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Nur wenige kennen Thorsten SchickWarum machte Wüst einen Unbekannten zum Chef?

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Thorsten Schick.

Düsseldorf – Als er für den Posten vorgeschlagen wurde, waren viele Parteifreunde überrascht. „Thorsten wer?“, fragte man sich in der CDU. Thorsten Schick, Unions-Politiker aus Iserlohn, ist seit dem Sommer der neue Chef der CDU im Düsseldorfer Landtag.

Die Schlüsselfunktion, die auch Jürgen Rüttgers und Armin Laschet bekleideten, bevor sie Regierungschefs wurden, gilt in der CDU als Sprungbrett nach ganz oben. Am Donnertag hatte der Sauerländer seine erste große Bewährungsprobe. Schick musste in der Generaldebatte zur Regierungserklärung von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst beweisen, dass er seiner Rolle gerecht werden kann. Wüst hatte Schick für den Fraktionsvorsitz vorgeschlagen, nachdem der Koalitionsvertrag mit den Grünen unterzeichnet worden war.

Guter Draht zu Wüst

Schick war 2005 – zusammen mit Wüst – ins Parlament eingezogen. Der gemeinsame Start in Düsseldorf habe für einen guten Draht zwischen den beiden Politikern gesorgt, heißt es in der CDU. Wüst habe den Austausch mit dem Kollegen aus Iserlohn stets geschätzt. Schick verfüge über das Talent, strategisch zu denken. Als Medienpolitiker hatte er in den vergangenen Legislaturperioden allerdings so gut wie nie im öffentlichen Rampenlicht gestanden.

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Fraktionskollegen war allerdings zuletzt aufgefallen, dass Schick als Vorsitzender des Digitalausschusses ein gutes Verhältnis zu den Grünen aufgebaut hatte. Der Sauerländer sei kein „Haudrauf“, sondern ein Moderator. Wegen seiner freundlichen, ausgleichenden Art sei der 50-Jährige in der Fraktion beliebt und anerkannt, heißt es in der CDU.

Löttgen zog sich vom Vorsitz zurück

Auch in der Landesregierung hatte die Personalie zum Teil Erstaunen ausgelöst. Nachdem feststand, dass der frühere Fraktionschef Bodo Löttgen das Amt nicht weiterführen würde, sei es jetzt richtig, einen „Teamplayer“ an die Spitze zu setzen, heißt es. „In der Koalition mit den Grünen wird sicher so mancher Sturm auf uns zukommen“, sagte ein Regierungsmitglied unserer Zeitung. „Da muss man jemanden haben, der die Truppe zusammenhält. Wüst setzt darauf, dass Thorsten das kann.“ Bei seiner Wahl zum Fraktionschef hatte Schick 94,4 Prozent der Stimmen erhalten.

In Parteikreisen kursiert allerdings noch eine andere Begründung für die Personalentscheidung. In der CDU spiele nach wie vor der Regionalproporz eine wichtige Rolle bei der Besetzung von Führungspositionen, erklärt ein Mitglied aus dem Landesvorstand.  Nachdem CDU-Urgestein Klaus Kaiser, früher Parlamentarischer Staatssekretär im Wissenschaftsministerium aus Arnsberg, aus der Regierungausschied, sei der CDU-Bezirk Südwestfalen nicht mehr auf der Regierungsbank vertreten. „Die Berufung von Schick zum Fraktionschef soll das kompensieren“, so der Insider.

Schick gibt sich angriffslustig

Als Schick zum Rednerpult tritt, brandet in der CDU-Fraktion Jubel auf. Der frühere Journalist gibt sich angriffslustig, attackiert SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty, den er als ein „Auslaufmodell“ bezeichnet. Die SPD „schmiere weiter ab“, sagt Schick. Kutschaty ginge es bei seiner Kritik an der Landesregierung nicht um die Sache, sondern nur darum, „sich im Amt“ zu halten. „Wir werden die kommenden fünf Jahre zu einer Erfolgsgeschichte machen“, verspricht der neue Fraktionschef. Familie müsse wieder großgeschrieben werden, das bedeute auch eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Frauen und Männer in NRW. Kinder seien die großen Verlierer der Pandemie gewesen: „Unser Ziel ist, dass gerade die Kinder das Versäumte nachholen und aufholen können.“

Dank an die FDP

Schicks versöhnliche Ader kommt zum Ausdruck, als er dem früheren Koalitionspartner, der FDP, dankt. „Ihr wart immer verlässliche Partner. Ich würde mir daher sehr wünschen, dass die neue FDP-Führung nicht der Versuchung erliegt, auf Total-Opposition umzuschalten“, sagt Schick. Freundliche Worte findet er auch für seinen Amtsvorgänger. „Ich danke dir, lieber Bodo Löttgen. Du hast eine Einstimmen-Mehrheit mit vollem Einsatz verteidigt.“

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Die Opposition fordert Schick zu einer konstruktiven Zusammenarbeit auf. Die Menschen würden Lösungen erwarten, und nicht „das Klein-Klein“ und den „kleinkarierten politischen Stellungskampf“, den Kutschaty vorgetragen habe. Eine Schlussbemerkung,  die in den eigenen Reihen gut ankommt. „Toto hat seine Feuertaufe bestanden“, freut sich eine CDU-Parlamentarierin nach der Debatte.

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