NRW-KulturministerinPfeiffer-Poensgen verteidigt Unigebühren für Nicht-EU-Ausländer

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Pfeiffer-Poensgen

NRW-Kulturministerin Pfeiffer-Poensgen

Düsseldorf – Die Ministerin wirkt etwas zugeknöpft. Nein, über Privates werde sie nicht reden, stellt Isabel Pfeiffer-Poensgen bei Fahrtantritt klar. Das wirkt schroff, ist aber vielleicht gar nicht so gemeint. Die Frau mit den langen grauen Haaren ist keine gelernte Politikerin.

Der Drang, immer gut ankommen zu müssen, ist ihr fremd. Pfeiffer-Poensgen gilt als Koryphäe auf ihrem Gebiet. „Kultur und Wissenschaft sind Felder, in denen ich lange gearbeitet habe“, sagt die 64-Jährige. Deshalb habe sie das Angebot von Armin Laschet, in die Regierungsmannschaft einzusteigen, nicht ablehnen können.

Kritik an Warhol-Verkauf

Der Ministerpräsident von NRW schätzt die Kunstexpertin seit vielen Jahren. Von 1999 bis 2004 war sie Beigeordnete für Kultur und Soziales in Laschets Heimatstadt Aachen. Als Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder hatte Pfeiffer-Poensgen die rot-grüne Vorgängerregierung unter der Führung von Hannelore Kraft (SPD) zum Teil scharf kritisiert. Über die „unsägliche Versteigerung“ von Warhol-Bildern aus dem Bestand des landeseigenen Westspiel-Casinos im Jahr 2014 regt sie sich bis heute auf. „Dazu konnte ich nicht schweigen. Die Vorgängerregierung hatte keinen Zugang zum Thema Kultur.“

Der Vorgang habe dem Ansehen des Landes auch international geschadet. Selbst die New York Times hat über die Versteigerung, die 151 Millionen Euro einbrachte, berichtet. Rot-Grün habe „die Dollarzeichen in den Augen“ gehabt, sagt Pfeiffer-Poensgen. Und fügt spitz hinzu: „Dass der damalige Finanzminister Norbert Walter-Borjans sich in seiner Freizeit als Bildhauer betätigt, hat sich jedenfalls nicht ausgewirkt.“

Pfeiffer-Poensgen kämpft in der Politik eher mit dem Florett als mit dem Säbel. Aber sie spricht Klartext.

„Ich lasse mir nicht gerne reinreden“, stellt die Ministerin klar. „Einen eigenen Kopf habe ich überall. Ich bin sowohl freundlich als auch streng“, sagt sie über sich selbst. Pfeiffer-Poensgen wurde in Aachen geboren. „Bei uns zu Hause wurde am Esstisch viel über Politik und gesellschaftliche Missstände diskutiert. Mein Vater hat gesagt: Macht es selber besser.“

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Jetzt soll die gelernte Juristin Kultur und Wissenschaft in NRW nach vorne bringen. Sie hat das Glück, dass Schwarz-Gelb die Ausgaben für den Kulturbereich verdoppeln will. „Mit 50 Prozent mehr Geld kann man viel bewirken. Wir wollen die Förderquote bei den Betriebskostenzuschüssen der Theater und Orchester wieder anheben und die Kulturlandschaft in der Breite stabilisieren“, sagt Pfeiffer-Poensgen. Die Kultur solle wieder als wichtiger Bestandteil der Politik wahrgenommen werden und ihren herausragenden Stellenwert zurückerhalten.

Bei den Hochschulen ist die geplante Einführung von Studiengebühren für Nicht-EU-Ausländer umstritten. Die Opposition kritisiert, dass sich dadurch viele Akademiker, die für deutsche Unternehmen attraktiv sein könnten, von einem Studium in Deutschland abhalten lassen könnten. Die Ministerin weist solche Bedenken zurück. „Im Ausland werden Studiengebühren vielfach erwartet, nach dem Motto: »Was nichts kostet, ist nichts wert.« In Asien ist es undenkbar, dass etwas nichts kostet, was gut ist.“

„Ich bin nicht borniert“

Pfeiffer-Poensgen ist auch als Ministerin an vielen Abenden bei Theateraufführungen und Konzertveranstaltungen zu Gast. Hat sie selbst eine musische Begabung? „Früher habe ich Klavier gespielt und höre noch immer gerne Musik, und zwar alle Richtungen, von klassisch bis modern. Nur gut muss sie sein. Das gilt auch für Schlager oder Karnevalsmusik.“

Viele Menschen glauben, als Kulturministerin sei man eine abgehobene Person, die im Elfenbeinturm über den Dingen schwebt. Pfeiffer-Poensgen sieht sich selbst allerdings nicht so: „Nein, ich bin nicht borniert. Kunst und Kultur sind das eine – ich gehe aber genauso gerne ab und an ins Brauhaus.“

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