Drei Jahre lang hat die Pandemie den Alltag der Menschen in NRW bestimmt. Am 1. März läuft die Corona-Schutzverordnung aus. NRW-Gesundheitsminister Laumann zog eine Bilanz - und räumte Fehler ein.
Laumanns Corona-BilanzAlte alleine sterben zu lassen war schwerer Fehler

NRW-Gesundheitsminster Karl-Josef Laumann (CDU) zieht nach drei Jahren Corona eine Bilanz.
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NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat Fehler beim Krisenmanagement in der Pandemie eingeräumt. „Durch die Abriegelung der Altenheime im Jahr 2020 haben sich Situationen abgespielt, die wir nicht wieder gut machen können“, sagte der CDU-Politiker bei einer Bilanz zu den drei zurückliegenden Corona-Jahren. Menschen, die zum Teil 50 Jahre verheiratet gewesen waren, hätten durch die strengen Kontaktbeschränkungen in den Alten- und Pflegeeinrichtungen beim Tod des Partners nicht dabei sein können. Dies dürfe sich nicht wiederholen. „Das müssen wir uns ins Stammbuch schreiben, dass wir das künftig anders machen“, sagte Laumann selbstkritisch.
Zum 1. März läuft die 114. Coronaschutzverordnung in NRW aus. „Heute ist der letzte Tag, wo überhaupt eine Corona-Schutzverordnung in Nordrhein-Westfalen gilt. Morgen ist das Geschichte“, sagte Laumann. Die Alten- und Pflegeheime dürfen dann keine eigenmächtigen Besuchsverbote mehr verhängen. „Heime haben jetzt offen zu sein in den Besuchszeiten für die Besucherinnen und Besucher“, sagte Laumann. Individuelle hausrechtliche Lösungen werde die Landesregierung künftig nicht mehr akzeptieren. Besucher müssen aber vorerst weiterhin eine Maske tragen.
Nur wenige Gerichtsverfahren gingen verloren
Insgesamt könne man mit der Bewältigung der Krise zufrieden sein, bilanzierte der NRW-Gesundheitsminister. Dank der Schutzmaßnahmen sei das Gesundheitssystem in NRW zu keinem Zeitpunkt überlastet gewesen. Dazu hätten auch die harten Lockdowns im Handel, in der Gastronomie und an Kitas und Schulen beigetragen. So war der Präsenzunterricht in ganz NRW vom 16. März bis 6. Mai 2020 und vom 19. Dezember 2020 bis 21. Februar 2021 untersagt. „Die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen war gewahrt, darauf bin ich stolz“, sagte Laumann. Von 1235 Gerichtsverfahren, in denen die Corona-Schutzverordnungen beklagt worden seien, habe das Land nur zehn verloren.
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Mit Stand 27. Februar sind seit Pandemiebeginn rund 31.200 Menschen in NRW mit oder an Corona gestorben. Bei der Fallsterblichkeit liegt NRW im Ländervergleich damit auf Rang sieben. Laumann erklärte, NRW sei nach den Erfahrungen der Pandemie besser auf künftige Krisen vorbereitet. Während es zu Beginn der Pandemie nur 4150 Betten mit Beatmungsmöglichkeit gegeben habe, seien es nur ein Jahr später schon 5159 gewesen. „Ich bin heilfroh, dass wir während der gesamten Pandemie in Nordrhein-Westfalen in der Lage waren, jedem Menschen, der es brauchte, eine Krankenhausbehandlung zu geben“, bilanzierte Laumann. In keinem einzigen Fall habe die Behandlung eines Menschen an seinem persönlichen Geldbeutel gehangen.
NRW bleibt auf Import-Medikamente angewiesen
Die Versorgung mit medizinischem Gerät sei massiv ausgebaut worden, allerdings geben es bei Medikamenten und Schutzausrüstung wegen des Kostendrucks weiterhin eine starke Abhängigkeit von Lieferungen aus dem Ausland. Ziel des Krankenhausplans sei es, unnötige Konkurrenzen zu beenden und die Qualität der Behandlungen zu verbessern. „Wir können uns keine Versorgungslücken leisten“, sagte der NRW-Gesundheitsminister. Es bleibe wichtig, die Gesundheitsämter dauerhaft zu stärken.
Oppositionsführer Thomas Kutschaty erklärte, drei Jahre lang habe die Corona-Schutzverordnung den Alltag der Menschen bestimmt. „Statt klarer Navigation war es aber nicht selten wie das Warten auf die Lotto-Zahlen“, sagte der SPD-Politiker. Zu oft seien die Maßnahmen der NRW-Landesregierung von Überraschungen und Kurzfristigkeiten geprägt gewesen, die schon wenig später zurückgenommen werden mussten. „Wir wissen heute, dass manche Zumutungen für Kinder, Jugendliche und auch Ältere schlichtweg zuviel waren“, sagte Kutschaty.