. Auch Hongkong hat Ansteckungen mit der Variante bestätigt.

Die Bundesregierung zog am Freitagmorgen nach und unterbricht den Flugverkehr ins südliche Afrika mit sofortiger Wirkung. Und auch die EU reagiert. Wegen der Ausbreitung einer neuen möglicherweise gefährlicheren Variante des Coronavirus will die EU-Kommission Reisen aus dem südlichen Afrika in die EU auf ein absolutes Minimum beschränken. Die Brüsseler Behörde werde den EU-Staaten vorschlagen, die dafür vorgesehene Notbremse auszulösen um den Luftverkehr auszusetzen, teilte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf Twitter mit.

WHO beruft Sondersitzung ein

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berät am Freitag in einer Sondersitzung über B.1.1.529. Es gebe Hinweise darauf, dass die Variante „möglicherweise übertragbarer ist als die Delta-Variante und dass Impfstoffe (...) möglicherweise weniger wirksam sind“, sagte Javid. Bisher sei die Variante in Großbritannien noch nicht nachgewiesen worden, fügte er hinzu.  

Karl Lauterbach schlägt wegen neuer Coronavirus-Variante Alarm

In der Nacht zum Freitag hat auch Karl Lauterbach via Twitter eine Warnung ausgesprochen: „Hoffentlich bestätigt sich nicht, was diese Grafik zeigt. Wenn ja müssen sofort Reisebeschränkungen erfolgen. Wir müssen Zeit gewinnen. Nichts ist schlimmer als eine neue Variante in eine laufende Welle hinein“, schriebt der SPD-Gesundheitsexperte auf seinem Kanal.

Südafrika-Rückkehrer sollen in Quarantäne

Spahn hat Rückkehrer aus Südafrika angesichts der dort aufgetretenen neuen Variante des Coronavirus dazu aufgefordert, sich freiwillig in Quarantäne zu begeben und einen PCR-Test zu machen. Er könne die an diesem Freitag und in den vergangenen Tagen aus Südafrika eingereisten Menschen nur zu diesem Schritt auffordern, eine rechtliche Handhabe habe er nicht, sagte Spahn am Freitag in Berlin. Rückkehrer müssen sich danach unabhängig vom Impfstatus für 14 Tage in Quarantäne begeben. Die neue Vorgabe gilt ab der Nacht zum Samstag - nicht aber für Einreisende aus Südafrika, die vorher eingetroffen sind.

Corona: Mindestens zehn Mutationen bei neuer Variante

Das südafrikanische Institut für Ansteckende Krankheiten NICD teilte am Donnerstag mit, es seien in Südafrika 22 Fälle der neuen Variante B.1.1.529 nachgewiesen worden. Mit mehr Fällen sei im Zuge der laufenden Genomanalysen zu rechnen. „Obwohl die Datenlage noch beschränkt ist, machen unsere Experten mit allen Überwachungssystemen Überstunden, um die neue Variante und die damit möglicherweise verbundenen Implikationen zu verstehen.“

Die WHO erklärte, sie beobachte die Variante „genau“. Bei ihren Beratungen am Freitag werden Experten der Organisation voraussichtlich beschließen, ob B.1.1.529 als Variante „von Interesse“ oder als „besorgniserregend“ eingestuft wird. Auch dürfte sie, wie bisher verbreitete Varianten auch, in einen Buchstaben des griechischen Alphabets umbenannt werden.

Neue Variante Ursache für einen „exponentiellen“ Anstieg am Kap

„Frühe Analysen zeigen, dass diese Variante eine hohe Zahl an Mutationen aufweist, die weitere Studien erforderlich machen werden“, teilte die WHO mit. Südafrikanische Wissenschaftler hatten zuvor mitgeteilt, die neue Variante mit der wissenschaftlichen Bezeichnung B.1.1.529 gebe „Anlass zur Sorge“. Inzwischen sei die Variante auch in Botsuana und Hongkong bei Reisenden aus Südafrika nachgewiesen worden. 

Südafrikas Gesundheitsminister Joe Phaahla bezeichnete die Variante als „ernsthaft besorgniserregend“ und als Ursache für einen „exponentiellen“ Anstieg der gemeldeten Fälle in seinem Land. Die Wirksamkeit der Vakzine gegen diese Virusvariante ist demnach noch unklar. 

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Die Zahl der täglich gemeldeten Corona-Neuinfektionen in Südafrika war zuletzt drastisch gestiegen. Am Mittwoch meldeten die Behörden binnen 1200 Neuansteckungen binnen 24 Stunden. Anfang November hatte dieser Wert noch bei 106 Fällen gelegen. In Südafrika sind 35 Prozent der Erwachsenen vollständig gegen Covid-19 geimpft. (dpa/mbr/afp)

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