Polizeiskandal„Monitor“: Asylbewerber Oury Jalloh wurde vermutlich ermordet

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Oury Jalloh1

Teilnehmer einer Demonstration zum zehnten Todestag von Oury Jalloh 2015 am Hauptbahnhof in Dessau

Köln – Der 2005 in einer Dessauer Polizeizelle verbrannte Asylbewerber Oury Jalloh soll neuen Erkenntnissen zufolge mit hoher Wahrscheinlichkeit getötet worden sein. Das soll aus Ermittlungsakten zu dem Fall hervorgehen, die dem ARD-Magazin „Monitor“ (WDR) vorliegen.

Mehrere Sachverständige aus den Bereichen Brandschutz, Medizin und Chemie kommen laut der Unterlagen mehrheitlich zum dem Schluss, dass ein Tod durch Fremdeinwirkung wahrscheinlicher sei als die lange von den Ermittlungsbehörden verfolgte These einer Selbstanzündung durch den Mann aus Sierra Leone. Auch der langjährige Ermittler der Staatsanwaltschaft Dessau, der leitende Oberstaatsanwalt Folker Bittmann, bislang ein Verfechter der Selbsttötungs-Theorie, geht „Monitor“ zufolge in einem Schreiben vom April dieses Jahres von einem begründeten Mordverdacht aus. Angeblich werden sogar konkrete Verdächtige für die Tat aus der Dessauer Polizei benannt.

„Angesichts der neuen Erkenntnisse ist die drohende Einstellung des Verfahrens ein Skandal“, sagte die Anwältin der Familie Jalloh, Gabriele Heinecke, „Monitor“. Die Staatsanwaltschaft Halle hat die Ermittlungen in dem Fall laut einer Erklärung vom 12. Oktober 2017 aber dennoch eingestellt, weil sich „keine ausreichenden tatsächlichen Anhaltspunkte für eine Beteiligung Dritter an der Brandlegung“ ergeben hätten. (red)

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