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Pressestimmen zu Halle„Ein großer Teil der Juden Europas erwägt auszuwandern“

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Synagoge_Halle

Die Synagoge zu Halle.

Halle – Stefan B. hatte am höchsten Feiertag des Judentums - Jom Kippur - versucht die Tür einer vollbesetzten Synagoge in Halle (Saale) aufzubrechen. Weltweit berichten Medien über den antisemitischen Angriff.

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Die größte Tageszeitung in Schweden „Dagens Nyheter"schreibt: „Der Terror funktioniert. Ein großer Teil der Juden Europas erwägt auszuwandern, wie eine EU-Studie unter 16.000 europäischen Juden zeigt. 89 Prozent spüren, dass der Antisemitismus in den vergangenen fünf Jahren gewachsen ist. (...)“

Halle müsse ein Einschnitt im Umgang mit Antisemitismus sein, schreibt die „Rheinische Post“. „Einschlägige Taten zu registrieren, die Täter, so die Behörden sie denn fassen, zu bestrafen und Jahr für Jahr an Gedenktagen ein "Nie wieder" zu beteuern - das reicht nach Halle nicht mehr aus. (...)“ Dies vor allem auch vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Verbrechen, die auf deutschem Boden an Juden verübt wurden.

Die israelische Zeitung „Haaretz" titelt eindringlich: „Die Schüsse auf die Synagoge in Ostdeutschland waren nicht nur ein antisemitischer Angriff. Es war auch ein Angriff auf Einwanderung (...). Die Täter sind einheimische weiße Männer voller Feindseligkeit und Frustration, angestachelt nicht nur von rechtsextremen Internetseiten und Literatur, sondern auch von angeblichen Mainstream-Politikern, allen voran Präsident Donald Trump.“

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung" schreibt, Rechtsextremismus sei in der Mitte der Gesellschaft angekommen: „Traurige Wahrheit ist doch, dass sich rechtsextremistische und antisemitische Gefährder in Deutschland schon seit Jahren wieder frei im Bodensatz der Gesellschaft bewegen können, einem Bodensatz, der nicht nur in Sachsen-Anhalt politisch Morgenluft wittert."

Eine der wichtigsten italienischen Tageszeitungen „La Repubblica“ schreibt, Halle sei ein Signal, das nicht ignoriert werden dürfe. „(...) Das Feuer der Intoleranz ist zurückgekehrt, um in unseren Ländern mit einer nie zuvor gesehenen Gewalt zu brennen. Das von Halle ist kein Einzelfall. Und man kann es nicht auf eine Episode des Wahnsinns reduzieren. Wir stehen stattdessen vor der schwersten Bedrohung unserer Demokratien."

Die „Leipziger Volkszeitung“ schreibt, Rechtsextremismus werde noch immer verharmlost. Gleichzeitig sei rechtes und antisemitisches Gedankengut inzwischen gesellschaftsfähig. „In Halle betreibt die Identitäre Bewegung mitten in der Stadt ein Haus – jene Identitäre Bewegung, die das Bundesamt für Verfassungsschutz im Sommer als eindeutig rechtsextrem eingestuft hat und die unter anderem Kontakte zu Teilen der AfD unterhält. (...) Die Landesregierung hat die Gefahren von rechts später immer mal wieder unter dem Eindruck des Erstarkens der AfD relativiert – fatalerweise. Was für Halle gilt, gilt für das ganze Land. Die Militanz der rechtsextremistischen Szene wächst. Sie tritt immer unverhohlener auf und sickert teilweise sogar in die Sicherheitsbehörden ein.“ (ek)

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